Autoren der drei ??? in Borchen: Wie Horror Kinder groß machen kann

Borchen. Sie haben Dämonen zum Leben erweckt, Monster erschaffen und sich perfide Hinterhalte ausgedacht: Diesen Unterrichtstag voller Grusel und Horror werden die Mädchen und Jungen 5b der Borchener Sekundarschule so schnell nicht vergessen. Aus Schülern sind einen Tag lang Krimi-Autoren geworden – mit der Hilfe von zwei Profis, die unter anderem für die berühmte Drei-Fragezeichen-Jugendbuchreihe schreiben. Etwas angespannt sind sie, als es um die Präsentation ihrer Werke vor dem Berliner Autorenduo Cally Stronk und Christian Friedrich geht. Doch Jannis, Maria, Kasper und die anderen strahlen spätestens beim Feedback zu ihren Geschichten. Innerhalb von gut drei Stunden haben sie gelernt, was eine spannende Handlung ausmacht – und haben dann ihre eigenen Storys entwickelt und aufgeschrieben. Auffällig: Die Fünfklässler bleiben bei der Sache, hängen den Profi-Schriftstellern bei Erklärungen an den Lippen – und entwickeln über den Tag Selbstvertrauen und eine positive Haltung zum Geschichtenschreiben. Auch Lesemuffel werden angesteckt &bdquo;Wir können auf diesem Weg die Lust am Lesen wecken“, hofft Daniela Voß-Pauli, Koordinatorin für Sprachbildung an der Sekundarschule. Auch in Borchen ist allerorten Nachholbedarf zu spüren. Pädagogen landauf landab beklagen rückläufige Lesefähigkeiten. Für Jugendbuchautorin Cally Stronk ist der Projekttag daher mehr als Abwechslung im Schulstress: &bdquo;Das eigene Schreiben kann als Inspiration fürs Lesen wirken.“ Regelmäßig ist sie mit ihrem Mann an Schulen unterwegs – auch mit dem Blick auf die Zielgruppe der Erstleser. &bdquo;Wir schaffen es, auch Lesemuffel zu begeistern, weil wir ihnen erklären, wie es funktioniert.“ Vor dem Geschichtenschreiben ist auch in der 5b mit Klassenlehrerin Heike Zenner eine Mindmap auf der digitalen Tafel entstanden. Mit dieser Begriffsübersicht liegen Tipps für einen gelungenen Spannungsbogen vor. Kreativ werden die Jung-Autoren dann selbst. So denken sie sich Handlungsorte in Japan, in einem Museum, einer Kletterhalle oder einer fiktiven Wohnung aus, dazu die Charaktere. &bdquo;Das ist einfach eine geile Geschichte“, lobt Christian Friedrich im Klassenraum mehrere Vorträge. Mit Lob sparen die Schriftsteller nicht, geben aber auch Tipps, wenn die Logik etwas zu kurz kommt oder mehr Erklärungen nötig sind. Zu spüren ist, wie die Schreibwerkstatt das Klassengefüge stärkt, denn auch die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer melden sich mit konstruktiver Kritik – und zollen reichlich Lob. Projekte mit nachhaltigem Wert Für Autorin Stronk geht der Workshop über die Ziele der Sprachbildung weit hinaus: &bdquo;Wer in Geschichten erfährt, wie sich Charaktere verhalten, lernt daraus auch für sein eigenes Leben. Diese sozialen Skills erfahren die Kinder nebenbei.“ Christian Friedrich hebt die Bedeutung der Lesefähigkeiten sogar auf eine politische Ebene: &bdquo;Schreiben und Lesen sind Grundfertigkeiten in einer funktionierenden Demokratie. Wie soll ich mich denn gut informieren können, wenn ich da große Defizite habe?“ Auch deshalb werden die beiden nicht müde, für ihre Profession und damit auch für ihre Werke zu werben. Friedrich war bereits für eine Leseshow an der Sekundarschule. Die habe seinerzeit für viel Begeisterung gesorgt, sagt Koordinatorin Voß-Pauli. Kinder hätten sich danach verstärkt fürs Lesen interessiert: &bdquo;Projekte wie diese haben nach unseren Erfahrungen einen nachhaltigen Wert.“ An die Schule holen konnte sie die Berliner dank Fördermittel der Landesregierung, der speziell für sprachbildende Projekte aufgelegt worden ist. Und wie haben die Gäste den Schriftsteller-Nachwuchs in Borchen erlebt?&bdquo;Sie sind toll“, sagt Cally Stronk. &bdquo;Die Kinder zeigen, dass sie in ihrem Kopf zaubern können. Wir haben ihnen gesagt, dass sie die Chefs ihrer Geschichten sind und das haben sie vollkommen angenommen.“ Ob demnächst mehr Bücher in Borchen gekauft oder ausgeliehen werden, bleibt abzuwarten, fest steht aber, dass die 5b jetzt Techniken gelernt hat, um demnächst Aufsätze noch spannender aufzuschreiben – und dabei auch mehr Spaß zu haben.

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