Protestaktion: Kita-Kids in Altenbeken erobern für einen Tag die Straße

Altenbeken. &bdquo;Wir wollen keine Moralapostel sein“, betont Sonja Föckel vom Elternrat der Kindertagesstätte &bdquo;Heilig Kreuz“ in Altenbeken. Sie und der Vorsitzende der Elterngemeinschaft, Christoph Brockmann, blicken besorgt auf die Verkehrs-Situation vor der Kita ihrer Kinder. Denn jeden Tag fahren dort durch die Adenauerstraße Fahrzeuge mit überhöhter Geschwindigkeit entlang – obwohl Schritttempo gefahren werden muss. Es seien rund tausend Autos und Lkw, die die Spielstraße passieren würden, berichten die Eltern. Teilweise schnellt der Tacho der Fahrzeuge auf 28, manchmal sogar 78 Kilometer pro Stunde, wie eine vom Elternrat veranlasste Geschwindigkeitsmessung ergab. Erlaubt sind in einer Spielstraße Geschwindigkeiten zwischen sieben bis zehn Kilometer pro Stunde, urteilte 2019 das Oberlandesgericht Hamm. Die Eltern der Kita in Altenbeken berichten, dass es tagtäglich zu Anfeindungen von Autofahrern komme, die viel zu schnell fahren und die Sicherheit der Kinder auf dem Weg zum Kindergarten gefährden würden. &bdquo;Ich bin früher selbst als Kind hier immer zum Kindergarten gegangen. Heute würde ich mich das nicht mehr trauen“, erzählt Vater Christoph Brockmann. Mehrfach hat der Elternrat das Gespräch mit Bürgermeister, Ordnungsamt und der Polizei gesucht. Sinnvolle und helfende Maßnahmen seien laut Eltern jedoch ausgeblieben. Gestern fand deshalb ein Spielstraßen-Aktionstag statt. Dafür wurde die Straße von 7 bis 12.30 Uhr für den Verkehr gesperrt. Die Kinder durften morgens auf der ganzen Straße spielen, die Pflaster mit Kreide bemalen und weitere Aktionen durchführen. Außerdem wurde ein fünf Meter langes Banner angefertigt, das die Autofahrer auf die Spielstraßen-Situation hinweisen soll. Dieses wurde am Dienstag aufgehängt. Am Nachmittag führte die Polizei Verkehrskontrollen durch und die Kinder übergaben selbst gemachte Strafzettel. Auto hat in Deutschland hohen Stellenwert Erzieher Daniel Glade ist seit 2020 in der Kita für die Betreuung und Förderung der Kinder zuständig. Er begrüßt die Aktion und sagt: &bdquo;Heute haben sich die Kinder ihre Straße zurückerobert.“ Laut Glade habe das Auto in Deutschland einen zu hohen Stellenwert. Er fordert mehr gegenseitige Vorsicht und Rücksichtnahme im Straßenverkehr. Altenbekens Bürgermeister Matthias Möllers erklärte: &bdquo;Ich finde die Aktion gut. Kleine Kommunen wie wir dürfen keine Blitzer aufstellen. Jetzt muss hier ein Bremskissen kommen.“ Er betont, dass das Bewusstsein der Autofahrenden geschärft werden müsse. Kindergartenkind Fred hat mit seinen vier Jahren bereits eine Bitte an die Autofahrer: &bdquo;Dass sie uns nicht platt fahren.“ Die Straßensperrung und den Spielstraßen-Aktionstag findet er &bdquo;super“. &bdquo;Es ist schön, weil wir malen können und ein Eis bekommen haben“, berichtet er stolz. Geschwindigkeitsmesser kommen im Herbst In der Eisdiele auf der anderen Straßenseite gab es bereits eine kleine Stärkung bei strahlendem Sonnenschein. Gestärkt haben die Geschäfte in der Straße auch eine Aktion, die der Elternrat der Kita zusätzlich ins Leben rief. In naher Zukunft werden zwei Anzeigetafeln aufgestellt. Die 5.000 Euro teuren Geschwindigkeitsmesser sollen die Autofahrer darauf aufmerksam machen, vor der Kita vom Gas zu gehen. Bereits letztes Jahr sei die Aktion geplant gewesen, berichten die Eltern. &bdquo;Und im nächsten Jahr gibt es vielleicht ein Straßenfest“, erzählt der Elternrats-Vorsitzende Christoph Brockmann.

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