Von Maffay bis Mbappé: Shop-Leitung am Paderborner Flughafen hat sie alle gesehen

Büren. Wer in der Vergangenheit den Kreis Paderborn verließ, kam an Ria Weiß-Künstel nicht vorbei. Zumindest, wer das mit dem Flugzeug tat. Denn die 66-Jährige etablierte den Duty-free-Shop am Flughafen Paderborn-Lippstadt. Und der ist so platziert, dass man nach den Kontrollen an den Ladenregalen von Weiß-Künstel vorbeikommt. Deswegen habe die gebürtige Brenkenerin auch viele gesehen: Peter Maffay, die französische Fußball-Nationalmannschaft, die Spieler des FC Bayern oder Uwe Ochsenknecht, aber auch angeheiterte Malle-Touristen, Familienurlauber sowie Geschäftsreisende. Diese prominente Lage im Flughafen hatte der Duty-free-Shop jedoch nicht immer. Angefangen hat alles vor 40 Jahren ganz anders. &bdquo;Ich wollte ursprünglich Lehrerin für Mathematik und Textilgestaltung werden“, sagt Weiß-Künstel. Wie viele zu der Zeit, hätte sie keine Stelle bekommen und hatte eine alternative Idee: einen Imbissstand mit belegten Brötchen und Kaffee am Flughafen. &bdquo;Mein damaliger Mann war Pilot und musste sich immer in München oder Frankfurt verpflegen, weil es hier nichts gab“, sagt Weiß-Künstel. Lesen Sie auch: Nach EM-Aus: Französische Fußballstars geben Autogramme im Kreis Paderborn Wer besonders wenig Geld im Duty-free-Shop ausgibt Am 1. April 1985 gingen dann die ersten Lunch-Pakete über die Theke. Zunächst beschränkte sich der Verkauf nur auf den Morgen und den Nachmittag. Doch mit dem Wachstum des Flughafens häufte sich auch die Anzahl der Aufgaben. Als die ersten Boeing-Maschinen mit rund 160 Plätzen am Paderborner Flughafen abflogen, begann Weiß-Künstel auch damit, das Catering für die Passagiere zu übernehmen. Parallel veränderte sich auch das Sortiment in ihrem Geschäft. Es folgte eine kleine Snackbar mit Sitzplätzen, dann wurden auch zollfreie Spirituosen, Zigaretten und Parfums angeboten, die auch heute vor allem gekauft werden. Die Geschäftsleiterin beobachtete dabei besonders eins: &bdquo;Passagiere, die nicht aus Ostwestfalen kommen, geben in der Regel mehr Geld aus.“ Über die Jahre kamen mehrere Umzüge hinzu, bis der Duty-free-Shop schließlich seinen Platz direkt hinter den Eingangskontrollen fand. Zu den Hochzeiten sei der &bdquo;kleine“ Imbiss zu einem Geschäftsmodell mit bis zu 70 Mitarbeitern herangewachsen. Das Catering hätten inzwischen größere Anbieter übernehmen. &bdquo;Ich kämpfe nicht gegen Riesen“, sagt Weiß-Künstel. Lesen Sie zum Flughafen: Neuer Name für den Flughafen Paderborn/Lippstadt Was sich nach dem 11. September am Paderborner Flughafen verändert hat Heute habe der Shop circa zehn bis zwölf Mitarbeiter, sagt Weiß-Künstel, als sich zwei Kunden der Kasse nähern. Souverän bedient sie das Paar – als hätte sich nichts geändert. Der Flughafen sei jedoch ein anderer als vor 40 Jahren. Nicht schlechter, aber wesentlich größer. &bdquo;Früher haben wir den neuen Airlines auch mal einen Kuchen geschenkt“, sagt Weiß-Künstel. Heute sei es aufgrund der Größe etwas anonymer. Zudem seien die Sicherheitsvorkehrungen deutlich erhöht worden. Unter anderem auch wegen der Terroranschläge des 11. September. &bdquo;Es ist hier alles ja hermetisch abgeriegelt“, sagt Weiß-Künstel. Alle Mitarbeiter würden durch einen Metalldetektor gehen und benötigen einen Ausweis. Das sei nicht immer so gewesen. Die Geschäftsfrau erinnere sich gerne an einen Tag zurück, bei der sie mit ihrem privaten Auto über den Flughafen fuhr. &bdquo;Ein Passagier meinte zu mir, dass er gerade seinen Flug verpasst hatte“, sagt Weiß-Künstel. Die Maschine stand aber noch am Runway. Auch spannend: Safariland-Chefin im Kreis Gütersloh erlebt dramatische Landung am Paderborner Flughafen Mit dem privaten Auto direkt zum Flugzeug &bdquo;Ich habe im Tower angerufen und gefragt, ob ich den Mann zum Flugzeug fahren kann“, sagt Weiß-Künstel. Die Mitarbeiter hätten damit kein Problem, sodass sie den Passagier eben hinfuhr. So bekam der noch seinen Flug. Heute sei das undenkbar. Sie erinnere sich auch gerne daran, als der SC Paderborn in die erste Liga aufgestiegen ist. &bdquo;Da gab es noch Autogramme“, sagt die ehemalige Shop-Leiterin. Wenn heute Spieler der Topvereine wie dem FC Bayern hier vorbeikämen, würden die einen wie Luft behandeln. Nachdem Weiß-Künstel in den Ruhestand gegangen war, hat die Pad Airport Services GmbH, eine Tochtergesellschaft des heimischen Airports, die Leitung des Shops übernommen. Die Rentnerin wolle jetzt vor allem Zeit mit ihren fünf Enkeln verbringen. In den Urlaub fliegen werde sie aber in nächster Zeit nicht. Jedoch nicht wegen des Flughafens. &bdquo;Ich bin keine begeisterte Fliegerin, weil ich Probleme mit den Ohren habe“, sagt Weiß-Künstel. Deswegen bleibt sie lieber am Boden. Immer informiert bleiben: Hier gelangen Sie direkt zum Whatsapp-Kanal der NW Paderborn.

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