Hüllhorster Spielzeugmuseum zeigt Sonderausstellung zu Handpuppen-Theater

Hüllhorst. &bdquo;Tri Tra Trullala“ beginnt das klassische Lied, das die Kultfigur des Kaspers ankündigt. In einer gleichnamigen Sonderausstellung zeigt das Spielzeugmuseum in Schnathorst jetzt Exponate rund um das Thema Puppentheater. Dabei liegt der Fokus vor allem auf Handpuppen aus der Zeit um 1910 bis in die 1960er und 1970er-Jahre. Diese Ausstellung eröffnet am Samstag, 21. Juni, im Rahmen der &bdquo;LandArt“-Veranstaltungsreihe, die in diesem Jahr zum Oberthema &bdquo;theatralisch“ gestaltet wird. &bdquo;Wir wollten gerne etwas für kleine Kinder machen“, sagt Sigrid Israel, die das Spielzeugmuseum gemeinsam mit ihrem Ehemann Siegfried führt. Puppentheater gibt es schon sehr lange und in den verschiedenen Kulturkreisen und Epochen haben sich verschiedene Formen entwickelt. In asiatischen Ländern seien zum Beispiel Stab- und Schattenfiguren weit verbreitet, erklärt Sigrid Israel, die sich durch Sachbücher informiert und Infotafeln für die Ausstellung erstellt hat. Die Bücher liegen auch zum Durchblättern aus. Über den historischen Hintergrund heißt es weiter in der Ausstellung: &bdquo;Das Spiel mit Marionetten blieb in der Regel professionellen Spielern vorbehalten und Aufführungen fanden in speziellen Theatern statt.“ Aufgrund der hohen Eintrittspreise habe das Publikum eher aus Adeligen und dem reichen Bürgertum bestanden. Das Handpuppentheater sei für das einfache Volk auf Jahrmärkten oder in Gaststätten gezeigt worden. &bdquo;Hier spielten Puppenspieler, in der Regel von Frau und Kindern unterstützt, für ein geringes Entgelt.“ Fernsehstars &bdquo;Schnatterinchen“ und &bdquo;Pittiplatsch“ sind mit dabei Ein klassischer Kasper hat meist eine Zipfelmütze und ein ausdrucksstarkes, schelmisches Gesicht. Ursprünglich war er ein Vehikel für Sozialkritik, so habe er öffentlich in seinen Geschichten auf soziale Missstände hingewiesen und soziale Unterschichten angesprochen, erklärt Sigrid Israel. Ursprünglich war das Puppentheater auch nicht exklusiv an Kinder gerichtet, erst später wurde die erzieherische Funktion stärker. Um 1900 seien Handpuppen auch in Kinderzimmern zu finden gewesen. &bdquo;Vor allem zu Weihnachten wurden kleine Aufführungen mit den Puppen einstudiert und im Kreis der Familie gezeigt“, erklärt Sigrid Israel. Wie man Puppen und Kulissen bastelt und wie man eine Kasperle-Geschichte schreiben und aufführen kann, dafür gab es Handbücher, einige Exemplare aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts sind in der Ausstellung zu sehen. Lesen Sie auch: Zwei Wochen Kunst und Kultur in Minden-Lübbecke Die Ausstellung zeigt, wie unterschiedlich die Formen des Puppentheaters, die Puppen und Charaktere wie der Kasper selbst sein können. Von Schattenfiguren über handgeschnitzte Holzköpfe, selbst gemachte Pappmaschee-Puppen bis zu industriell gefertigten Handpuppen offenbart sich eine große Vielfalt. Ein kleines Figurentheater aus Tschechien zeigt mehrere Figuren, die an Drähten durch eine kleine Kulisse geführt werden. Einen Kasper gibt es hier nicht, dafür lassen sich unter anderem ein Zauberer, ein Teufel und ein Krokodil erkennen. Wieder ganz anders sieht zum Beispiel die indonesische Schattenspielfigur aus, die aus Leder gefertigt ist. Ein paar Fernsehstars aus der DDR-Zeit gibt es auch zu sehen, denn die gelbe Ente &bdquo;Schnatterinchen“ und der Kobold &bdquo;Pittiplatsch“ aus der Kinderserie &bdquo;Das Sandmännchen“ finden sich auch unter den Exponaten. Kiepenkasper spielt am 28. und 29. Juni im Museum Ein paar holzgeschnitzte Handpuppen mit, teilweise noch erhaltenen, ungewöhnlich großen Händen sieht Sigrid Israel als ein besonderes Highlight, allein schon aufgrund der sehr persönlichen Hintergrundgeschichte. &bdquo;Ein Zimmermann hat sie der Erzählung nach in den 1950er-Jahren in Handarbeit für seine behinderte Tochter angefertigt. Die Gesichter sind handgeschnitzt und unglaublich ausdrucksstark.“ Dass viel mit diesen Puppen gespielt wurde, sehe man an der Abnutzung. Für sie selbst sei der Reiz als Kind nicht allein das Zuschauen, sondern das Selbermachen gewesen, erzählt Sigrid Israel. So habe sie als Kind auch gerne selber Puppen gebastelt. In der Ausstellung findet sich die Kreativität der Selbstbastler zum Beispiel in Kochlöffel- und Wäscheklammerpuppen wieder. Besonderes Highlight Ein besonderes Highlight für Kinder ist auch der Besuch des &bdquo;Kiepenkaspers“ Uwe Spillmann. Diesen habe ihr inzwischen sechs Jahre alter Enkelsohn bei einem Pfingst-Töpfermarkt entdeckt und sie zu einer Anfrage inspiriert, berichtet Sigrid Israel. Uwe Spillmann tourt seit 1995 um die Welt; eine Kiepe aus Buchenholz nutzt er als Bühne und seine Stücke schreibt er selbst. Jeweils am Samstag, 28., und Sonntag, 29. Juni, von 14 bis 17 Uhr zeigt er im Spielzeugmuseum vier Kasperle-Stücke, die jeweils 20 Minuten umfassen. Die Vorstellungen eignen sich für Kinder ab 3 Jahren, der Eintritt ist frei. Für die Aufführungen des Kiepenkaspers wird um vorherige telefonische Anmeldung gebeten, da die Teilnehmerzahl auf 20 Kinder pro Vorstellung begrenzt ist. Die Ausstellung wird am 21. Juni im Spielzeugmuseum an der Dorfstraße 4 in Hüllhorst eröffnet und ist im Rahmen der LandArt-Veranstaltungsserie jeweils Samstag und Sonntag (am 21., 22., 28. und 29. Juni) in der Zeit von 14 bis 18 Uhr zu sehen sowie auf telefonische Anfrage unter Tel. 05744 3862. Die Sonderausstellung wird bis Anfang November gezeigt. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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