Wieso die Wünnenberger Maskenmaschine still steht

Bad Wünnenberg. Es ist schon paradox. Mit einer sechsstelligen Eurosumme an Steuergeldern hat der Staat die Maschine von Matthias Bürger (40) gefördert. Masken sollte seine Firma Westfalencare damit für die Pandemie herstellen, 2.000 Stück in 60 Minuten schafft die Anlage. Das war im November 2020. Und heute? &bdquo;Sie läuft nur noch eine Stunde am Tag“, sagt Bürger. Und das, obwohl Masken immer noch gebraucht werden. Das Problem: Derselbe Staat, der die 380.000 Euro teure Maschine für Westfalencare in Haaren knapp zur Hälfte mitfinanziert hat, bestellt seine medizinische Typ-II-R-Masken in China. &bdquo;Die chinesischen Masken sind immer etwa drei bis vier Cent billiger als unsere“, weiß Bürger, der im Sommer 2020 in Lichtenau gemeinsam mit seinem Partner Milos Vujnovic, und möglich gemacht durch Investor Johannes Lackmann, die Produktion aufgenommen hat. Damals war auch der Politik klar geworden, dass es praktisch keine deutsche Maskenproduktion gab. Das sollte sich ändern, Fördermittel wurden locker gemacht. Bürger kaufte beim Haarener Anlagenbauer Discher die Maschine ein, zur Hälfte mit sehr viel Steuergeld. Doch bei den anschließenden großen Ausschreibungen, das beklagt Bürger genauso wie der Deutsche Maskenverband, werde &bdquo;ausschließlich nach Preis entschieden“. Dabei könne dies auch anders laufen, sagt der Unternehmer: &bdquo;In Frankreich klappt es ja auch, dass nur einheimische Produkte oder solche aus der EU gekauft werden.“"Produzieren wie es sich gehört" Auch die Richtlinien gäben ein anderes Handeln her: &bdquo;Verpflichtend muss der Preis eigentlich nur 30 Prozent bei der Ausschreibungsentscheidung ausmachen. Doch bei den Masken sind es immer 100 Prozent.“ Erlebt hat er es selbst in Ausschreibungen, zum Zuge kam er bei großen Vergaben nie. &bdquo;Wir produzieren nach deutschen Sozialstandards, so wie es sich gehört“, sagt Bürger, der acht Mitarbeiter und 14 Aushilfen - auch für das von ihm betriebene Corona-Testzentrum - beschäftigt. &bdquo;Die asiatischen Hersteller haben solche Sozialstandards nicht. Auch die Qualität der Produkte ist nicht so hoch wie bei uns.“ Bürger meint, zwar würden auch Herstellungsprozesse in China zertifiziert, doch &bdquo;sobald ein Kontrolleur die Produktion abgenommen hat und ein Zertifikat erstellt, wird das Tempo von Maschinen hochgedreht und die Qualität leidet“. "Endkunden kaufen gerne Masken mit hohen Standards" Seine Haarener Masken kann Bürger demnach nicht palettenweise verkaufen. Er hat zwar den einen oder anderen Firmenkunden, verkauft im Großmarkt SB Friedhof in Paderborn und über die eigene und andere Internetseiten. Endkunden, so meint er &bdquo;kaufen gerne Masken mit hohen Standards“. Doch weil sich aber Kommunen, Bundesländer und der Bund weiter aus Asien bestücken lassen, hat Bürger das Geschäftsmodell weitgehend umgestellt: &bdquo;Wir leben jetzt zu 80 Prozent vom Handel mit Fremdprodukten.“ Gemeint ist der An- und Verkauf von Produkten wie Covid-Schnelltests, OP-Masken und FFP2-Masken. Manche Masken stammen aus Deutschland, andere im Westfalencare-Onlineshop aber auch aus China. Lesen Sie hier: Corona-Chaos - Das gilt aktuell im Kreis Paderborn Wenn die Pandemie mal ihren Schrecken verliert, Masken vielleicht nicht mehr zur Tagesordnung gehören, dann will Westfalencare dennoch weiter mit Gesundheitsprodukten handeln, das sagt Bürger. Und er will Dienstleister für andere sein. So ist ein wichtiges Projekt für den Diplom-Chemiker, eine Onlineplattform aufzubauen, über die deutsche Maskenhersteller ihre Qualitätswaren anbieten können.Ein weiteres Ziel: im Maskenverband wird gerade daran gearbeitet, eine Standardmaske &bdquo;Made in Germany“ zu entwickeln, die verschiedenste Hersteller produzieren können - auch Westfalencare. Matthias Bürger arbeitet gerade daran, dies zu organisieren, damit auch seine 380.000-Euro-Maschine wieder länger laufen kann als eine Stunde am Tag.

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