Corona-Situation bereitet Bauern im Kreis Paderborn große Sorgen

Kreis Paderborn. In der Coronakrise steigt der Druck in allen Branchen – auch bei den Bauern im Kreis Paderborn. &bdquo;Wir sorgen gerne für die Versorgung der Menschen", sagt Kreislandwirt Johannes Giesguth aus Haaren im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Doch in den knapp 1.600 Betrieben in allen zehn Kommunen herrschten größere Zukunftssorgen als zuletzt. Immerhin: bislang sei kein Hof von Infektionen betroffen. &bdquo;Noch können wir alle Futtermittel und die technischen Ersatzteile für Maschinen und Fahrzeuge bekommen", berichtet Giesguth aus der Praxis während der Coronakrise. Die Betonung liegt auf &bdquo;noch". Auch Servicebetriebe und Werkstätten, die den Landwirten gerade in der Frühlings- und der Erntezeit immer wieder schnell helfen können, hätten ihre Belegschaften oft in Schichtdienste aufgeteilt. &bdquo;Da kann dann auch nicht immer alles so schnell gehen wie gewohnt", weiß Giesguth. So manche Bestellfrist sei schon länger als vorher, hat er bemerkt. Die Horrorvorstellung vieler Milchbauern sei, dass die computergesteuerte Melkmaschine ausfalle und Techniker oder Ersatzteil nicht aufzutreiben seien. Corona und ausgefallenen Lieferketten sei Dank. Immerhin seien die Preise noch halbwegs stabil, doch der oberste Landwirt im Kreis Paderborn ist besorgt, wie sich eine weltweite Rezession auf die Kaufkraft und damit auf den Zuspruch für hochwertige Produkte aus der Landwirtschaft auswirkt. "...dann kommt das auch bei uns an" &bdquo;Wir Bauern sind Teil des Weltmarktes und auch wir hier im Kreis Paderborn sitzen nicht auf einer Insel der Glückseligen", ruft Giesguth die Verflechtungen globaler Wirtschaftsbeziehungen ins Gedächtnis. &bdquo;Wenn weltweit Textilgeschäfte geschlossen sind und Textilarbeiter in Asien weniger Geld zur Verfügung haben, dann kommt das auch bei uns an, die wir einen Teil unserer Produkte dorthin exportieren." Positiv sei, dass in Deutschland auch nach gut drei Wochen Shutdown noch kein Einbruch bei der Nachfrage zu spüren ist. Selbst das unfreiwillige Aus für Restaurants und Gastrobetriebe habe nicht zu geringerer Nachfrage geführt. Auch Giesguth selbst hat seine jüngste Schweineproduktion komplett an den Schlachthof verkaufen können. Der Landwirt hofft darauf, dass die Krisenzeit zu einem Umdenken bei Politik und Verbrauchern führt: &bdquo;Wir alle sind es ja gewohnt, dass alles verfügbar ist. Vielleicht besinnen wir uns aber nun mal darauf, was hier bei uns hergestellt wird und stärken die heimische Produktion." In Deutschland werde von allem verzehrten Gemüse lediglich 36 Prozent produziert, alles andere wird eingeführt. Beim Obst liege die Selbstversorger-Quote bei 22 Prozent, bei Eiern bei immerhin bei 72 Prozent. "Eine Verschiebung wäre gut gewesen" Neben einer Neubesinnung der Verbraucher auf heimische Produkte sehnt der Kreislandwirt stellvertretend für seine Berufsgenossen einen Abbau von Bürokratie und Verordnungen herbei. Noch immer stößt vielen Landwirten die neue Düngemittelverordnung sauer auf. Den Kritikern, die Bauern vorwerfen, ihre Böden gnadenlos zu überdüngen, sagt Giesguth: &bdquo;Dünger wird grundsätzlich bedarfsgerecht ausgebracht." Die Angst vor den negativen Folgen eines geringeren Düngereinsatzes geht bei Giesguth einher mit der Ungewissheit in der Coronakrise: &bdquo;Es wäre gut gewesen, wenn man die Einführung um ein Jahr verschoben hätte." Doch stattdessen hat der Bundesrat mitten in der Krise die verschärften Regeln beschlossen. Die Bauern müssen weniger düngen und mehr dokumentieren. &bdquo;Wenn wir aber aus der Coronazeit lernen, dass wir im Land selbst für eine höhere Versorgungssicherheit sorgen wollen, dann müssen die Höfe eine Perspektive haben und nicht vom Verordnungswahn erdrückt werden," fordert Giesguth. Nüchtern fügt er an: &bdquo;Gemüse wächst ohne Dünger einfach nicht." Es müsse schon jetzt damit begonnen werden, die Landwirtschaft unter den neuen Vorzeichen aufzustellen. Giesguths Credo: &bdquo;Wir müssen intelligente Konzepte entwickeln, um Qualitätsprodukte erzeugen zu können."

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