Bad Lippspringer Kino seit 15 Jahren ein Renner

Bad Lippspringe. Die Leinwand ist so breit wie zwei Autos lang sind, die 100 Sitzplätze sind bequem gepolstert und eine Tüte Weingummi kostet nur 1,20 Euro: In Odins Filmtheater in Bad Lippspringe öffnet ein Verein seit 15 Jahren zweimal pro Woche die Türen für feine Kinoerlebnisse - und die Besucherzahlen können sich sehen lassen. Von den 60 Vereinsmitgliedern gehören laut dem Vorsitzenden Ottokar Fischer 20 zum aktiven Team. Immer mittwochs und freitags sind mindestens drei Ehrenamtler gefragt: Es müssen Karten abgerissen, Getränke und Snacks verkauft sowie Projektor und Haustechnik bedient werden. Um 19.30 Uhr beginnt die Vorstellung im Hörsaal des Lippe-Instituts, in dem tagsüber angehende Logopäden oder Physiotherapeuten unterrichtet werden. Das Kino-Programm reicht von Blockbustern wie "Star Wars" bis zu engagierten Dokumentationen. "Wir kommen als Verein derzeit über die Runden", sagt Fischer. Doch er weiß, dass er sich beim MZG dafür bedanken muss, dass die Kino-Macher den Saal kostenfrei nutzen dürfen. Schwierige Zeiten zum Anfang "Seit dem Start vor 15 Jahren erfahren wir immer wieder Unterstützung in der Stadt", sagt Reinhard Brockmann, stellvertretender Vereins-Vorsitzender. Dabei denkt er vor allem an die schwierigste Zeit seit Odins Anfängen: den Übergang ins Digitalzeitalter. Ab 2014 gab es von Verleihern keinen aktuellen Nachschub auf 35-Millimeter-Filmrollen mehr, der Projektor musste durch ein Digitalmodell ersetzt werden. Nach der letzten Analog-Vorstellung am 14. Juli 2014 blieb das Odins für neun Monate geschlossen, es fehlten 50.000 Euro für den Umstieg. "Wir dachten, wir wären tot", sagt Brockmann. Doch die Bad Lippspringer machten die Taschen auf: 28.000 Euro kamen durch Spenden zusammen, 22.000 wurden noch an Fördermitteln in Berlin und Brüssel eingesammelt. Am 15. April 2015 folgte der Neustart und seitdem werden Filme von einer Festplatte anstatt von der Filmrolle abgespielt. Den Zuschauern gefällt's: Im Vorjahr kamen 2.700 Besucher in die rund 100 Vorstellungen, für das laufenden Jahr hoffen Fischer und Brockmann auf 3.000. So viele waren es auch in den ersten zwölf Monaten nach der Premiere am 4. Juni 2004. Direkt nach dem Auftaktfilm "Good-Bye Lenin" etablierte sich der Betrieb in der Kurstadt. Die Gründung hatte seinerzeit Kommunalpolitikerin Erika Grobbel (CDU) maßgeblich vorangetrieben. Das Odins ist schon das fünfte Kino in Bad Lippspringe. Vorgänger waren die Kurbad-Lichtspiele (ab 1918), das Union-Theater im Hotel Wegener (1919-1924), das Kurli (1925-1960) von Anton Birwé und das Park-Theater (1952-1974) des späteren Bürgermeisters und Kurdirektors Horst Birwé. Ein Juwel in der Stadt "Das Kino gehört zu den Juwelen in Bad Lippspringe", sagt heute Stammgast Maria Hänsel-Bramer. Vereinsmitglied Stephanie Watermann weiß, was die Besucher schätzen: "Die Filme bieten eine schöne Abwechslung für Kurgäste. Und Besucher aus der Stadt und der Umgebung mögen die kurzen Wege." Und viele mögen auch die günstigen Preise. Nicht nur Getränke und Snacks aus der "süßen Ecke" sind günstiger als in Multiplex-Häusern, auch die Tickets. Die Lippspringer Kinokarte kostet sechs Euro. "Und wenn die Schlange vor der Kasse mal länger ist, als wir Plätze haben, reagieren wir spontan und bieten eine zweite Vorstellung am Abend an", sagt Vereinschef Fischer. Das war auch nötig beim größten Publikumserfolg, den das junge Kino gesehen hat: das Komödiendrama "Honig im Kopf" mit Dieter Hallervorden erlebten 2014 insgesamt 700 Zuschauer. Erfolge seien oft nicht vorhersehbar, sagt Fischer. Und Misserfolge auch nicht: Einen Film über Apple-Gründer Steve Jobs sahen zwei Zuschauer.

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