Kreis Paderborn Sechs Millionen Coronatests landen am Flughafen Paderborn/Lippstadt

Kreis Paderborn. Sie gehören zum Pandemie-Alltag – und kommen fast ausschließlich aus China: Corona-Schnelltests. In diesen Tagen ist der Flughafen Paderborn/Lippstadt Umschlagplatz für sechs Millionen der kleinen Testpäckchen. Die Schloß Neuhäuser Firma Emotive Systems ist seit gut einem Jahr auf den Import von Tests spezialisiert – und wickelt nun zum ersten Mal Lieferungen über den Ahdener Airport ab. Sehr zur Freude des Flughafens, der sich nach überstandener Insolvenz und in der corona-gebeutelten Reisezeit freut, als Fracht-Standort wahrgenommen zu werden. Die beiden Emotive-Geschäftsführer Stephan Gehle und Nikita Dohrenkamp hatten schon lange ihre Ware mal am heimischen Airport in Empfang nehmen wollen. Doch ganz so einfach ist das nicht, wie Gehle erklärt. &bdquo;Die Cargo-Airlines haben meist an den großen Flughäfen ihre festen Partner oder auch vertragliche Bindungen. Deshalb sind auch die rund 50 Flieger mit unseren Tests meistens in Köln/Bonn oder Leipzig gelandet“, sagt er im NW-Gespräch. Doch die Paderborner Unternehmer ließen nicht locker – auch weil sie bewusst den Flughafen unterstützen und die Möglichkeit von Frachttransporten am PAD stärker ins Bewusstsein tragen wollten, wie sie verlauten lassen. Zum Zuge kam der Regional-Airport aber erst, weil die großen Drehkreuze aktuell überlastet sind, wie Emotive-Co-Chef Gehle sagt. &bdquo;Weil ist es dort derzeit schwierig ist, überhaupt einen Zeitslot zu bekommen, konnten wir die Airline von der Landung in Paderborn/Lippstadt überzeugen.“Überzeugt haben sie die türkische Cargogesellschaft MNG. Sie brachte mit einem Airbus A300 die Tests nach Ahden. Auch wenn es dort beim Verladen der großen Güter ein wenig ruckelte, habe die Fluggesellschaft schon positive Rückmeldungen zum ersten Aufenthalt in Paderborn gegeben, sagt Gehle. Für Freitag und Montag sind weitere Landungen mit je zwei Millionen Schnelltests geplant. Der Großraumairbus startet dann wieder im westchinesischen Chengdu und kommt nach Tankstopps in Almaty und Istanbul am OWL-Drehkreuz an. Kunden sind Regierungen, Discounter, Testzentren Emotive Systems hatte vor der Pandemie laut Gehle Technik wie Videowände aus China importiert. Als dieser Markt wegbracht, stellten sie auf die Einfuhr von Tests um. Das Unternehmen betreibe ein eigenes Büro in der Volksrepublik. &bdquo;Das ist wichtig, um mit Herstellern vor Ort in Kontakt zu bleiben“, sagt Gehle, der ursprünglich aus Delbrück stammt. Die Schnelltests liefert sein Unternehmen nach eigenen Angaben an Landesregierungen, Discounter, den Einzelhandel und Testzentren: &bdquo;Das läuft meistens über Ausschreibungen.“In der Pandemie habe die Firma bislang 100 Millionen Stück nach Deutschland eingeführt. Zu den Herstellungskosten und der Gewinnmarge muss der Betrieb auch die immer weiter steigenden Frachtkosten kalkulieren: &bdquo;Die Preise in der Luftfracht sind explodiert. Sie haben sich teilweise verfünffacht.“ Überhaupt eine Airline zu bekommen, sei derzeit schwierig. Immer wieder führe Emotive daher Gespräche. Die Frachtabwicklung am Airport Paderborn/Lippstadt wollen sie in jedem Fall gerne weiterführen, sagt Gehle. Das freut natürlich Flughafenchef Roland Hüser. Nach den Corona-Hilfsflügen mit Airbus-A340-Riesen nach Namibia im Juli, die von einer nordeuropäischen Regierung beauftragt worden waren, sind die Emotive-Frachter nun neue prestigeträchtige Projekte im Cargosektor. &bdquo;Wir haben ausreichend Kapazitäten sowie die notwendige Flexibilität und Kompetenz, um größere Frachtverkehre termingerecht und zuverlässig abzuwickeln. Schrittweise wollen wir auch den großvolumigen Ad-hoc-Frachtverkehr zu einer starken Säule am Heimathafen entwickeln“, betont Hüser. Bislang hatte es dieses Geschäftsfeld, so ein Airport-Sprecher, hier nicht gegeben. Der deutsche Flughafenverband ADV prognostiziert bei der Luftfracht für 2022 ein Wachstum von fünf Prozent gegenüber 2021. Schon im Vorjahr lag das Wachstum laut ADV gegenüber 2020 bei 18 Prozent.

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