In diesem Bürener Ort fährt der Bäcker noch die Brötchen aus

Büren-Steinhausen. Er tut es nicht fürs Geld, sondern aus Liebe zu seinem Handwerk. Ingo König steht in Steinhausen für handgemachte Backwaren, für Geschmack und für Kundenservice. Die größte Erfüllung empfindet der 52-Jährige dabei in seiner Backstube. &bdquo;Den Teig zu fühlen und an einer möglichst perfekten Umsetzung zu arbeiten, ist jede Nacht ein wahnsinnig tolles Gefühl“, sagt König. Daher verzichtet er auch darauf, in der Industrie besser zu verdienen. Seine Kunden wissen das Handwerk des Meisterbäckers offensichtlich zu schätzen. Vor Jahren hatten König und seine Frau Bianca (49) das Geschäft an der Abelbachstraße nur an drei Tagen die Woche geöffnet, ein Nebenjob hielt die Familie mit über Wasser. Mittlerweile öffnen die Königs täglich den Laden, die Kunden schätzen den Bäcker vor Ort. Gebacken wird an gleicher Stelle seit 1951. Zunächst war es Familie Rüther, und im November 1980 übernahm Ingo Königs Vater, der aus Westhofen nach Steinhausen kam, um sich den Traum vom eigenen Geschäft zu erfüllen. Der Sohn übernahm 2002, kurz nachdem er seine Meisterprüfung abgelegt hatte. Brötchen werden vom Chef ausgefahren Heute schmeißt ein sechsköpfiges Team die Bäckerei, wobei der Chef in der Backstube fast das alleinige Sagen hat. Sein Arbeitstag beginnt gegen 2.30 Uhr. Dann entstehen täglich neun bis zehn Brotsorten, zwölf verschiedene Brötchen plus Hefegebäck. Die Besonderheit bei Königs: Der Betrieb liefert seit Beginn frische Brötchen selbst aus. &bdquo;Das sind unter der Woche manchmal nur sechs Adressen, aber am Wochenende auch 20“, sagt der Inhaber, der die Touren selbst fährt. Eine Ausweitung des Liefergebietes über Steinhausen hinaus überlegt das Ehepaar aktuell. Der Lieferdienst gehört zu den Serviceangeboten, mit denen sich König abhebt von Anderen. Dazu zählt auch die Bestellmöglichkeit per Whatsapp, die Kunden immer wieder nutzten, wie König berichtet. Am meisten gefragt sind Brote, Brötchen und Teilchen naturgemäß am Wochenende. Bestes Beispiel sind die Brötchen: &bdquo;Unter der Woche kommen rund 150 normale Weizenbrötchen täglich aus dem Ofen, an Wochenenden sind es 1.100.“ Beim Besuch der &bdquo;NW“ in Steinhausen sind Brötchen schon am Morgen gegen 10.30 Uhr ausverkauft. &bdquo;Das ist für unsere Kunden aber kein Problem“, sagt Bianca König. Die Kundschaft weiß offenbar, was sie an Königs Backstube hat. Der Renner seit Jahrzehnten ist das Graubrot. &bdquo;Die Leute mögen es einfach, um sich eine Knifte zu schmieren“, sagt Ingo König. Lesen Sie auch: Vater und Tochter am Ofen - Familie aus Lichtenau liegt das Bäckerhandwerk im Blut Gebacken werde sowieso ohne Zusatzstoffe und Fertigmischungen. Der stets weitergeführte Sauerteig und lange Gehzeiten des Teiges sorgen für Aroma. Verändert haben sich im Vergleich zu früheren Zeiten aber die Brotgrößen. &bdquo;Wenn wir früher ausgeliefert haben, hätte man uns mit einem Kilo-Graubrot ausgelacht“, sagt Ingo König. Gerade auf den Höfen hätten die Leute regelmäßig &bdquo;Vierpfünder“ geordert: &bdquo;Es wurde auch mehr gefrühstückt. Heute reicht vielen ja ein belegtes Brötchen unterwegs“, beobachtet der Bäcker. Eine neue Brötchensorte kommt besonders gut an Bei Königs wird schnell klar: Das Ehepaar kennt seine Kundschaft ziemlich genau. Darum wissen sie auch, was nicht gefragt ist: &bdquo;Törtchen und Sahneschnitten müssen wir nicht groß anbieten. Sowas wird hier in den Haushalten noch selbst gebacken.“ Stattdessen gibt es Plunderteilchen in diversen Variationen. Auch Neues wird in der Backstube immer mal ausprobiert. Anregungen kommen mitunter spontan, manchmal von Kunden oder auch aus Eindrücken von unterwegs, sagt König: &bdquo;Die Baguettes und Brötchen mit Salz-und-Pfeffer-Mischung haben voll eingeschlagen. Es macht Spaß, sowas zu entwickeln.“ Weniger Spaß hat der Handwerker an der Bürokratie. So muss auch er Temperaturlisten der Kühlanlagen führen, Reinigungspläne nach detaillierter Vorgabe ausfüllen und Zutatenlisten für alle Produkte bereithalten. Bei Kontrollen des Gesundheitsamts sei alles vorzulegen. Preise für Teilchen seit vier Jahren nicht erhöht Dennoch wird bei König weiter mit Leidenschaft gebacken - und das zu dorfgerechten Preisen. &bdquo;Ich rechne wirklich spitz und habe die Teilchenpreise seit vier Jahren nicht erhöht“, sagt der Chef. &bdquo;Wir müssen Maß halten, damit sich die Menschen unsere Waren noch leisten können.“ Kostenvorteil für sein Geschäft ist die Mitarbeit seiner Frau und, dass es sich bei der Immobilie um Eigentum handelt. Lesen Sie auch: In Salzkotten backen vier Meister unter einem Dach Damit der Name König auch künftig noch mit guten Backwaren in Verbindung gebracht wird, wirbt das Ehepaar schon früh um die Kundschaft von morgen. Jedes Jahr kommen die Drittklässler der Grundschule zum Backstubenbesuch und erleben, wie Brot entsteht. Und wer weiß, vielleicht wächst daraus auch beim ein oder anderen der Wunsch, mal selbst eine Bäckerei zu führen. Dass es auch im kleinen Maßstab noch funktioniert, zeigen die Königs in Steinhausen jeden Tag aufs Neue.

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