Bad Lippspringe

Landesgartenschau: Handel sieht Prognosen eher skeptisch

Während die Cafés ihre Sitzplatzkapazitäten ausweiten, zweifelt der Einzelhandel in der Bad Lippspringer Innenstadt an der erwarteten Besucherzahl und deren Kaufkraft

Guten Appetit: Daniel Aslan, Inhaber des Eiscafés La Luna ist für einen Ansturm gewappnet. | © Franz Purucker

Franz Purucker
12.04.2017 | 25.04.2022, 13:18

Bad Lippspringe. Bis zu 11.000 Besucher täglich und 480.000 bis Ende Oktober erwarten die Veranstalter der heute beginnenden Landesgartenschau (LGS) in Bad Lippspringe.

Zahlen die Hedwig Kass, Inhaberin des Modegeschäftes Elegance in der Fußgängerzone zwischen den beiden Gartenschauparks, mit Skepsis sieht. „Der Bürgermeister hat uns viel Hoffnung gemacht, aber ich glaube nicht, dass die Besucher hier große Einkäufe tätigen." Dafür sei das Angebot in der Kleinstadt nicht ausreichend: „Ich kenne nur fünf Geschäfte hier, wo es sich wirklich lohnt einzukaufen."

Herzhaft: Die Fleischerei Schröder bietet hauseigene Würste mit dem Lippolino an. Junior-Chefin Kerstin Schröder zeigt sie. - © Franz Purucker
Herzhaft: Die Fleischerei Schröder bietet hauseigene Würste mit dem Lippolino an. Junior-Chefin Kerstin Schröder zeigt sie. | © Franz Purucker

Auch Anton Thöne vom gleichnamigen Lederwarengeschäft ist ebenfalls skeptisch. „Die ganzen Busleute kamen doch schon vor der LGS. Davon halte ich nicht viel – die kaufen kaum was." Der Familienbetrieb hat weder die Öffnungszeiten noch das Sortiment ausgeweitet.

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Bad Lippspringe: Die Landesgartenschau aus der Luft - kurz vor der Eröffnung

Klara Buch und Mariane Hesse vom ökumenischen Ladenlokal direkt an der Fußgängerpromenade sehen die Sache schon positiver: „Wir wollen vor allem auf uns aufmerksam machen", sagt Buch. Damit meint sie das große Sortiment an fair gehandelten Produkten. In den letzten Tagen haben die beiden Damen extra das Schaufenster neu dekoriert und etwas mehr Ware eingekauft. Mit einem großen Ansturm rechnen sie aber nicht: Im Geschäft selbst steht nur ein Tisch mit vier Stühlen, auf denen Besucher Platz nehmen können, um sich beraten zu lassen. Allerdings haben die Kirchgemeinden die Öffnungszeiten des Ladens ausgeweitet.

Fotograf will Fotoworkshops anbieten

Robert Murray, Fotograf mit Studio an der Arminiusstraße, rechnet im Kerngeschäft nicht mit Mehrumsatz. „Wir haben erst überlegt hier ein paar Speicherkarten anzubieten, aber in Zeiten von Smartphones braucht das wohl eher keiner", so der Ladeninhaber. Allerdings will er Fotoworkshops auf dem LGS-Gelände anbieten und damit gegebenenfalls etwas dazuverdienen.

Die Fleischerei Schröder hat die LGS zum Anlass genommen, einen Nebenraum mit 25 Sitzplätzen zum Verzehr von Imbissangeboten einzurichten. Das Sortiment reicht vom klassischen Frühstück über Schröders Bratwurst bis hin zu Imbiss- und Mittagstischangeboten. Außerdem gibt es die Lippolino-Wurst, eine luftgetrocknete hauseigene Mettwurst, auf dem das gleichnamige Maskottchen der LGS abgebildet ist.

Auch die Bäckerei Lange gegenüber hat sich auf die LGS eingestellt und das Lippolino-Brot ins Sortiment aufgenommen, ein Roggenmischbrot, das als Kruste gebacken ist. „Es ist eine Aufbruchstimmung in der Stadt", sagt die Filialleiterin Angelika Willeke.

Antonis Kraft, Inhaberin des Modegeschäfts Fashion + Style hat extra mehr Ware eingekauft und eine zusätzliche Aushilfe eingestellt. Allerdings meint sie: „Die Besucher werden eher in die Cafés gehen als zu uns."

Café erweitert Sitzplatzangebot

Sie hofft auf mehr Kunden, damit sich ihre Personalinvestitionen auszahlen. Zwei Modegeschäfte gegenüber, so berichtet sie, wollen fürs Erste nur am Wochenende öffnen und vorsichtig testen, ob die erhofften Besuchermassen auch kommen.

Das Café Eis Molin hat anlässlich der LGS die Sitzplätze von 80 auf 120 erweitert. „Wir haben große Erwartungen", sagt der Inhaber Fatih Tanriverdi. Wegen der erwarteten Besuchermassen hat das Café den Bezahlvorgang geändert. Die Gäste sollen nun direkt mit Erhalt ihres Eisbechers die Rechnung bezahlen, um Zeit zu sparen. Mehrere Aushilfen hat er eingestellt und sucht noch immer nach Personal.

Das Eiscafé La Luna direkt am Arminiuspark hat zehn zusätzliche Aushilfen eingestellt und 50 neue Sitzplätze im Außenbereich geschaffen. Außerdem sollen mehrere Außenstände mit kleinen Snacks, Waffeln und belegten Broten dazu kommen.

„Ob die Landesgartenschau für uns ein Erfolg wird, hängt vor allem vom Wetter ab", sagt Eigentümer Daniel Aslan und spricht angesichts der verhältnismäßig kühlen Temperaturen in den vergangenen Tagen damit wohl die Sorge vieler Gastronomiebetrieb in Bad Lippspringe an.