Wirtin aus Leidenschaft steht noch mit 80 Jahren hinterm Tresen

Delbrück. &bdquo;Wir gehen nach Schmitz' Herbert" - das war in Delbrück Jahrzehnte lang fast schon ein geflügeltes Wort. Der Wirt ist schon länger tot, aber die Kneipe "Zum Mühlenbruch" gibt es nach über 48 Jahren immer noch. Und zu den vielen Geschichten aus der kultigen Gaststätte gesellte sich nun noch eine weitere hinzu: Die Wirtin Christa Schmitz feierte am 4. Dezember ihren 80. Geburtstag. &bdquo;Da war wieder einmal richtig was los", ist sie begeistert. Fast so wie früher, als sie mit ihrem Mann Herbert das Restaurant am 23. April 1971 eröffnete. Heutzutage ist es ruhiger geworden, aber für einen kleinen Kreis von Stammkunden will sie noch so lange wie möglich hinter der Theke stehen. Aus einer Geflügelfarm wurde die Kneipe &bdquo;Die haben uns die Bude eingerannt. Es war die erste Gaststätte mit einer Empore", blickt die agile Wirtin an die Anfangszeit zurück. Ihr Mann Herbert ist vor vielen Jahren gestorben. Mit ihm wagte sie den erfolgreichen Sprung in die Selbstständigkeit. An der früheren Anreppener Straße kaufte ihr Vater das Gebäude und betrieb eine Brüterei und eine Geflügelzucht. &bdquo;Mein Mann war Autoschlosser. Einer seiner Kollegen pachtete hinter Paderborn eine Kneipe. Das gefiel mir und nach dem Tod meines Vaters haben wir uns zum Umbau entscheiden", strahlt die Seniorin. Sie sei immer schon eine sehr gesellige Frau gewesen, hätte gern viele Freundschaften und den Kontakt zur Nachbarschaft gepflegt. &bdquo;Unser Architekt Stefan Kellner stellte uns die Planungen mit der Empore im ehemaligen Geflügelstall vor. Das war der Renner", kommt sie ins Schwärmen. Mit der trendigen neuen Kneipe begann für Christa Schmitz die Zeit der Zigeuner- und Jägerschnitzel. &bdquo;Ich hatte nicht einmal eine Spülmaschine. Heute frage ich mich, wie wir das geschafft haben", erzählt die Mutter von drei Kindern. "Ich frage mich, wie wir das alles geschafft haben" &bdquo;Bei uns war die Jugend willkommen. Unsere Kinder sind mit Gleichaltrigen in guten Cliquen groß geworden", erinnert sie sich an viel Schabernack. &bdquo;Die jungen Burschen, allen voran die Fußballer, kamen zu uns. Autos hatten sie noch nicht. Sie standen mit ihrem Fahrrad vor unserem Bett oder setzten sich in Unterwäsche vor den Tresen. Bei Polterabenden wurden Hosen verbrannt und bei einem Sparfest hat der Nikolaus mit seinem Stab ein Loch in eine Tür gehauen", strahlen ihre Augen bei dem Gedanken an das allgemeine Gelächter. Die Schäden seien im Vergleich zum Spaß und so manchem Bild für die Götter gering gewesen, wiegt sie schmunzelnd ab. Sie hat noch mehr auf Lager: &bdquo;Unter den Älteren gab es auch originale Delbrücker Unmünner. Einer hat Blumen aus der Vase gegessen und sich das Wasser hinterher gekippt." Nach der Arbeit auf ein Bier Nach und nach wäre es immer weniger geworden. 20 Jahre habe sie in der Küche gestanden. Dann sei das Essen für Feiern geliefert worden. &bdquo;Früher kamen die Leute nach der Arbeit auf ein Bier. Die fuhren noch, denn es gab wenig Autoverkehr. Heute wird vorgeglüht. Eine Zeit lang hatten wir Bezahlfernsehen, aber das lohnte sich nicht mehr. An zwei Tagen in der Woche öffne ich für unsere Stammkunden ab 16.30 Uhr bis in den frühen Abend und sonntags gibt es einen kleinen Frühschoppen. Die Gäste unterhalten sich und knobeln. Mein Sohn Michael hilft mir dabei. Die Kinder möchten die Kneipe nicht übernehmen und das ist in Ordnung für mich. Ein Pächter könnte davon nicht leben", sieht sie es positiv, dass nach wie vor treue Mitglieder ihrer kleinen Delbrücker Familie zusammenkommen. Nach fast 50 Jahren seien lieb gewordene Gäste bereits gestorben, berichtet sie. &bdquo;Draußen könnte ich Kaffee und Kuchen anbieten, denn es kommen Radler vorbei. Aber das Laufen fällt mir schwer", nimmt sie gut gelaunt ihren Platz hinter der Theke ein. Die Ramba-Zamba-Party ist Tradition &bdquo;Mehrere große Veranstaltungen im Jahr haben wir noch", listet sie ein Kickerturnier, das Sparfest und Themenpartys auf. Dabei würden Jugenderinnerungen aufgefrischt. Außerdem findet jedes Jahr am Karnevalssonntag vor dem Kinderzug bei &bdquo;Schmitz Christa" eine Ramba-Zamba-Party statt. &bdquo;Das hat Tradition. Jecke Volleyballer und Fußballer treffen sich morgens zum Kicken in Schlafanzügen und Nachthemden. Früher sind sie direkt vom roten Ascheplatz zu uns in die Kneipe gekommen. Das war ein Dreck", lacht Christa und stellt klar: &bdquo;Ich freue mich schon auf die nächste Narrenparty." Sie betont auch, dass sie keine sieben Minuten brauche, um ein gutes Pils zu zapfen - sie profitiere von fast 50 Jahren Erfahrung. Obwohl sie selbst gar kein Bier mag. So ein Likör wie &bdquo;Schwarzer Kater" sei schon eher nach ihrem Geschmack. Frohgemut schaut sie nach vorn und hofft auf weitere schöne Jahre in ihrer Kneipe.

Meistgelesen