Bad Oeynhausen

Das große Baggern im Müll

Für den Bau der Nordumgehung werden 5.000 Kubikmeter Material aus Dehmer Alt-Deponie abgefahren

21.09.2011 | 04.02.2015, 12:16

Bad Oeynhausen. Das grüne Licht heißt: Kabine dicht. Erst wenn das Lämpchen oben am Führerhaus des Baggers leuchtet, darf der Fahrer Gas geben. Und seine Schaufel in die tieferen Schichten der alten Dehmer Deponie versenken. Hier sind am Montag die Bauarbeiten für die Nordumgehung in eine weitere Phase gegangen.

Groß waren die Sorgen der Anwohner, was da beim Anbaggern des Deponie-Randes zutage treten könnte. Groß war auch die Diskussion darüber, welche weiteren Untersuchungen und Schutzmaßnahmen für diesen Bauabschnitt der Nordumgehung notwendig wären.

Knapp fiel dagegen gestern das erste Fazit von Stephan Sutmöller aus. Der Biologe, der die Bauarbeiten auf der Deponie im Auftrag von Straßen NRW als Gutachter begleitet, sah nach anderthalb Tagen Arbeiten im Untergrund der Altlast: "Keine Überraschungen" (siehe Info-Kasten).

Für einen Teil der Arbeiter, die auf der Deponie beschäftigt sind, gelten aber besondere Vorsichtsmaßnahmen. Die wesentliche: "Raupe und Bagger sind mit Druckluft-Kabinen ausgestattet", erläutert Thilo Quest von Straßen NRW. Also muss der Baggerfahrer auf das grüne Licht am Führerhaus achten, bevor er loslegt. Für die Lastwagenfahrer, die den Boden abtransportieren, gilt diese Vorschrift nicht. "Die halten sich ja immer nur ganz kurz auf dem Deponiegelände auf", erläutert Quest.

Zwischen der Anschlussteile zur Dehmer Spange und dem Dehmer Tunnel berührt die Trasse der Nordumgehung die Altlast der ehemaligen Baufirma Groh. Knappe 100 Meter lang ist der Bereich der Deponie, der der Nordumgehung im Wege steht. "Es geht um eine etwa 3.500 Meter große Fläche", erläutert Quest und weist auf das eingezäunte Areal der Baustelle in Höhe der Tongrubenstraße. Das ist nur ein Bruchteil der Deponie, die insgesamt rund 70.000 Quadratmeter groß ist.

In den vergangenen Wochen wurde in dem Baubereich die Deckschicht abgefahren. Der Boden war laut Analyse so unbedenklich, dass er in die Lärmschutzwände mit eingebaut werden konnte, berichtet Quest.

Das gilt für das Material, das seit Montag zutage gefördert wird, nicht. "Hier sind auch größere Betonbrocken und Plastikfolie dabei. Das gehört in einen Lärmschutzwall definitiv nicht hinein", so Quest. Deshalb wird das Deponie-Material aus den bis zu sechs, sieben Meter tiefen Schichten zur Pohlschen Heide gefahren. 5.000 Kubikmeter, so rechnet Straßen NRW, werden auf der Deponie des Mühlenkreises zu lagern sein. Zwölf Lastwagen fahren das Material ab, für die Strecke zwischen Dehme und der Mindener Deponie brauchen sie anderthalb Stunden.

In zwei Wochen, so Quests Zeitplanung, soll auch hier an der Tongrubenstraße der Weg für die Nordumgehung frei sein. Dann werden Sand und Kies in die Baugrube gefüllt, um den Untergrund tragfähig zu machen. Und eine dicke Kunststoff-Folie soll die alte Deponie von der neuen Autobahn trennen. Danach gehen die Bauarbeiten weiter Richtung Dehmer Tunnel. Bagger und Raupen dürfen dann auch hier ganz ohne Druckluftkabine verkehren - und ohne grünes Licht am Führerhaus.