Liefer-Probleme bei RE9-Zügen: Bahnkunden auch aus dem Lübbecker Land droht Ungemach

Stemwede/Osnabrück. Wenn Menschen aus dem Lübbecker Land nach Osnabrück oder Bremen fahren wollen, nutzen sie dafür die Züge der Regionalexpress-Linie 9 und die Bahnhöfe in Bohmte oder Lemförde. Wer nun etwa zum Weihnachtsmarkt nach Bremen oder Osnabrück fuhr oder zum Heimspiel von Werder Bremen, machte Bekanntschaft mit neuem Rollmaterial. Das bietet weniger Plätze als die bisher für den RE9 eingesetzten Doppelstock-Züge mit Lok-Bespannung. Den Grund nennt die Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG). Die LNVG sieht aufgrund der Liefer-Probleme eines Zug-Herstellers den Betrieb auch auf der RE-Linie 9 ab Dezember 2025 als gefährdet an. Zwischen Osnabrück und Bremen/Bremerhaven-Lehe fährt die Deutsche Bahn (DB). Sie betreibt das Expresskreuz Bremen/Niedersachsen und damit auch den RE9 (Osnabrück-Bremen/Bremerhaven-Lehe). Für die Vergabe der Leistungen im Schienenpersonennahverkehr ist die LNVG zuständig. In Abstimmung mit dem Land Niedersachsen hat die LNVG auch einen eigenen Fahrzeug-Pool aufgebaut. Auf dem Expresskreuz sollten eigentlich schon längst 34 neue Doppelstockzüge des Herstellers Alstom rollen. Eigentlich hätten alle 35 Doppelstock-Züge (Dosto) von Alstom bis Dezember 2024 in Betrieb gehen sollen. Alstom hatte die Auslieferung der Züge dann allerdings wiederholt verschoben. Vierte Verschiebung sorgt für Ärger Zuletzt war im vergangenen September davon gesprochen worden, dass die ersten 20 neuen Züge zum Dezember 2025 ausgeliefert werden sollten. Im November gab es bereits zum vierten Mal eine Verschiebung: Nun sollen die ersten 20 neuen Züge ab März 2026 fahren, wie die für den Nahverkehr zuständige Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen (LNVG) mitteilte. Alstom habe jedoch bereits eingeräumt, dass eine weitere Verzögerung bis Mai nicht ausgeschlossen sei. Das sorgt für Ärger bei der LNVG und im Verkehrsministerium in Hannover. Ab Dezember 2025 drohe eine massive Störung auf dem Expresskreuz Bremen/Niedersachsen, erklärte LNVG-Sprecher Dirk Altwig auf Nachfrage der Redaktion. Alstom könne die neuen Züge nicht rechtzeitig liefern und müsste deshalb Ersatzfahrzeuge bereitstellen. &bdquo;Bislang konnte uns das Unternehmen aber keine Ersatzfahrzeuge fest zusagen. Das heißt Stand heute: Mit der erneuten Verzögerung bei Alstom stehen wir ab Dezember 2025 ohne Züge für das Expresskreuz da.“ Den vielen Fahrgästen auch aus dem Lübbecker Land droht damit Ungemach. &bdquo;Der Termin Dezember 2025 muss gehalten werden“ Alstom müsse alles tun, um die Zulassung der neuen Fahrzeuge zu beschleunigen, fordert Dirk Altwig. &bdquo;Der Termin Dezember 2025 muss für die ersten 20 Züge gehalten werden. Außerdem sind auch dann noch zusätzliche Ersatzzüge nötig. Wenn Alstom wirklich bis Dezember 2025 gar keine neuen Züge liefert, brauchen wir vom Konzern Zusagen für Ersatzzüge für das komplette Netz.“ Auch Carmen Schwabl, Sprecherin der LNVG-Geschäftsführung, fordert laut LNVG-Mitteilung, dass Alstom alles tun müsse, um die Zulassung der neuen Fahrzeuge zu beschleunigen. Wenn Alstom wirklich bis Dezember 2025 gar keine neuen Züge liefere, brauche die LNVG vom Konzern Zusagen für Ersatzzüge für das komplette Netz. Derzeit fahren im Expresskreuz-Netz alte Fahrzeuge der DB-Tochter Regio. Die hat die DB aber ab Dezember 2025 nach LNVG-Angaben auf anderen Linien eingeplant, sie wären damit nicht mehr verfügbar. Die LNVG will daher rechtliche Schritte prüfen. Zudem verweist die Gesellschaft darauf, dass Alstom nicht nur für Ersatz-Fahrzeuge sorgen muss, sondern dass auch Vertragsstrafen vorgesehen sind. LNVG-Sprecher Dirk Altwig: &bdquo;Wir werden juristisch alle Schritte prüfen und gegebenenfalls auch durchsetzen – aber ein Ausgleich für fehlende Züge und den Ärger der Fahrgäste ist das alles nicht.“ Eigentlich sollten ja seit dem Fahrplanwechsel die neuen Doppelstockzüge auf dem RE9 rollen, teilte Dirk Altwig auf Nachfrage der Redaktion mit. Die bisherigen Züge, die dort bisher bislang gefahren seien, habe die Deutsche Bahn deshalb an anderer Stelle verplant. Altwig: &bdquo;Wir sind sehr froh, dass die DB Ersatzzüge für die RE9 stellen kann und auch auf den anderen Linien im Expresskreuz weiter Fahrzeuge der DB rollen. Sonst würde die Verzögerung bei Alstom die Fahrgäste schon jetzt viel härter treffen.“ &bdquo;Hamsterbacken“ als zeitweiser Ersatz Für den RE9 werden derzeit Elektro-Triebwagen der Baureihe 442 eingesetzt, die wegen ihrer Frontpartie &bdquo;Hamsterbacken“ genannt werden. Die sind aus Mittelhessen in den Norden umgesetzt worden. Aufkleber an den Fahrzeugen verweisen darauf, dass die &bdquo;Hamsterbacken“ nur vorübergehend zwischen Osnabrück und Bremen/Bremerhaven rollen sollen. Das Platzangebot in den Triebwagen ist geringer als in den bis zum Fahrplanwechsel eingesetzten Dosto-Zügen. In den aus fünf Doppelstock-Waggons bestehenden Zügen gibt es nach Angaben einer Bahnsprecherin 540 Sitzplätze, die Triebwagen bieten zwischen 411 und 470 Sitzplätze. Die &bdquo;Hamsterbacken“ sind zum Teil einzeln unterwegs, mitunter aber auch in Mehrfach-Traktion. Fahrgäste aus dem Lübbecker Land nutzen vor allem die Bahnhöfe in Bohmte oder Lemförde, wenn es nach Osnabrück oder Bremen oder weiter weg gehen soll. Die vom RE9 bedienten Bahnhöfe sind allerdings nicht barrierefrei, ein Wechsel des Bahnsteigs ist nur über Treppen möglich. Wann ändert sich das, fragte die Redaktion die Deutsche Bahn als Eigentümerin der Bahnhöfe. Erneuerung der Bahnhöfe erst 2027 Die Erneuerung der Bahnhöfe in Lemförde und Bohmte solle voraussichtlich 2027 beginnen, teilte eine Bahnsprecherin dazu mit. Dann würden unter anderem Wetterschutzhäuser gebaut, aber auch Maßnahmen zur Barrierefreiheit umgesetzt: Aufzüge, ein taktiles Leitsystem und eine Anpassung – in beiden Fällen eine Erhöhung – der Bahnsteige. Eine provisorische Bahnsteigerhöhung solle bereits im kommenden Jahr realisiert werden, um einen Einstieg in die neuen Alstom-Doppelstockzüge zu gewährleisten. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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