Öko-Fluglinie will vom Flughafen Paderborn-Lippstadt starten

Paderborn. Fliegen ist bequem und schnell. Und somit auch beliebt. Aber Fliegen ist laut des Umweltbundesamtes auch die klimaschädlichste Art sich fortzubewegen. Dass es auch anders geht, dessen ist sich Daniel Sander sicher. Der 47-jährige Betriebswirt hat zusammen mit Stefan Auwetter das Projekt Green Airlines ins Leben gerufen. Mit ihrer neuen Fluggesellschaft setzen sie auf mehr Umweltschutz und Nachhaltigkeit. Mit der Strecke Karlsruhe - Berlin soll am 31. Oktober gestartet werden. Und eventuell könnte auch bald der Flughafen Paderborn-Lippstadt grüne Flüge anbieten. "Wir waren auf der Suche nach Flughäfen in Deutschland, die für uns in Frage kommen. Mit drei sind wir in engeren Gesprächen, darunter auch Paderborn. Es wäre eine schöne Variante, zukünftig unsere zweite Basis in Paderborn zu haben", sagt Daniel Sander, dessen Office in Karlsruhe ist. Der Flughafen in Ahden passe zu ihrem Konzept: Er habe die Ökoprofit-Zertifizierung, liege im Grünen, nutze Elektroschlepper und sei zudem ein Regionalflughafen. Auch der Paderborner Flughafen sei einer möglichen Zusammenarbeit nicht abgeneigt, so Unternehmenssprecher Stefan Hensel. "Wir begrüßen das Interesse und würden uns über neue Flugangebote und neue Destinationen freuen. In unserem Einzugsgebiet gibt es viele große Firmen, die das Angebot von Green Airlines nutzen könnten", meint Hensel, der aber betont, dass man bisher lediglich in guten Gesprächen sei. Tickets sind teurer als bei anderen Fluglinien Green Airlines will sich besonders auf den Regionalflugverkehr – also Geschäftsreisen – konzentrieren. Bedenken, dass nach Corona diese Reisen weniger gebucht werden, weil Homeoffice und Videokonferenzen sich als gute Alternativen erwiesen haben, hat Sander nicht. Viele Vor- und auch die Vertragsgespräche würden immer noch von Angesicht zu Angesicht gemacht, hat Sander Rückmeldungen von vielen Unternehmen erhalten. Da die neue Fluggesellschaft auf Nachhaltigkeit setzt, werden auch die Tickets teurer sein als bei anderen Fluglinien. Sander setzt dabei auf die gestiegene Bereitschaft der Firmen, bewusster zu reisen. "Viele Firmen achten mehr auf ihre CO2-Bilanz und weisen auch grünes Handeln an", so Sander. CO2-Fußabdruck war zu groß Seinen CO2-Fußabdruck sah Daniel Sander, der viel mit dem Flieger unterwegs ist, als zu groß an - das sei die Initialzündung gewesen, etwas verändern zu wollen. "In Europa gibt es nur wenige vernünftige Fluglinien, mit denen wir uns identifizieren können", beschreibt Sander, den Beginn seiner Vision von einer Fluglinie, die innovativ, digital, umweltbewusst und regional ist. Mit seinem Partner Stefan Auwetter hat er es vor eineinhalb Jahren in Eigenregie in Angriff genommen - auch ohne große Vorkenntnisse, aber schon mit reichlich Eigenkapital. "Wir haben uns alles angelesen, wie man eine Airline gründet. Das läuft alles nach Schema F, aber das ist nicht das, was wir wollen", so der Gründer, der mit Auwetter ein spezielles, grünes Konzept entwickelt hat. Flugzeug ist umweltschonender als die Bahn Das fängt an beim Flugzeug. Die geleaste ATR 72-500 - vom französischen Hersteller Avions de Transport Régional - sei sparsamer und leiser als andere Flugzeuge und fliege auch mit Biotreibstoff. Sie sei laut Sander sogar umweltschonender als die Bahn. Zudem sei der Wartungsaufwand bei der Propellermaschine deutlich geringer. Auch dass nur Platz für 64 Passagiere ist, passe zum Umweltkonzept. Sander: "Wir fliegen schon mit 50 Passagieren kostendeckend." Emissionen werden kompensiert Zudem sollen alle Emissionen der Passagierkilometer kompensiert werden. Zwei, drei Euro pro Ticket werden für Umweltprojekte oder Aufforstungen investiert. Bei der Verpflegung werde komplett auf Plastikbesteck verzichtet und das Essen komme aus der Region. "Es wird belegte Brötchen von einer Bäckerei in Karlsruhe geben und Saftschorlen aus Früchten von einer Streuobstwiese", nennt der Airline-Gründer Beispiele. Wichtig sei ihm besonders, dass Green Airlines Regionen verbinden wolle - nachhaltig. &bdquo;Andere Fluggesellschaften arbeiten mit Hubs. Wir fliegen direkt. Das ist umweltbewusster und komfortabler." Dreimal täglich geht es in die Bundeshauptstadt Ab dem 31. Oktober soll dreimal am Tag - morgens, frühnachmittags und abends - von Karlsruhe nach Berlin geflogen werden. Samstag ist ein Ruhetag geplant und Sonntag wird für Pendler die Rückflugvariante angeboten. Damit will Green Airlines das digitale Innovationszentrum in Baden mit der Hauptstadt verbinden. Weil viele Berliner Firmen Zweigstellen in Karlsruhe hätten, sind die beiden Gründer, die sich hauptsächlich um den Vertrieb, Marketing und die Streckenplanung kümmern, optimistisch. "Wenn es gut anläuft und der Bedarf da ist - da richten wir uns auch nach den Kunden - dann soll im März die Strecke Karlsruhe - Hamburg hinzukommen", sagt Daniel Sander. Und auch den Paderborner Flughafen hat er immer noch auf seiner Wunschliste.

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