Familie aus Stemwede verzaubert in sechster Generation Kinder mit ihrer Puppenbühne

Stemwede. Das Puppenspiel ist den 19-jährigen Zwillingen, Samuel und Justin Maatz, quasi in die Wiege gelegt worden – wie davor ihrem Vater Henry Maatz, ihrem Großvater und dem Ur-Großvater. Mit Herz und Hingabe verzaubert Familie Maatz seit über sechs Generationen mit ihrem Theater &bdquo;Welt der Puppen“ kleine und große Menschen. &bdquo;Wir sind da tatsächlich so reingewachsen“, erzählen die beiden Stemweder. Was nicht heißt, dass sie nicht über Alternativen nachgedacht haben. &bdquo;Ein guter Schulabschluss war uns wichtig.“ Sie haben die Verbundschule in Hille besucht und dann das Berufskolleg. Dann war die Magie der Handpuppen aber größer. &bdquo;Es hat uns immer fasziniert, wie viel Spaß Kinder und Erwachsene an unserem Puppentheater haben“, betonen Samuel und Justin Maatz. Schon als Kinder hätten sie Werbung verteilt und dann zunächst kleine Rollen übernommen. So wie jetzt ihre jüngeren Geschwister. Inzwischen haben die Zwillinge ihr eigenes Repertoire, spielen &bdquo;Der kleine Rabe Socke“ oder &bdquo;Pettersson und Findus“. &bdquo;Man muss Empathie für die Kinder haben. Sie kennen die Bücher ganz genau und würden sofort merken, wenn die Geschichte anders wäre als im Buch“, verdeutlichen die Brüder. Figuren aus beliebten Kinderbüchern wird Leben eingehaucht &bdquo;Der klassische Kasper oder Grimms Märchen sprechen Kinder schon seit vielen Jahren nicht mehr so an“, weiß Mutter Anita Maatz. Sie ist zuständig für das Management. Nun haucht die Familie mit ihren Stab- und Handpuppen Figuren aus beliebten Kinderbüchern Leben ein. Bevor es Aufführungsrechte gibt, findet ein intensiver Austausch mit den Verlagen statt. Die Kunst bestehe darin, ein Kinderbuch mit wenigen Seiten auf eine Spiellänge von 45 bis 50 Minuten zu bringen, erläutert Anita Maatz. Ein halbes bis ein Jahr dauere es, bis ein neues Stück zur Aufführung bereit sei. 📱News direkt aufs Smartphone: NW Minden-Lübbecke | WhatsApp-Kanal In Charles Dickens &bdquo;Weihnachtsgeschichte“ hat Henry Maatz über ein Jahr gesteckt. Zwischendurch war er sich nicht sicher, ob er den Klassiker überhaupt vor Publikum aufführen kann. Zehn Rollen hat das Stück. Bis auf eine kleine Nebenrolle, die seine Frau übernimmt, spielt er alle Figuren selbst. Puppen für neue Stücke bestellt die Familie bei einem Schnitzer in Bayern. Beweglich macht sie anschließend Henry Maatz. Auch die Kulissen baut er, tüftelt an Technik und Lichteffekten. Einen Ehrenplatz im Wohnzimmer haben einige über 80 Jahre alte, wertvolle Hohnsteiner Handspielpuppen. Der gebürtige Belgier, Till de Kock, war ein Meister des Figurenbaus. Zum Einsatz kommen Doktor Faust, der Teufel Mephisto und das Gretchen und ihre Begleiter inzwischen eher selten. Die Mutter stammt aus einer traditionsreichen Zirkusfamilie Echte Raritäten sind ebenfalls die handgefertigten Marionettenhäuser. Sie sind etwa 80 Jahre alt und schon lange in Familienbesitz. In jedem erzählen die Bewohner von seidenen Fäden gesteuert kleine Geschichten. Im Winter bringen sie im Kaufhaus Hagemeyer in Minden die Augen von Kindern und Erwachsenen zum Leuchten. Lesen Sie auch: Weihnachtsmarkt-Legende begeistert Kinder trotz kaputter Hüfte mit Karussell Nach Stationen in Porta Westfalica und Hille wohnt die Familie seit ein paar Jahren in Stemwede. &bdquo;Eigentlich muss man mit einer Puppenbühne auf Tournee sein“, sagt Anita Maatz. &bdquo;Jede Woche die Schule zu wechseln, das wollte ich meinen Kindern nicht zumuten“, sagt die sechsfache Mutter. Sie stammt aus einer Zirkusfamilie, die bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, war als Kind Seiltänzerin und Bodenturnerin. Auf einer Tournee hat sie Henry Maatz kennengelernt, der mit seinen Eltern und deren Puppenbühne von Ort zu Ort zog. Vor 20 Jahren habe es noch viel mehr Puppenbühnen gegeben, sagt Anita Maatz. Gerade durch die Coronazeit seien viele untergegangen. &bdquo;Das war eine schwierige Zeit. Auch wir haben gedacht, jetzt ist es zu Ende.“ Samuel und Justin Maatz pflichten ihrer Mutter bei: &bdquo;Wir haben tatsächlich überlegt, ob wir eine Berufsausbildung machen. Dann kamen aber wieder Termine und wir waren wieder ganz drin. Das ist unser Leben.“ In der Weihnachts- und Adventszeit ist Hochsaison &bdquo;Bis zum 23. Dezember sind wir komplett ausgebucht“, berichtet Anita Maatz. In der Weihnachts- und Adventszeit ist Hochsaison. Henry Maatz gastiert gerade in Münster. Grundsätzlich wird aber zu jeder Jahreszeit gespielt. Gerne werden sie von Kindertagesstätten oder Schulen gebucht. Aber genauso Vereine, private Veranstalter oder Städte und Gemeinden können das Puppentheater engagieren. Neben dem Theaterzelt verfügt die Familie über eine mobile Puppenbühne. Für sie kann als Spielstätte jeder Raum herhalten, wenn er groß genug ist. Lesen Sie auch: Figurentheater verzaubert in der Büttendorfer Mühle &bdquo;Im Kreis Minden-Lübbecke und am Dümmer See kennt man uns“, sagt Anita Maatz. Termine haben sie aber auch in den Landkreisen Osnabrück und Diepholz und darüber hinaus. &bdquo;Viele Eltern sind dankbar, dass es uns gibt“, weiß die Stemwederin. In der technisierten Welt ist ein Live-Puppenspiel etwas Besonderes für Kinder. &bdquo;Solange es Kinderbücher gibt und solange sich die Menschen für unser Puppenspiel interessieren, machen wir weiter. Wir haben noch so viele Geschichten, die wir gerne aufführen würden“, betonen Justin und Samuel Maatz.

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