Erster Flug der Ökofluglinie geht von Paderborn nach Sylt

Paderborn/Westerland. Bei diesem Flug ist ganz viel Hoffnung im Gepäck. Mitten in der Pandemie hebt in Paderborn/Lippstadt um kurz nach elf eine unscheinbare Turbopropmaschine nach Westerland ab. Es ist der allererste Flug für die neue Fluggesellschaft Green Airlines - und für den OWL-Airport so etwas wie ein kleiner Start raus aus dem Krisenmodus. 13 Passagiere und zwei Hand voll Medienvertreter sind an Bord. Verabschiedet werden sie mit der obligatorischen Erstflugdusche der Airportfeuerwehr und mit besten Wünschen des Flughafenchefs Marc Cezanne. Der ist sichtlich gut drauf, als er gemeinsam mit dem noch amtierenden Airport-Aufsichtsratsvorsitzenden Manfred Müller fürs Gruppenbild vorm Flieger Aufstellung nimmt. "Es geht bergauf und das ist toll zu sehen", wertet Cezanne den Auftakt als "ein Stück Normalisierung". Westerland auf der Promiinsel Sylt sei der Beginn ("Auch dafür gibt es einen Markt"), doch die eigentlich lukrativen Ziele sind schon in Planung. Zürich steht fest und möglichst "ab Sommer", so Vertriebschef Klaus Marx, soll Paris mit dem Airport Charles de Gaulle hinzukommen. Wunschziele der Wirtschaft "Gerade diese beiden Ziele sind von der heimischen Wirtschaft immer wieder angefragt worden", sagt Cezanne, der sich freut, bald liefern zu können. Immer in der Hoffnung, die Pandemie macht es möglich. "Ideal" sei die Partnerschaft mit Green Airlines, sagt Klaus Marx, der in Doppelfunktion für die Fluggesellschaft und den Flughafen arbeitet. Der Charme der Paris-Verbindung soll noch dadurch erhöht werden, dass Passagiere Routen mit der französischen Hauptstadt als Umsteigeort durchbuchen können sollen. Hintergrund: Green Airlines hat keine eigenen Flugzeuge, sondern setzt auf den französischen Partner Chalair. "Deren Chef hat beste Beziehungen zur Airfrance/KLM-Gruppe", sagt Marx und erhofft sich damit, Paris als so genannten Umsteige-Hub in Richtung Westen anbieten zu können. Kleine Flugzeugmodelle passen zur Nachfrage Green Airlines will laut Konzept möglichst nachhaltig fliegen und Kompensationsprojekte aufziehen, um CO2-Verbrauch auszugleichen. So sollen bei Rostock beispielsweise spezielle Hecken angepflanzt werden. Zudem passe das junge Unternehmen mit eher kleinen Flugzeugmodellen gut auf die örtliche Nachfrage. "Es gibt kaum noch Airlines, die so etwas anbieten", sagt Cezanne. Die Flughafen-Bosse haben großen Respekt vor Green-Airlines-Chef Stefan Auwetter. Ohne Investment-Partner hat der 34-Jährige die so genannte virtuelle Airline kurz vor Ausbruch der Pandemie gegründet. Basis ist Karlsruhe, doch die geplanten Flüge vom dortigen badischen Airport nach Berlin fielen Corona zum Opfer. So gibt es den Jungfernflug der Airline eben ab Paderborn nach Sylt. OWL soll die zweite Basis der Gesellschaft werden, auch weil sich Auwetter in der Region wohl fühlt. "Wir haben ein tolles Netzwerk vorgefunden", schwärmt er. Es gab Gespräche mit Landrat Christoph Rüther (CDU), der SC Paderborn will die Airline nutzen und Cezanne, Marx und Flughafen-Prokurist Roland Hüser rollen ebenfalls einen roten Teppich aus. Ihre Gebühren muss die Airline trotzdem zahlen wie jede andere. Es geht nicht um Billiggeschäfte, das ist auch an den Ticketpreisen abzulesen. Dem Paderborner Airport beschert jede Landung einer ATR 72-500 immerhin einen vierstelligen Betrag, sagt Hüser. Insolvenzverfahren soll bald enden Und das Geld kann der schwer gebeutelte Flughafen gut gebrauchen. Im Kreistag hatte Cezanne am Montag noch Rede und Antwort zur aktuellen Finanzsituation gestanden. Es sei recht glatt gelaufen, ist zu hören. Im April, so hofft er, geht das Insolvenzverfahren in Eigenregie zu Ende. Von 170 Mitarbeitern sind dann noch 64 übrig geblieben und die Gläubiger sollen befriedigt sein. Sowohl Green-Airlines-Boss Auwetter als auch Flughafenchef Marc Cezanne setzen nun auf den kommenden Sommer. Sobald eine Corona-Teststrategie funktioniert und die Impfungen in Gang kommen, könnte die Reisebranche in Bewegung geraten. Sowohl im Businessbereich als auch im Tourismus. "Es ist besser, jetzt noch etwas zu vorsichtig zu bleiben", sagt Cezanne, um dann das Sommerprogramm durchzuziehen zu können. Und dann haben auf Sylt eventuell auch die Hotels und Restaurants wieder geöffnet.

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