Bitterer Beigeschmack: Bielefelder Schulessen kommt schon bald aus Heidelberg

Bielefeld. Was ist das jetzt schon wieder? Nach mächtig Ärger um Realschulplätze und erneutem Hin und Her bei der Erweiterung des Gymnasiums als Waldhof die nächste schräge Nachricht: Die Stadt Bielefeld lässt das Essen für einige Schulen künftig aus Heidelberg kommen. Und nicht nur das: Die Gesamtschule Quelle darf ihr regionales, gemeinnütziges Erfolgsmodell nicht mehr weiterführen. Salopp gesagt: Geht’s noch? Dass mehrmals pro Woche Lkw-Ladungen vom neuen Caterer mehrere Hunderte Kilometer durch Deutschland nach Bielefeld gekarrt werden, kann einfach nicht sein. Es passt absolut nicht in die Zeit und zu den Klima- und Nachhaltigkeitszielen, die die Stadt sich groß auf die Fahnen geschrieben hat. Selbst nicht, wenn sie aufgrund der Vielzahl der Schulen, die es zu versorgen gilt, europaweit ausschreiben muss. Sehr wohl hätte das zuständige Amt für Schule frisches Kochen vor Ort mit Produkten aus unserer Region, kurze Anfahrtswege und das pädagogische Konzept mit als entscheidende Kriterien aufführen und so die Vergabe entsprechend steuern können. Das zeigen andere Beispiele. Lesen Sie auch: &bdquo;Ein Unding“ – Eltern, Kinder und Lehrer stinksauer auf die Stadt Bielefelder Schulessen begeistert selbst ältere Schüler Dass das klappen würde, weil das Mittagessen an ihrer Schule selbst noch ältere Schüler begeistert, das Modell auch als Pilotprojekt galt, daran hat die Leiterin in der Queller Gesamtschule fest geglaubt – und wurde jetzt bitter enttäuscht. Während vielerorts nicht schmeckt, läuft’s hier: lecker, frisch, regional und mit besonderem pädagogischen Konzept. Seit fünf Jahren kocht das Team der gemeinnützigen Falken mit viel Leidenschaft und Herzblut in der Schulküche. Also: Alles in Butter? Leider ganz und gar nicht – ganz im Gegenteil. Gesprächsgesuche, Mitbestimmung, Mitwirkung und Mitverantwortung seien konsequent ignoriert worden, kritisieren Eltern, die jetzt für den Erhalt ihres beliebten Schulessens vor dem Rathaus demonstriert haben. Es sei traurig und &bdquo;eine absolute Frechheit“, dass die Stadt überhaupt nicht daran interessiert ist, eine Lösung für den Erhalt zu finden. Stimmt. Wenn es um ihre Ziele geht, gibt’s einen Weg: Das haben SPD, Grüne und Linke erst kürzlich bewiesen, als es um die Verhinderung der von Eltern gewünschten Realschulplätze ging, die Schulen und Verwaltung möglich machen wollten. Und jetzt? Wo bleiben der empörte Aufschrei und das entscheidende Machtwort? Leider scheint es die Ratskoalition überhaupt nicht zu interessieren, wo das Mittagessen für die Bielefelder Schüler herkommt. Klimanotstand in Bielefeld ausgerufen Dabei hat das Bündnis den Klimaschutz doch sonst immer dick im Blick. Das ist widersprüchlich, demotivierend und macht unglaubwürdig. Bielefeld hat bereits 2019 auf Initiative von Fridays for Future den Klimanotstand ausgerufen. Gefühlt jeder Meter, den Bürger mit ihrem Auto in der Stadt unterwegs sind, wird von einigen Akteuren kritisch beäugt. Absolut unverständlich, dass beim Schulessen mit völlig anderem Maß gemessen wird. Hier, und auch beim Einsatz für fehlende Schulplätze, sind es engagierte Eltern und Schulen, die sich mächtig ins Zeug gelegt haben, um die Lage zu verbessern. Obwohl das eigentlich nicht ihre Baustelle ist, sondern die von Politik und Verwaltung. Dass statt Unterstützung dann Engagement zunichtegemacht wird, stößt verständlicherweise übel auf. Mehr Frischeküchen und Regionalität: Die Mittagsversorgung an den Schulen wirklich zu verbessern, hat sich die Stadtpolitik bereits vor fünf Jahren vorgenommen. Wenn sie es wirklich ernst meint damit, müsste sie sich doch jetzt zu Wort melden – vehementer als beim destruktiven Einsatz gegen Realschulplätze. Auch weil sich die Situation zu Hause für viele Kinder verändert hat. Viele Eltern arbeiten und sind auf Mittagsbetreuung angewiesen. Es fehlt an Wissen oder schlicht an Geld, um täglich ein gutes Mittagessen auf den Tisch zu bringen. Das Beispiel der Queller Gesamtschule zeigt, dass Schulessen viel mehr sein kann, als nur den Teller zu füllen. Es geht um Wissen über gesunde Ernährung, Geschmacksbildung, aber auch um Mitbestimmung und ein gutes Miteinander. Um feste Beziehungen, klare Strukturen, Wertschätzung und Wärme, die in der Gesellschaft vielerorts fehlt. Wunschgedanke: Arminia beflügelt Politik und Verwaltung Mit der Vergabepraxis der Stadt und der mangelnden Bereitschaft, gemeinsam eine konstruktive Lösung für den Erhalt und Ausbau des Erfolgskonzepts zu finden, stößt man allen Beteiligten vor den Kopf und vermittelt den Eindruck, dass Beteiligung sich nicht lohnt oder gar nicht gewünscht ist. Alles in allem: geschmacklos und unsportlich. Bleibt zu hoffen, dass doch noch etwas vom lösungsorientierten Machergeist der Arminen auch auf Politik und Verwaltung überschwappt. Geht nicht, gibt’s nicht.

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