Internationaler Kräuter-Austausch in Borchen-Schloß Hamborn

Borchen-Schloß Hamborn. Vier Wochen aus der kolumbianischen Heimat auf den Obsthof in Schloß Hamborn. Lyda Castillo vollzieht gerade diesen ungewöhnlichen Tapetenwechsel. Als Teil eines Austauschprogramms ist die 43-Jährige für einen Monat auf dem Biohof und lernt dort neue Arbeitsweisen für den Kräuteranbau in ihrer Heimat. In Kolumbien arbeitet Castillo auf dem Hof des Kräuteranbauprojekts Aromatízate. Dort begleitet sie junge Frauen mit Behinderungen dabei, Kräuterteemischungen anzubauen, zu ernten, zu trocknen und zu verarbeiten. Ihre Kenntnisse über den Kräuteranbau hat sie sich bisher nur didaktisch angeeignet. Nun lernt sie in Schloß-Hamborn. Die Unterschiede zu dem, was sie kennt, seien riesig. &bdquo;Sehr organisiert“, sagt Castillo, sei die Arbeit in Deutschland. So beginne beispielsweise jeder Arbeitstag um 8 Uhr morgens mit einer Besprechung der Aufgaben des Tages. Und auch die Trocknung der Kräuter sei sehr fortschrittlich im Vergleich zu Kolumbien. Viele verschiedene Aufgaben auf dem Obsthof Auch die Vielzahl an Kräutern sei nicht mit Kolumbien vergleichbar. Mehr als 25 Kräuter werden auf dem Hof angebaut. Hinzu kommen Obst und Stauden, die ebenfalls gepflegt werden müssen. Seit 30 Jahren wird in pädagogischer Arbeit auf dem Obsthof Schloß Hamborn angebaut. Alle Produkte entsprächen dabei Demeter-Qualität, erklärt Gärtnerin Maike Stezka. Gleichzeitig arbeiten auf dem Hof rund zehn Jugendliche und junge Erwachsene mit verschiedenen Einschränkungen, die die anfallenden Arbeiten auf dem Hof durchführen. Die Aufgaben gingen von der Pflege der Beete und Äcker über die Ernte und Trocknung der Kräuter bis zum Gießen der Stauden, sagt Stezka. Bei schlechtem Wetter würde das Team aber auch künstlerisch aktiv werden, die Objekte sind dann im Hofladen erhältlich. Die Zusammenarbeit mit Castillo, die für vier Wochen in einer Wohnung auf dem Hof lebt, sei wegen der Sprachbarriere nicht einfach, klappe aber erstaunlich gut. &bdquo;Mit Händen und Füßen und Handy“, sagt Stezka und lacht. Castillo sagt, sie finde es seltsam, akzeptiere es aber als Teil der Herausforderung. Projektidee nach dem Einkaufen gekommen Dass Castillo für vier Wochen in Deutschland ist, hat sie Teresa Sprenger zu verdanken. Die Sonderpädagogin hat 2013 den Förderverein &bdquo;Freundeskreis Friese“ in Deutschland und das Projekt &bdquo;Fundación Friese“ in Kolumbien gegründet, wozu inzwischen auch das Projekt Aromatízate gehört. Sprenger pendele seitdem zwischen Kolumbien und Deutschland. Bei einem Einkauf im Bioladen in ihrer Heimat am Möhnesee sei sie dann auf die Produkte aus Schloß Hamborn getroffen. Als sie dann bei dem Obsthof eine Kooperation anfragte, sei man dort sehr offen für die Idee gewesen. Gemeinsam mit Castillo hätte sie sich dann einen Zeitraum überlegt und eine Spendenkampagne gestartet. &bdquo;Das war alles sehr hektisch“, sagt Sprenger. Ein Vergleich zwischen Deutschland und Kolumbien sei kaum möglich, meint auch sie. Beim Thema Inklusion und Umgang mit Menschen mit Behinderung gebe es zwar Regeln und Gesetze, die zum Teil fortschrittlicher seien als in Deutschland. Das gesellschaftliche Stigma gegenüber Behinderungen sei jedoch viel größer. Projekt stärkt Vertrauen in die Teilnehmerinnen Mit ihrem Projekt will Sprenger daher zeigen, dass die Frauen, die zwischen 19 und 39 Jahren alt sind, keine Last sein müssen, sondern einen Beitrag zur Gesellschaft leisten können. &bdquo;Das stärkt auch das Vertrauen in die Personen“, sagt sie. Dadurch ändere sich die Sicht der Familie auf die Behinderung. Sieben Frauen arbeiten derzeit in dem Projekt Aromatízate. Diese möchte Castillo in Zukunft noch besser bei dem Kräuteranbau unterstützen – mit dem Know-how, das sie sich in den kommenden Wochen in Schloß-Hamborn aneignet.

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