Kreis Paderborn

Ein Rosinenbomber besucht den Kreis Paderborn

Robert Randazzo hat eine DC-3 - bekannt als Rosinenbomber - restauriert. Wie es zum Zwischenstopp in Ahden kam

Die DC-3 wurde in ihrer militärischen Variante bei der Berliner Luftbrücke eingesetzt und wird deshalb auch als Rosinenbomer bezeichnet. | © Marco Schreiber

Marco Schreiber
11.06.2019 | 11.06.2019, 18:30

Büren-Ahden. Im normalen Leben entwickelt Robert Randazzo mit seiner Firma PDMG in den USA Software für Flugsimulatoren. In seiner Freizeit klemmt er sich ins Cockpit seiner Douglas DC-3 von 1945 und freut sich am Staunen der Beobachter. Es sind meist eher kürzere Flüge, zu denen er die zweimotorige Maschine aus ihrem klimatisierten Hangar in Washington DC holt, erzählt er.

Jetzt hat sich der Firmengründer und Geschäftsführer mit seiner Crew auf den Weg nach Europa gemacht. Mit Zwischenstopps in Grönland, Island und England erreichten sie nach 25 Stunden Flugzeit die Normandie. Als eins von 15 US-amerikanischen Flugzeugen nahm die DC-3 an den Feierlichkeiten zum D-Day teil, der Landung der Alliierten in der Normandie am 6. Juni 1944.

Im Cockpit: Robert Randazzo (l.) und Eric Bretthauer drehten eine Platzrunde über dem Flughafen Paderborn-Lippstadt. - © Marco Schreiber
Im Cockpit: Robert Randazzo (l.) und Eric Bretthauer drehten eine Platzrunde über dem Flughafen Paderborn-Lippstadt. | © Marco Schreiber

Die Douglas DC-3 zählt zu den meistgebauten Flugzeugen aller Zeiten, mehr als 16.000 Exemplare wurden von 1935 bis 1945 montiert. Flugfähig seien heute jedoch nur noch etwa 250, sagt Randazzo. „Einige sind noch in Afrika im Einsatz." Seine Maschine wurde im Oktober 1945 in Dienst gestellt und war bis 2003 im Einsatz. Zuletzt war sie in Anchorage stationiert.

Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen

Bekannt wurde vor allem die militärische Variante Douglas C-47. Als Teil der Luftbrücke versorgte sie vom 24. Juni 1948 bis zum 12. Mai 1949 das abgeriegelte Westberlin mit Lebensmitteln, Medikamenten und Brennstoff. Die Piloten warfen beim Landeanflug häufig Süßigkeiten an kleinen Fallschirmen ab, was den Fliegern den Namen Rosinenbomber eintrug.

2011 hat Randazzo die Maschine erworben und drei Jahre lang restauriert. „Weil ich verrückt bin", sagt er. Irgendwann versprach er seinen deutschen Geschäftsfreunden, er werde sie eines Tages mit seinem Flugzeug besuchen.

Pfingstmontag war es soweit. Mittags schwebte die Maschine in Büren-Ahden ein, erwartet von Mitarbeitern von Aerosoft und ihren Familien. Wegen der Sicherheitsbestimmungen des Airports habe man sich letztlich gegen eine öffentlichen Besichtigungsmöglichkeit entschieden, erklärt Christoph Kraus von Aerosoft. Das 30-Mann-Unternehmen hat seinen Sitz am Rand des Flughafens, stellt Simulations-Software her und ist Vertriebspartner von Randazzos PMDG.

Steuern von Hand ist anstrengend

Am frühen Nachmittag hob die blau und weiß lackierte DC-3, benannt nach Randazzos Tochter Tabitha May, zu einem kurzen Rundflug ab. Von den einst 30 Sitzen blieben nach der Restaurierung nur 19 erhalten. Weil viel Gepäck und einiges an Reserveöl und -treibstoff an Bord war, konnten letztlich nur neun Neugierige mitfliegen.

Blick aus dem Fenster: Beim Rundflug bot sich ein weiter Blick über das Paderborner Land. - © Marco Schreiber
Blick aus dem Fenster: Beim Rundflug bot sich ein weiter Blick über das Paderborner Land. | © Marco Schreiber

In etwa 600 Meter Höhe drehte Randazzo mit Co-Pilot Eric Bretthauer eine Runde über Wewelsburg und Tudorf. Anstrengend sei das Steuern, weil alles Handarbeit ist, sagen sie. Beim Transatlantikflug wechselten sich die Piloten deshalb stündlich ab. Zur Crew gehören zwei Flugkapitäne, vier Co-Piloten und zwei Mechaniker.

Nach 15 Minuten setzte die DC-3 mit einem Hüpfer wieder auf dem Rollfeld auf. Am Abend flog sie nach München weiter. Nach einem weiteren Stopp in Florenz will Randazzo mit seiner Crew am Wochenende an der Jubiläumsfeier der Luftbrücke teilnehmen. Allerdings sei noch fraglich, ob der Flughafen Tempelhof dazu wie geplant genutzt werden darf. „Wir wissen es noch nicht", sagt Randazzo.