Kreis Paderborn. Seit Dezember 2012 gab es im Nachbarkreis Lippstadt wieder das alte LP-Autokennzeichen. „Diese Tatsache hat mich damals angespornt, es im Kreis Paderborn auch einfach mal zu versuchen“, erinnert sich Rainer Wester aus Upsprunge zurück. Karl Glahe aus Büren hatte dasselbe Anliegen. Zusammen gründeten sie eine Initiative und nach zwei Jahren hatten sie Erfolg: Das BÜR-Kennzeichen kehrte zurück.
2012 hatte das Bundesverkehrsministerium die Fahrzeug-Zulassungsverordnung geändert. Aufgelöste Landkreise wie Büren durften ab dem 1. November 2012 wieder das alte Kennzeichen einführen. Das wollten auch Wester und Glahe und fanden im Altkreis nach und nach viele Interessenten und Mitstreiter – aus der dortigen Oldtimer-Szene und auch darüber hinaus.
In den politischen Gremien des Kreises Paderborn stieß diese Idee jedoch anfangs nicht auf offene Ohren. Man befürchtete, der Kreis Paderborn verliere die wichtige identitätsstiftende Wirkung für die Region. Auch der Landkreistag NRW hatte die damalige Wiedereinführung abgelehnt.
Überall im Kreis Paderborn wurden Flyer ausgelegt
Diese politische Entscheidung war aber für Karl Glahe und Rainer Wester kein Hindernis, im Hintergrund weiter tätig zu sein. Beide gründeten die Initiative „BÜR“ und rührten für ihr Vorhaben ordentlich die Werbetrommel. „Ich war Rentner und hatte nicht nur Zeit, sondern auch Lust“, schmunzelt Glahe. „Zu sehen, dass andere etwas haben, was auch bei uns gehen kann, hat mich angetrieben“.
Der damals 69-Jährige entwarf und druckte auf eigene Kosten Plakate, Flyer und Aufkleber mit der Aufschrift: „Ich bin dafür“, bestückte Schaufenster und scheute auch die Gespräche mit Widersachern nicht. „Heute freuen wir uns sehr, aber es war auch sehr viel harte Arbeit“, gibt Glahe zu.
Der Bürener war in jeder Bankfiliale – von Blankenrode über das Stadtgebiet Wünnenberg bis ins Delbrücker Land. Überall legte und verteilte er seine Flyer und sammelte Unterschriften. Mit zwei Bussen, gefüllt mit zahlreichen BÜR-Fans, reisten Wester und Glahe dann schließlich am 3. November 2014 zum Paderborner Kreishaus. Ganz oben auf der Tagesordnung an diesem Tag: Wiedereinführung des Altkennzeichens „BÜR“.
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Initiator des Bürener Kennzeichens: „Viele hielten uns für verrückt“
„Es war durchgesickert, dass es gut für uns ausgehen wird“, erzählen beide. Der Kreistag stimmte mehrheitlich – bei sechs Gegenstimmen und zehn Enthaltungen – für die Wiedereinführung des Altkennzeichens. Die eigentliche Umsetzung lief dann schneller als von allen erwartet. Innerhalb von drei Wochen nach dem positiven Kreistagsbeschluss wurden die ersten Schilder geprägt.
Zehn Jahre ist das jetzt her. Seit dem 24. November 2014 prangt an den Autos beider Herren „BÜR“. Das alte Paderborner Kennzeichen, das mit der Kommunalen Neugliederung 1975 eingeführt wurde, hatte für Wester und Glahe mit diesem Tag offiziell ausgedient.
Sie bekamen für ihre Initiative aber auch reichlich Gegenwind. „Viele hielten uns für verrückt und die Aktion für vergebliche Liebesmüh“, erinnern sie sich gerne mit einem Lächeln an die Zeiten zurück. Für Glahe galt aber immer ein Leitsatz: „Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren“. Das Argument „Ihr Bürener, mit eurem Altkreis. Das ist doch lange her“, zählte für Wester nie. „Beim Kreisschützenfest wird das doch auch ganz anders gesehen“, gibt er zu bedenken.
Fast 10.000 Autos haben ein BÜR-Kennzeichen
Tatsächlich wurde aller Einsatz belohnt: Rainer Wester erhielt – per Zufall – das allererste neue Bürener Kennzeichen nach der offiziellen Freigabe. Die Nummer P006 belegt es. „Der Interessent mit der Nummer P001 hatte seine Unterlagen nicht vollständig und musste deshalb am Schalter umdrehen und noch einmal zurück nach Hause. Die anderen in der Schlange wollten ein PB-Schild. Da hatte ich einfach Glück“, erzählt der Upsprunger. Er kenne auch viele junge Leute, die sich für BÜR entschieden haben, obwohl sie den Altkreis nur aus Erzählungen kennen.
Eine von ihnen ist Anita Spenner aus Büren. „Es wurde so sehr für diese Sache gekämpft. Da habe ich gar nicht überlegt“, erzählt die 35-Jährige. Sie ist eine von 9.627 Fahrzeughaltern (Stand: 5.11.2024), die aktuell mit dem Bürener Kennzeichen unterwegs sind. „Jeder darf an meinem Auto sehen, dass ich aus dem schönen Bürener Land komme“, findet Spenner. Insgesamt sind im Kreis Paderborn derzeit 275.991 Fahrzeuge zugelassen.