Geldautomaten-Sprenger von Borchen wohl bei Razzien gefasst

Kreis Paderborn. Mit einem groß angelegten Schlag gegen eine kriminelle Bande von Geldautomatensprengern ist Justiz- und Polizeibehörden in ganz Deutschland nach eigenen Angaben ein "bundesweiter Coup" gelungen. Den 13 Festgenommenen wird unter anderem die Sprengung des Sparkassen-Automaten in Nordborchen Ende Februar zugeordnet, wie ein Sprecher der Osnabrücker Polizei gegenüber der Neuen Westfälischen bestätigt. Zwei Menschen hatten die Sprengung seinerzeit in der über der Filiale liegenden Wohnung hautnah erlebt, blieben aber unverletzt. Ob die Festgenommenen auch für die jüngste Sprengung am Montagmorgen im Paderborner Heidecenter oder jene Anfang März in Sennelager verantwortlich sind, konnte die Polizei bislang nicht beantworten. Deutsch-niederländische Ermittlungskräfte hätten unter Koordination der Zentralen Kriminalinspektion Osnabrück und der Staatsanwaltschaft Osnabrück am Dienstag 16 Objekte durchsucht. 13 mutmaßliche Geldautomatensprenger seien festgenommen worden, durchsucht wurden Geschäfts- und Wohnadressen sowie Adressen von Autoverleihfirmen. Weitere zwölf zum Verfahren gehörende Objekte seien "bereits Tage zuvor" durchsucht worden. Eine der Festnahmen sei am Dienstag in der Nähe der niederländischen Stadt Helmond erfolgt, die weiteren bereits Tage und Wochen zuvor. Am Großeinsatz und den Ermittlungen waren laut Osnabrücks Polizeisprecher Marco Ellermann neben der Zentralen Kriminalinspektion und der Staatsanwaltschaft Osnabrück, die Staatsanwaltschaft Mainz, das Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz, die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt am Main und das Hessische Landeskriminalamt sowie das Polizeipräsidium Mittelhessen, die Staatsanwaltschaft Amsterdam (Openbaar Ministerie) und die Polizei Amsterdam in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt und Europol beteiligt. Ermittler hätten bei den Durchsuchungen mehr als 80 Mobiltelefone, mehrere Computer und Tablets sowie elektronische Datenträger entdeckt. Zusätzlich seien ein Störsender und gestohlene Kennzeichen sowie Kennzeichen-Duplikate in einem Objekt in den Niederlanden festgestellt werden. Auch mutmaßliche Täterkleidung sowie Unterlagen konnten sichergestellt werden. Bei einer Durchsuchung nahe Helmond zogen die Einsatzkräfte zudem einen Audi S5 sowie ein Motorrad BMW GS im Wert von etwa 40.000 Euro ein. Europol hilft bei Ermittlungen Nach jetzigem Stand stehen 17 Mitglieder einer niederländischen Tätergruppierung im dringenden Verdacht, in unterschiedlicher Zusammensetzung insgesamt zwölf Geldautomatensprengungen in Deutschland verübt zu haben. Drei in NRW - neben Borchen noch Kürten und Neuss - sechs in Rheinland-Pfalz, zwei in Niedersachsen und eine in Hessen. Den Sach- und Beuteschaden beziffern die Ermittler auf mehr als vier Millionen Euro. Den Identifizierungen und Festnahmen seien monatelange verdeckte Ermittlungen vorausgegangen. Dabei sei ein Fokus auf Mietwagenfirmen gelegt worden, die die Tatfahrzeuge an die Sprenger vermieteten. Die länderübergreifenden Ermittlungen gingen zurück auf eine zentrale Auswertung des Bundeskriminalamts zu verschiedenen Sprengungen in den Jahren 2021 und 2022 in Deutschland. Seit Januar waren Polizei und Staatsanwaltschaften in den vier beteiligten Bundesländern den Tätern auf der Spur. Ermittlungen auf europäischer Ebene hätten durch die Mitwirkung von Europol vertieft und verdichtet werden können. Für die Sprengungen der Automaten verwendeten die Täter in den meisten Fällen Festsprengstoff. Ein Trend, den auch das Bundeskriminalamt für das gesamte Bundesgebiet bestätige. Die Taten werden, so heißt es, immer gefährlicher – für Anwohner, Passanten und Einsatzkräfte. Auch das waghalsige Fluchtverhalten nach den Sprengungen sei von hoher krimineller Energie geprägt. Auch in Borchen hatten es Zeugen im Februar beobachtet. Mit einem Audi-Kombi hatten sie sich hier zügigst entfernt. Teilweise hätten sich die PS-starken Fahrzeuge mit Spitzengeschwindigkeiten von mehr als 250 km/h über die Autobahnen vom Tatort entfernt. Bereits im Herbst letzten Jahres gelang den Osnabrücker Ermittlern in einer europäischen Gemeinschaftsaktion von Polizei und Justiz der erste große Schlag. 24 mutmaßliche Mitglieder der niederländischen Geldautomatensprenger-Szene konnten ermittelt werden, es gab mehrere Festnahmen.

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