Bad Lippspringe. Eines seiner Schafe in der Senne musste 2018 nach einer Wolfsattacke eingeschläfert werden, ein anderes verletztes Tier rettete der Tierarzt. Dennoch geriet der Vortrag von Ulf Helming, Schäfer im Nebenerwerb aus Augustdorf, auf Einladung des NABU-Kreisverbandes Paderborn im Prinzenpalais betont sachlich. Denn Helming weiß, dass die Rückkehr des Wolfes in Deutschland polarisiert.
Wurde das aus Polen einwandernde Tier in der ehemaligen DDR noch abgeschossen, steht es seit der Wiedervereinigung unter Naturschutz. Dennoch kann der Wolf Schafzüchtern die Existenz kosten. Auch wenn die Nahrung des Wolfes laut Helming zu mehr als 50 Prozent aus Rehwild besteht, kommt es immer wieder zu Angriffen auf Weidetiere wie Schafe. „Der Wolf ist ein Opportunist und nimmt den einfachsten Weg. Und das ist nicht das schnelle Reh oder das starke Wildschwein", klärte Helming auf, der auch Wolfsbeauftragter des Schafzuchtverbandes NRW ist und als Biologiestudent einen jungen Wolf aufgezogen hat.
Wolf kann Zäune überspringen
Das Mittel der Wahl, um Weidetiere vor dem Wolf zu schützen, sind für Helming Elektronetze und Elektrozäune. Sie sollten mit 2.500 bis 10.000 Volt unter Strom stehen und dürfen wegen der Gefahr der Erdung keinen Bodenkontakt haben. Sinnvoll ist auch eine optische Barriere. „Der Wolf ist in der Lage, Zäune zu überspringen", weiß der Schafzüchter. Der Nachteil: Die Zäune können nicht auf steinigem Untergrund und nur bedingt in der Nähe von Wasser errichtet werden. Denn bei steigendem Wasserstand werden die Zäune geerdet.
Herdenschutzhunde können für einen zusätzlichen Schutz sorgen. Laut Helming sollten es jedoch nur zertifizierte Hunde sein, die als Welpen in die Schafherde integriert wurden. „Ein Herdenschutzhund ist der Kumpel der Schafe, kann jedoch bei Annäherungen nicht zwischen gut und böse unterscheiden", so der Schafhalter.
Die Anschaffungskosten eines solchen Hundes werden nur bei Tierhaltern in einem Wolfsgebiet übernommen. Die Unterhaltskosten liegen bei jährlich bis zu 2.000 Euro. Präventionsmaßnahmen werden laut Helming zwar gefördert, nicht jedoch die Arbeit bei der Instandhaltung oder Neuerrichtung von Zäunen. Verteufeln wollen weder Schafzüchter, noch Jäger den Wolf.
Wolle bringt keine Erlöse mehr
„Der Wolf bereichert die Fauna, aber er muss reguliert werden", meinte ein Jäger. Kommt es regional immer wieder zu Übergriffen, wie durch eine Wölfin im niederrheinischen Schermbeck mit 74 gerissenen Tieren, muss auch über eine Entnahme des Wolfs nachgedacht werden. Was sagt der NABU dazu? „Der beste Wolfsschutz ist ein sehr guter Herdenschutz", meint Otmar Lüke, Vorsitzender des NABU-Kreisverbandes Paderborn. Weidetierhaltung sorge für Artenvielfalt, deshalb müsse sie mit Geld unterstützt werden, so Lüke. Eine Tierentnahme wie beispielsweise im Fall vom Niederrhein sei möglich.
Die Schafhaltung ist in Deutschland auf dem Rückzug. Das betrifft die Halterzahl und die Zahl der Mutterschafe. So gibt es nur noch einen kleinen Teil Berufsschäfer. Nach Angaben von Ulf Helming ist der Verkauf von Lammfleisch die Haupteinnahmequelle. Wolle bringt keine Erlöse mehr. Helming züchtet deshalb braune Haarschafe ohne Wolle. Dazu kommen Prämien von der Europäischen Union (EU) und unter anderem Ausgleichszahlungen in benachteiligten Gebieten.
Zwei Wolfsgebiete in NRW
„Wenn einem Schäfer mehrmals Tiere gerissen werden, hört er mit der Schafhaltung auf", betonte ein Schafzüchter im Publikum. Dabei ist die Haltung von Weidetieren für die Kulturlandschaft wertvoll. Denn damit wird unter anderem die Verbuschung der Landschaft vermieden.
In Nordrhein-Westfalen gibt es bisher zwei Wolfsgebiete und ein Randgebiet zu Rheinland-Pfalz. Und was ist mit der Wölfin in der Senne? „Sie wurde nicht mehr gesehen", sagt Ulf Helming. Zwei Schafe hat er durch das Tier verloren.