Nach mehreren Windrad-Unfällen wächst auch im Kreis Paderborn die Sorge

Kreis Paderborn. Die Bilder des brennenden Windrads am Freitag im münsterländischen Neuenkirchen und die des kurz zuvor abgeknickten 240-Meter-Giganten in Haltern hat sich Hubertus Nolte ganz genau angeschaut. &bdquo;Das ist nicht witzig", sagt er beim Anblick von Fotos der abgebrochenen Windanlage im nördlichen Ruhrgebiet. Der Fürstenberger Nolte ist Kreistagsmitglied für die CDU und kritischer Begleiter des Windkraftausbaus im Kreis. Er kennt die Anlage vom Typ Nordex N 149, wie sie ähnlich in Haltern am Mittwochabend in etwa 20 Metern Höhe einfach umfiel. &bdquo;Sie steht vor meiner Haustür in einem Windpark bei Meerhof", sagt er. &bdquo;Es häufen sich die Schäden", nimmt er wahr und mahnt zu besserer Kontrolle. Die Ursache des Halterner Unfalls steht noch nicht fest, heißt es. Auch in Neuenkirchen wird noch begutachtet. Nordex stoppte den Betrieb von baugleichen 17 Anlagen deutschlandweit, in OWL war davon keine betroffen, wie ein Sprecher auf NW-Anfrage sagt. Während die Windkraftindustrie von &bdquo;Einzelfällen" spricht, fordert Nolte Konsequenzen: &bdquo;Die Überprüfung der Anlagen muss nachhaltiger geschehen."Das Windrad in Haltern war erst vor einem halben Jahr in Betrieb genommen worden. Auch die Nordex-Anlagen zwischen Fürstenberg und Meerhof wurden erst im letzten und in diesem Jahr errichtet. &bdquo;Irgendwann kommt bei solch einem Unfall mal ein Mensch zu Schaden. Ich weiß nicht, was dann passiert", fragt sich Nolte. Die Windindustrie ist hingegen von der Sicherheit der Anlagen und auch von den Kontrollinstanzen überzeugt. Die Praxis der Prüfungen durch unabhängige Sachverständige oder zugelassene Überwachungsstellen &bdquo;hat sich bewährt", heißt es vom Bundesverband Windenergie. Geschäftsführer Wolfram Axthelm erläutert: &bdquo;Alle zwei oder vier Jahre werden die Anlagen überprüft." Habe der Betreiber einen so genannten Vollwartungsvertrag beim Hersteller abgeschlossen, der regelmäßige Kontrollen beinhalte, dann seien lediglich die vierjährigen Abstände vorgeschrieben. Anlagen mit Baujahr 2014 und jünger würden zudem per Fernwartungen beaufsichtigt. 100 Unfälle seit 2005 dokumentiert Zwischenfälle gibt es trotzdem. Seit 2005 hat es laut Bundesverband Windenergie inklusive des Falls in Haltern sieben so genannter Kompletthavarien, also umgestürzte Anlagen, gegeben. Zusätzlich seien 34 gelöste Gondeln oder abgerissene Rotorteile gezählt worden, teilt der Verband, ohne Anspruch auf Vollständigkeit der Statistik, mit. Die Zahl der Brände wird seit 2005 mit 59 beziffert. 100 Unfälle also, doch auf die rund 30.000 Anlagen in Deutschland gesehen, hält Axthelm diese Zahl für &bdquo;relativ klein". Auch, dass die Versicherungsprämien für Windanlagen noch günstig seien, belegten, dass selbst Versicherer keine großen Risiken erkennen könnten. Hubertus Nolte warnt trotzdem, beim künftigen Ausbau noch genauer hinzuschauen. &bdquo;Die Anlagen werden immer größer und dabei müssen mehr Einzelteile zusammengebaut werden. Das birgt neue Gefahren", sagt der CDU-Mann. Ihn besorgen besonders die Brände. Denn Grundbesitzer und Windparkbetreiber wollten vermehrt Standorte im Wald für Windanlagen nutzen. Gerade in vom Borkenkäfer abgefressenen Flächen könnten die Windriesen neue Einnahmequellen darstellen. &bdquo;Wenn dann ein Feuer auf trockenen Fichtenwald übergreift, kann es dramatische Folgen haben", sagt Nolte. In Haltern geriet das im Wald aufgestellte Windrad nicht in Brand. In Neuenkirchen ist die Feuerwehr hingegen froh, dass auf dem umliegenden Feld Mais angepflanzt war. Der Wehrführer sagt: &bdquo;Bei Getreide wäre es möglicherweise schlimmer gewesen." Im Kreis Paderborn, mit weit über 500 Windrädern die führende Windkraftregion in Deutschland, gab es ebenfalls bereits Windrad-Unfälle. Zuletzt wurden im Frühjahr 2018 bei Etteln zwei von drei Rotorblättern zerfetzt. Die Ursache war menschliches Fehlverhalten beim Aufbau. Im Januar 2016 brach in Paderborn das Maschinenhaus samt Rotorblättern von einer Windkraftanlage an der B 64 ab. Im Mai 2016 war ein Blitzschlag die Ursache dafür, dass eine Anlage nahe der B 68 zwischen Paderborn und Borchen zerstört wurde.

Meistgelesen