BAD OEYNHAUSEN-EIDINGHAUSEN

Autobahnbau als Zeit- und Kostenfalle

Nordumgehung: Straße NRW zahlt erneut und lieber für Provisorien

Je tiefer sich die Bagger für die Nordumgehung am Theilemannschen Grundstück voranarbeiten, desto höher steht das Regenwasser. Das muss jetzt per Pumpstation um das Grundstück des Eidinghausener Unternehmers herum geleitet werden. | © FOTO: PETER STEINERT

20.07.2011 | 04.02.2015, 12:08

Bad Oeynhausen-Eidinghausen. Jochen Theilemann darf sich wie im gallischen Dorf des Comic-Helden Asterix fühlen, der dank eines Zaubertranks den Römern trotzt. Wie bekannt, ragt das Grundstück des Gastro-Ausstatters und Inneneinrichters mit Lagerhalle und Wäldchen in die Nordumgehung. Rechts die Autobahn, links die Autobahn. Mittendrin Theilemann.

Erst mussten die Straßenbauer einen Bogen per Umführung machen. Derzeit steht dem Landesbetrieb Regenwasser im Weg. Wegen Theilemann. Dessen Zaubertrank sind Gerichtsurteile oder - wie zuletzt - ein Ablehnungsbeschluss der Bezirksregierung Detmold.

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Es geht voran

Trotz der Lücke in Eidinghausen wächst die Nordumgehung. Für sie sind 15 Brückenbauwerke und 3,6 km Strecke von den Planern an diverse Baufirmen vergeben worden. Das Gesamtvolumen beträgt etwa 85 Mio. Euro. Demnächst soll die Brücke "Im Steinkamp" in Angriff genommen werden. Zum Jahreswechsel könnte dann der Tunnel Hahnenkamp folgen.

Die untersagte dem Landesbetrieb Straßen NRW eine Dükerleitung für das Regenwasser, die unter dem Theilemannschen Grundstück verlegt werden sollte. So dass jetzt auf der Ostseite eine Pumpstation schnurrt. Die befördert das Nass über Zusatzrohre gen Westen, weil sich dort schon Fachkräfte bis kurz vor den bewaldeten Hügel herangearbeitet haben, um Regenwasser-Kanäle zu verlegen. Eine Spur links vom Fahrbahnrand, eine auf dem sogenannten Trennstreifen zwischen den beiden künftigen Autobahnrichtungen.

Diese Abflüsse hätten schon längst das Regenwasser aufnehmen sollen, wenn denn Jochen Theilemanns Grundstück auf der Autobahntrasse nicht wäre. "Das mit dem Wasser habe ich mir schon vorher gedacht", sagt der 65-Jährige und verweist auf eine gräulich schimmernde Bodenschicht zu beiden Seiten seines Areals. "Das ist eine Schieferblase, die aus Ton, Schiefer und Mergel besteht", sagt der Unternehmer und ergänzt: "Da kommt kein Wasser durch." In Folge dessen wird gepumpt, damit sich kein Baggersee in Eidinghausen bildet - und noch mehr Kosten verursacht.

Denn Kosten sind zweifelsfrei durch den Theilemannschen Widerstand aufgelaufen. "Durch die provisorische Umfahrung sind sicherlich 40.000 bis 50.000 Euro angefallen", sagt der Eidinghausener, der zuletzt noch 654.000 Euro vom Landesbetrieb bekommen sollte. Was die Beamten mit Hinweis auf das Bundesverkehrsministerium aber bis zuletzt verwehrten. Darum die Umfahrt, darum die Pumpstation, darum die weitere über allem schwebende Gefahr, dass sich wegen dieser Auseinandersetzung der Bau der Nordumgehung verzögern könnte und nicht wie geplant 2014 eingeweiht werden kann.

Letzteres weist der Projektleiter des Projekts, Tobias Fischer, nach wie vor und vehement von sich. Er räumt allerdings ein: "Jede zusätzliche Maßnahme kostet Geld". Genauere Summen möchte er nicht nennen.

Die finanzielle Perspektive ist demnach ungewiss. Die Aussicht der Kanalbauer ein wenig einfacher. "Wenn wir auf dieser Seite fertig sind, dann machen wir auf der anderen Seite weiter", sagt Johann Bunte vom Bautrupp. Weniger aussichtsreich ist die rein rechtliche Angelegenheit. Damit Jochen Theilemann und der Landesbetrieb Straßen NRW die weiteren Schritte zur immer noch möglichen Einigung einleiten können, wird der amtliche Beschluss der Bezirksregierung Detmold benötigt.

Der zuständige (und einzige mit dieser Angelegenheit gefasste) Sachbearbeiter wollte seine Ausführungen bis vorvergangene Woche vom Tisch haben. Jetzt erholt er sich erst einmal in der Kur. Auf den Beschluss warteten Theilemann und die Landes-Beamten bis gestern vergeblich.