Bauern im Kreis Paderborn sind sauer auf die CDU

Kreis Paderborn. Eine spätabendliche Entscheidung im Bundestag aus der Vorwoche sorgt für Aufruhr und Ärger bei Landwirten im Kreis Paderborn. Das lange umstrittene Paket zum Insektenschutz ist mit der Mehrheit der Großen Koalition verabschiedet worden. Landwirte wie Marcus Blome aus Lippling und Karl-Philipp Meyer aus Nordborchen halten es für &bdquo;eine Katastrophe" für hiesige Bauern sowie die Lebensmittelversorgung im ganzen Land. Besonders von der CDU fühlen sie sich &bdquo;verraten und verkauft", wie Blome sagt. Der Lipplinger ist in den Vorjahren immer wieder gegen politische Beschlüsse und auch Knebelverträge des Handels öffentlich aktiv geworden. Er gehört zu den so genannten &bdquo;Paderborner Rebellen". Mit dem neuesten Gesetz, dessen Beschluss mehrfach verschoben worden war, sieht er sich in seiner Kritik bestätigt. Konkret sollen demnach nun zusätzliche Gebiete unter besonderen Schutz gestellt werden, die wichtige Lebensräume für Insekten sind. Genannt werden Wiesen mit verstreut stehenden Obstbäumen, artenreiche Weiden, Steinriegel und Trockenmauern. In diesen Schutzgebieten wird der Einsatz bestimmter Pflanzenschutzmittel eingeschränkt beziehungsweise untersagt. &bdquo;Damit ist dort Rapsanbau zum Beispiel nicht mehr möglich. Wenn solche Flächen zur Lebensmittelerzeugung wegfallen, müssen sie aber woanders neu entstehen. In Brasilien könnte also noch mehr Regenwald brennen", vermutet Blome. Für ihn befördert das Gesetz den Eindruck, dass sich die Politik – auch durch vorherige Maßnahmen zum Umweltschutz – von der Landwirtschaft verabschiedet: &bdquo;Unser Essen kommt dann eben in Zukunft woanders her und wir werden am Tropf dieser Länder hängen." Deutschlandweit würden nun 1,2 Millionen Hektar Land &bdquo;aus der Produktion gehen", etwa neun Prozent der Agrarlandschaft. &bdquo;Ein Trostpflaster, das die Union auch noch als großen Wurf verkauft" Auch wenn Blome sagt, selbst die Paderborner Rebellen hätten mittlerweile resigniert, will er zumindest die CDU nicht ganz geräuschlos aus dem Thema entlassen. Noch im Vorfeld der Abstimmung habe er deren Paderborner Bundestagsabgeordneten Carsten Linnemann deutlich darauf hingewiesen, dass der Beschluss ein Votum gegen die Landwirtschaft sei. Den von der CDU ins Paket hineinverhandelten Erschwernisausgleich von jährlich 65 Millionen Euro nennt er &bdquo;ein Trostpflaster, das die Union auch noch als großen Wurf verkauft". Laut Liste des Bundestags hat Linnemann an der namentlichen Abstimmung nicht teilgenommen. Sieben Unionsabgeordnete votierten gegen das Gesetz. Unter ihnen auch Johannes Röring, bis zur Ablösung durch den Hövelhofer Hubertus Beringmeier 2020, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands. Blome sieht die Landwirte in der Region am Boden – und die CDU nun als maßgebliche Totengräber: &bdquo;Sie hätten ja dagegen stimmen können, aber das fand mit Rücksicht auf den Koalitionspartner SPD nicht statt." Er kündigt an, im Wahlkampf auf die Position der Landwirte aufmerksam machen zu wollen. Möglicherweise auch gezielt bei CDU-Veranstaltungen. Auch Bauer Karl-Philipp Meyer aus Nordborchen ist schwer enttäuscht. &bdquo;Dass so viele Hektar aus der Produktion genommen werden ist extrem – auch für uns Bauern im Kreis Paderborn." Meyer, der auf seinem Hof unter anderem Rinder hält, ist sich sicher, dass die Lebensmittelsicherheit nachlässt: &bdquo;Wenn die Produkte demnächst aus anderen Ländern kommen, wird es mehr Rückrufe geben." Die Produktionsbedingungen beispielsweise in Brasilien oder Russland seien zudem weit unterhalb deutscher Umweltstandards. Meyer sagt: &bdquo;Dieses Gesetz ist eine Voll-Katastrophe und es ist zu erkennen, wie sich die CDU weggeduckt hat." Auch bei Berufskollegen, die über Jahre den Protest der Rebellen eher belächelt hätten, drehe sich der Wind mittlerweile: &bdquo;Sie realisieren gerade alle, was mit uns passiert." Blome und Meyer haben diesmal sogar den Präsidenten des Deutschen Bauernverbands hinter sich. Joachim Rukwied nennt das Gesetzespaket &bdquo;verfehlt" und spricht von einem &bdquo;massiven Vertrauensverlust und einer schweren Hypothek für den kooperativen Naturschutz".

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