Luftverkehr Ryanair-Chefin vor Paderborn-Premiere: „Die Buchungszahlen sehen gut aus“

Frau Ledeboer, warum hat sich Ryanair für Paderborn/Lippstadt als neuen Standort entschieden? Annika Ledeboer: Paderborn/Lippstadt deckt ein Einzugsgebiet von über 6,5 Millionen Menschen ab, denen wir diesen Sommer mit unseren drei Sommerzielen Direktverbindungen in die Sonne bieten können. Im deutschen Markt sind es gerade regionale Flughäfen wie Paderborn/Lippstadt, die die Erholung der Luftfahrt antreiben und dabei effiziente Abläufe haben. Das macht sie sowohl für Airlines als auch Passagiere attraktiv. Wie kam es zur Auswahl der drei Ziele Alicante, Malaga und Palma de Mallorca? Haben bei der Auswahl auch Anregungen des Airports eine Rolle gespielt? Wir haben ein hervorragendes Route Development Team, um das Potenzial möglicher Strecken auszuloten. Dazu stehen wir natürlich immer im Dialog mit dem Flughafen, der seinen Markt kennt. Neue Routen sind immer das Ergebnis guter Zusammenarbeit. Alicante, Malaga und Palma de Mallorca sind allesamt beliebte Urlaubsziele, weswegen sie ein toller Start für den ersten Sommer ab Paderborn sind. Seit Jahren hat Ihr Unternehmen mit dem Flughafen Gespräche über Verbindungen ab PAD geführt. Der Flughafen hat nach eigener Aussage aber stets Airlines abgelehnt, die für ihre Flüge Geld vom Flughafen forderten, anstatt Start- und Landegebühren zu entrichten. Was hat sie bewogen, jetzt doch zu zahlen? Wir können Spekulationen diesbezüglich nicht kommentieren. Welches Potenzial sehen sie in diesem Jahr und auch perspektivisch bei den Passagierzahlen auf ihren Strecken von und nach Paderborn? Für die Sommersaison erwarten wir hier 60.000 Passagiere auf 14 wöchentlichen Flügen. Perspektivisch sind weitere Ziele oder eine Erhöhung der Frequenz denkbar, aber bevor hier Entscheidungen getroffen werden, werden wir beobachten, wie die Routen im Sommer performen. Ryanair vermarktet sich von jeher als Billigflieger. Wie viele günstige Tickets gibt es pro Flug? Das hängt unter anderem von der Route und dem Startflughafen ab, da die Steuern und Gebühren, die in jedem Ticketpreis enthalten sind, je nach Land variieren. Je schneller sie buchen, desto günstiger werden die Tickets sein. Auch wenn es unvermeidlich ist, dass die Tarife in den nächsten fünf Jahren um etwa fünf bis zehn Euro steigen werden, werden wir unseren Kunden immer noch die niedrigsten Tarife für das größte Streckennetz und den zuverlässigsten Service bieten. Bei Gepäckmitnahme wird es für Passagiere schnell deutlich teurer. Sind sie immer noch eine Low-Cost-Airline? Absolut. Unser Anspruch ist es, immer die günstigsten Tarife zu bieten. Unser Standard-Tarif beinhaltet ein kleines Handgepäckstück, alle weiteren Extras sowie ein zweites Handgepäckstück oder Aufgabegepäck, werden extra berechnet. Das ist mittlerweile bei anderen Airlines ebenso, das ist also keine Ryanair-Spezialität. Diese Preisstruktur erlaubt es uns, immer die niedrigsten Tarife zu bieten, da der Passagier nur das zahlt, was er auch wirklich braucht und tatsächlich in Anspruch nehmen möchte. Letztlich bieten wir unseren Kunden mehr Auswahlmöglichkeiten. Sie bedienen auch den Nachbarflughafen Dortmund, der nur eine knappe Autostunde von Paderborn/Lippstadt entfernt liegt. Können sie sich vorstellen, Routen von dort künftig nach Paderborn zu holen? Wir wollen keine Flughäfen gegeneinander ausspielen. Wir betrachten die Aufnahme von Routen ab Paderborn als Ergänzung des Angebots für die Einwohner Nordrhein-Westfalens, Niedersachsens und Hessens, nicht als Konkurrenz. PAD-Geschäftsführer Roland Hüser hegt die Hoffnung, dass sie Ihr Streckennetz ab Paderborn/Lippstadt künftig erweitern. Welche weiteren Ziele passen in ihre Planungen und könnte schon zum Winterflugplan die Erweiterung anstehen? Uns ist an einer langfristigen Partnerschaft mit Flughäfen gelegen. Winterziele sind oft andere als Sommerziele, da die Nachfrage eine etwas andere ist. Die Buchungszahlen ab Paderborn sehen für den Sommer gut aus, und wir evaluieren zusammen mit dem Flughafen, was für den Winter denkbar wäre. Der Flughafen Paderborn/Lippstadt positioniert sich seit dem Vorjahr als Innovationsairport und will mit Förder-Millionen Projekten Raum geben, die die Passagierfliegerei modernisieren sollen. Planen Sie, sich in hiesigen Projekten zu engagieren? Grundsätzlich sind für uns Verbesserungen der Flughafeninfrastruktur dann von Bedeutung, wenn sie die Effizienz steigern und Passagieren ermöglichen, so schnell und einfach wie möglich zu ihren Flügen zu gelangen und eine stressfreie Reise zu haben. Darüber hinaus ist die Umwelteffizienz von Flughäfen für uns bedeutsam, denn sie sind ein wichtiger Partner für uns auf unserem Weg zur Klimaneutralität. Eine Einbindung in die Paderbornern Projekte haben wir derzeit nicht geplant – wir fokussieren uns erstmal auf einen starken Sommer, um zukünftig weitere Optionen der Zusammenarbeit ausloten zu können.

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