Delbrückerin veredelt Christbaumkugeln mit der Weihnachtsgeschichte

Delbrück. Sie kennt die Weihnachtsgeschichte auswendig. Die Luther-Übersetzung der Verse 1 bis 14 aus dem Lukas-Evangelium kann Ingrid Schwermann auch nachts um drei aufsagen. Der Grund: Die Delbrückerin hat sie schon tausende Male aufgeschrieben – auf Christbaumkugeln. &bdquo;Bei meiner Mutter im Tecklenburger Land habe ich das gesehen und wollte es auch probieren. So findet die Weihnachtsgeschichte den Weg in viele Häuser“, sagt die 72-Jährige. Das war vor 40 Jahren. Seitdem veredelt sie den Christbaumschmuck auf diese persönliche Weise. Als frühere Lehrerin an der Lipplinger Förderschule pflegt sie eine saubere Schreibschrift – und hat die nötige Ruhe für das außergewöhnliche Hobby. Beides kommt ihr bei der Kugel-Leidenschaft zu Gute. 50 Minuten braucht sie in etwa, um die Geschichte der Geburt Christi auf goldene, silberne oder rote Exemplare zu schreiben. In der Hand führt sie bedächtig ihren feinen Folienstift. &bdquo;Zuerst wische ich aber die Kugeln mit Rasierwasser ab, damit der Stift leichter läuft. Dann beginne ich ganz oben auf der Kugel.“ Rund 200 Stück fertigt Ingrid Schwermann mittlerweile jährlich an.&bdquo;Meine Familie und die Bekannten habe fast alle schon eine“, sagt sie. Dennoch gibt es eine anhaltende Nachfrage: im Rietberger Bibeldorf. Dort ist die Witwe seit 2014 engagiert. Der religionspädagogische Lernort der evangelischen Kirchengemeinde bringt Besuchern die Welt der Bibel mit Schauspielen und Seminaren näher. Zudem gibt es an den Adventswochenenden einen Markt, der passende Utensilien anbietet. Dort ist Ingrid Schwermann mit ihren Kugeln vertreten – und erntet regelmäßig viel Bewunderung: &bdquo;Als ich vor sieben Jahren zum ersten Mal dort verkauft habe, waren 100 Stück schon am ersten Marktwochende ausverkauft. Die nächsten 90 dann am darauffolgenden.“Die Gewinne aus dem Verkauf bleiben beim Bibeldorf, sie betreibt kein Gewerbe. Trotzdem geht sie auf Sonderwünsche ein: Auf Anfrage gibt es die Worte des Evangeliums auch in englischer oder französischer Sprache auf den Kugeln. &bdquo;Da muss ich aber noch manchmal ablesen“, sagt die Pensionärin, die jüngst zum vierten Mal Großmutter geworden ist. Und wie schafft sie es, dass die Geschichte immer auf die Kugeln passt? &bdquo;Erfahrung hilft natürlich. Wenn an der dicksten Stelle der Kugel Maria das Kind in die Krippe legt, dann weiß ich, dass es auskommt.“ Selbst einer so erfahrenen und konzentrierten Schreiberin wie Ingrid Schwermann unterlaufen aber mal Fehler. Doch auch da gibt es Hilfsmittel: &bdquo;Ich nehme dann altes Parfüm, das nicht mehr gut riecht und tupfe die Stelle weg.“Bewunderern ihres Handwerks rät die Pädagogin immer, es auch mal selbst zu versuchen. Notwendig sind nur der Folienstift, die Kugel und etwas Ruhe. &bdquo;Jeder kann mit einem Weihnachtslied starten. Wenn es dann nicht ganz drauf passt, kann man ja auch Strophen weglassen.“ Und ihr Tipp für Kinder: &bdquo;Einfach mal Weihnachtsgrüße an Eltern oder Großeltern draufschreiben, Das freut doch jeden, auch wenn der Text mal etwas schief ist.“ Wer die Texte nicht auswendig parat hat, braucht noch eine Vorlage. Für Ingrid Schwermann war es bei der Weihnachtsgeschichte übrigens eine besondere Bibelausgabe: &bdquo;Ich habe die Luther-Übersetzung aus der Konfirmationsbibel meines Schwiegervaters aus dem Jahr 1915.“Beim Musik hören im heimischen Sessel beschreibt sie übrigens nicht nur Christbaumkugeln. Für die Osterzeit im Bibeldorf und für andere Anfragen verziert sie fleißig ausgepustete Eier mit Bibelstellen. Um alle Waren immer heile transportieren zu können, nimmt sie gerne die Unterstützung ihres Posaunenchores in Anspruch: Dort wird eifrig Luftpolsterfolie gesammelt – damit die Weihnachtsgeschichte nicht zu Bruch geht.

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