Fridays-for-Future-Demo für den Klimanotstand in Bad Lippspringe

Bad Lippspringe. Es ist heiß, die Mittagshitze ermüdet, dennoch machen sie weiter - hier geht es um mehr als nur präsent sein, sie wollen inspirieren und auf die Problematik aufmerksam machen. Emelie Sydow (16), Hanna Phillips (17) und Katharina Müller (19) stehen vor einer Traube von Menschen und schreien in das Mikrofon: "Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!" Aber wirklich laut war es nicht. Vereinzelt stimmten einige Mitdemonstranten in die Schlachtrufe mit ein, während die Fridays-for-Future-Verfechterinnen am Freitag ihre Kundgebung vor dem Rathaus in Bad Lippspringe abhielten. Nebenan auf dem Markt wurde währenddessen fleißig eingekauft. 40 Minuten dauerte die Demonstration, zwei Politiker nutzten die Plattform, um auf ihre Wahlprogramme aufmerksam zu machen und ein 52-jähriger Bad Lippspringer erzählte davon, wie er bereits in den 80er Jahren vom Klimawandel gehört hätte, aber es sich bis jetzt immer noch nicht viel getan hätte. Bürgermeister zieht Klimanotstand zurück "Der mediale Hype ist weg, aber sind immer noch da", sagt Demo-Organisatorin Katharina Müller. "Und das wollten wir heute auch dem Bürgermeister Andreas Bee zeigen, indem wir vor seiner Tür präsent sind." Bee hatte im vergangenen Sommer mit seinem Veto den Stadtrat daran gehindert, den Klimanotstand auszurufen. Der Beschluss gefährde das Wohl der Gemeinde, argumentierte Bee, weil er das Image von Bad Lippspringe als "heilklimatischen Kurort der Premium Class" beschädige. "Weil wir vergangenes Jahr hauptsächlich im Paderborner Zentrum demonstriert hatten, hat sich der Bürgermeister wahrscheinlich gedacht, dass wir das übersehen", erklärt Müller. "Aber wir sind hier und vergangenen Monat waren wir in Bad Wünnenberg und am Freitag vor den Kommunalwahlen werden wir in Münster bei der Großdemo von Fridays-for-Future sein." Der Klimawandel mache keinen Halt, nur weil ein Stadtoberhaupt Angst vor einem Imageschaden hätte. Der Klimawandel sei da und ihn zu ignorieren mache es schlimmer, so die Fridays-for-Future-Vertreterinnen. Dass die Stadtverwaltung jetzt Ökostrom beziehe, sei schon einmal ein guter Anfang, aber noch lange nicht gut genug. Besser wäre: Photovoltaikanlagen auf Dächern aufzustellen, den Öffentlichen Nahverkehr günstiger zu gestalten, die Radwege auszubauen und Bildungsprogramme oder Workshops über die Problematik des Klimawandels anzubieten. Die familiäre Unterstützung ist wichtig Katharina Müller ist seit 2017 in der Grünen Jugend aktiv, vor zwei Jahren übernahm sie die Aufgabe der Sprecherin im Kreis und heute ist sie eine Kandidatin der Grünen bei der Wahl zum Stadtrat in Paderborn. Ihre Mitstreiterinnen hat sie über die Fridays-for-Future-Organisation kennengelernt. In ihrer Familie war der Umgang mit der Umwelt schon immer ein Thema. Anders bei Emelie Sydow. Die Schülerin ist das Küken der Gruppe und erst seit vergangenen November dabei. Erst durch ihr Engagement ist ihren Eltern bewusst geworden, dass es an der Zeit ist, etwas gegen den Klimawandel zu tun. Auch wenn es nur die richtige Mülltrennung ist. Hanna Phillips ist Vegetarierin seit sie zehn ist. Ihre Motivation begann beim Tierwohl. In einem Dorf aufgewachsen, habe sie bei den Landwirten gesehen, wie sich der Klimawandel direkt auswirkt. Seitdem sie bei der Organisation dabei ist, wird zu Haus weniger Fleisch gegessen. Die Mitwirkung der Eltern ist ihnen allen wichtig: "Wir haben Glück, dass uns unsere Eltern so unterstützen, dass sie uns sogar um halb eins von einer Demo in Berlin abholen würden."

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