Immer mehr Infizierte: Waldorfschule Schloß Hamborn wird Corona nicht los

Borchen-Schloß Hamborn. Im Ortsteil Schloß Hamborn leben rund drei Prozent der Borchener Bevölkerung. Nach jüngsten Zahlen bilden Menschen aus dem Ort derzeit aber etwa 30 Prozent des Corona-Infektionsgeschehens der Gemeinde ab. In Sorge ist deshalb Borchens Bürgermeister Uwe Gockel (parteilos). 41 Schülerinnen und Schüler sowie 12 Lehrkräfte der örtlichen Rudolf-Steiner-Schule wurden Dienstag als infiziert geführt. Gockel spricht klar von einem &bdquo;lokalen Ausbruchsgeschehen". In der Vorwoche waren nach Angaben von Sprecher Jan Havelberg zunächst zehn Schüler und acht Lehrkräfte positiv. Aufgrund der Regelungen für Sitznachbarn befinden sich aktuell 44 Schülerinnen und Schüler in Quarantäne. Während im Frühjahr ein Corona-Ausbruch im Altenwerk, der auch Todesopfer gefordert hat, laut Bürgermeister im Rahmen des Möglichen gut unter Kontrolle gebracht worden sei, sieht er an der Schule Luft nach oben im Umgang mit der Situation: &bdquo;Ich habe den Eindruck, dass manche Lehrkräfte es mit den AHA-Regeln nicht ganz so genau nehmen, wie wir es uns wünschen und wie es die Vorgabe ist. Möglicherweise spielt die anthroposophische Lehre hier eine Rolle." Das Ordnungsamt der Gemeinde sei im Austausch mit Schloß-Hamborn-Vorstand Gerd Bögeholz. Dabei werde auf die geltenden Regeln hingewiesen, zusätzlich werde – wie im gesamten Gemeindegebiet – stichprobenartig überprüft, ob Menschen die Quarantänepflicht tatsächlich einhalten. In der Vorwoche hatte Schloß-Hamborn-Sprecher Havelberg die Impfquote im Lehrerkollegium der Schule (600 Schüler, 80 Lehrer) mit etwa 60 Prozent angegeben. Dazu sagt er: &bdquo;Wir sind sensibilisiert und unternehmen alles, um die Lage einzudämmen. Die Impfquote steigt an und wir arbeiten eng mit dem Gesundheitsamt zusammen." Soziologe übt Kritik, Waldorf-Anhänger wittern Kampagne Waldorfschulen wie Schloß Hamborn, die nach der Lehre des einstigen österreichischen Philosophen Rudolf Steiner arbeiten, waren während der Pandemie wiederholt in die Kritik geraten. Erst jüngst hat Der Spiegel den Anthroposophen, wie Anhänger der Lehre Steiners bezeichnet werden, eine Mitschuld an der geringen Impfquote in Deutschland gegeben. Soziologe Oliver Nachtwey (Uni Basel) sagte in einem Interview mit dem Deutschlandfunk, dass Anthroposophie und Esoterik bei der Impfskepsis im deutschsprachigen Raum &bdquo;ein ganz wichtiger Faktor" seien. Bei der Bundestagswahl hatte die als Querdenker-Partei titulierte &bdquo;Basis" in Schloss Hamborn 23,1 Prozent eingefahren. Vom einer Nähe zwischen Rudolf-Steiner-Lehre und Querdenkern distanzierte sich die Hamborner Steiner-Werkgemeinschaft im April ausdrücklich. Der Vorstand bezog öffentlich Stellung gegen, den &bdquo;häufig in den meinungsbildenden Medien postulierten Generalverdacht, der anthroposophisch-orientierte Gesundheitseinrichtungen per se als Impfverweigerer und Corona-Leugner verunglimpft" und setzte sich von Querdenkern ab. Eine Querdenker-Minderheit sowie eine rechtspopulistische Alternative betreibe &bdquo;unbeirrt und gezielt Desinformation", schrieb der Vorstand seinerzeit. Der Bund der Freien Waldorfschulen wittert eine Medienkampagne. In einer Mitteilung von Montag heißt es: &bdquo;Es gibt keine Anhaltspunkte dafür, dass die Impfquoten oder die verhältnismäßige Anzahl der positiv getesteten Schüler:innen oder der in Quarantäne befindlichen Schulklassen von anderen Schulen abweichen." Zudem gebe es eine Impf- und Maßnahmenskepsis an Waldorfschulen genauso wie im Rest des Landes. Mit Blick auf Erfahrungen und die Zahlen in Schloß Hamborn bleibt aktuell aber wohl nicht nur beim Bürgermeister die Sorge vor einer Verschärfung der Situation.

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