Seit Monaten im Wartestand: Wie die Westfalen-Therme die Zwangspause nutzt

Bad Lippspringe. Dunkle Umkleidekabinen, Absperrbänder, menschenleere Schwimmbecken und Saunen – wo sonst jeden Tag hunderte Menschen schwimmen, entspannen oder Spaß haben, herrscht gähnende Leere. Die Westfalen-Therme in Bad Lippspringe wirkt wie in einen tiefen Schlaf gefallen. Und das schon seit fast einem halben Jahr. Die 150 Mitarbeiter des Hotel-, Gastronomie- und Thermenbetriebs sind in Kurzarbeit, bis auf einige Techniker. Die nutzen die unfreiwillige Pause aus, um einige Sanierungsarbeiten durchzuführen. Sonst musste das immer bei laufendem Betrieb gemacht werden, denn die Therme hat 365 Tage im Jahr geöffnet – wenn nicht Corona wäre. Umso schwerer fällt es Center-Manager Kai Meyer zu seiner Arbeitsstelle zu fahren und nur eine Hand voll Mitarbeiter anzutreffen. &bdquo;Wir haben sonst ja immer auf", ist diese Situation – obwohl sie schon so lange anhält – für ihn immer noch surreal. "Wir müssen alles langsam und kontrolliert hochfahren" Hoffnung keimte auf, als der Kreis Paderborn zur Modellregion erklärt wurde. Aber bevor die Planungen für eine Öffnung im Detail besprochen werden konnten, erstickten die steigenden Inzidenzwerte diesen Hoffnungsschimmer. Ein konkretes Öffnungsszenario ist immer noch nicht in Sicht. Wenn aber das Okay zur Öffnung komme, dann gehe das nicht von heute auf morgen, erklärt Meyer. Einfach Heizung an und Wasser marsch, das funktioniert in diesem Betrieb auf seinen 18.000 Quadratmetern Fläche und mit seinen vielen komplexen Anlagen nicht. &bdquo;Wir benötigen schon zwei Wochen für einen Start. Wir müssen alles langsam und kontrolliert hochfahren", erklärt der Center-Manager und denkt dabei an die Pumpen, Heizungen und Sauna-Öfen. Die Wasser- und Lufttemperaturen, im Normalbetrieb angenehme 32 beziehungsweise 33 Grad warm, sind derzeit jeweils um zehn Grad heruntergefahren. Hinzukommen noch die Vorbereitungen in der Gastronomie und dem angeschlossenen Vital-Hotel. Hoher Aufwand, egal ob 10 oder 100 Gäste &bdquo;Es hängt sehr viel dran, wenn wir wieder öffnen dürfen. Und man muss dabei auch abwägen wie wir öffnen dürfen", bemerkt Meyer, der seit 2009 seinen Posten in der Therme bekleidet. Egal ob zehn oder 100 Gäste im Hotel seien, müsse man doch einen hohen Aufwand betreiben. &bdquo;Es muss auch alles wirtschaftlich sein", so Meyer. Daher mache es für Westfalen-Therme und Hotel erst wirklich Sinn, wenn auf längere Sicht niedrige Inzidenzzahlen sicher seien. Nur für eine Woche öffnen und dann bei einer möglichen Notbremse wieder schließen zu müssen, würde sich nicht rechnen. Den Grundbetrieb aufrecht zu erhalten, kostet die Therme schon seit Monaten viel Geld. Pro Tag seien es mehrere tausend Euro, so Meyer. Die Heizungen müssen auf einem gewissen Niveau gehalten werden und auch das Wasser in den Becken muss umgewälzt werden. Einzig im Sportschwimmbecken säße man derzeit auf dem Trockenen – dort wurden Rohrleitungssysteme instandgesetzt. &bdquo;Die Besucherzahlen waren super" Aktuell wird an vielen Stellen noch gewerkelt, um dann am Tag X den Gästen eine bestens vorbereitete Therme bieten zu können. Auch Luftentkeimungsgeräte, die laut Hersteller zu 99,9 Prozent gegen Corona-Viren und alle anderen Virenarten, Pilze und Bakterien wirksam seien, wurden im Restaurant und Eingangsbereich installiert. Mit einem vom Ordnungsamt der Stadt Bad Lippspringe abgesegneten und auch mehrmals kontrollierten Hygienekonzept hatte die Therme im vergangenen Jahr von Mitte Juni bis zum 2. November geöffnet. &bdquo;Die Besucherzahlen waren super. Es war auch Gold wert, dass wir im September unseren Waldgarten eröffnen konnten. Aber natürlich wiegen diese Einnahmen unsere Verluste nicht auf", erklärt Kai Meyer, der aber trotz der monatelangen Schließung und des 7-Millionen-Investments in den neuen Sauna- und Wellness-Tempel die Existenz der Westfalen-Therme nicht bedroht sieht. Die Therme, im Besitz der Unternehmensgruppe Stork, sei gut aufgestellt, betont der 44-jährige gebürtige Hagener, der mit seiner Frau und den zwei Kindern im benachbartem Schlangen lebt. Ein besonderes Angebot für die Mitarbeiter Er stehe auch in regem Kontakt mit den Mitarbeitern, denen in der Corona-Pandemie ein kleines Stück Lebensfreude geboten wird. Sie dürfen kostenlos in die Sauna und auch im Außenbecken schwimmen. &bdquo;Das gilt aber immer nur für einen Haushalt. Es wird aber sehr gerne angenommen, gerade von Familien mit Kindern, die so etwas Abwechslung vom Homeoffice und Homeschooling haben", sagt Meyer, der den Betrieb trotz seiner Größe als eine große Familie beschreibt. Wann es aber wieder zum großen Familientreffen – möglichst mit vielen Gästen – kommt, ist noch fraglich. &bdquo;Wir freuen uns darauf, können aber nur abwarten", meint der Center-Manager.

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