Klinik in Stemweder Nachbarschaft schließt: Die Kritik wird schärfer

Stemwede/Pr. Oldendorf/Ostercappeln. In knapp einem Jahr ist Schluss und die Menschen auf beiden Seiten der Landesgrenze sind beunruhigt. Zum August des Jahres 2025 wollen die Niels-Stensen-Kliniken das Krankenhaus St. Raphael in Ostercappeln (Landkreis Osnabrück) schließen. Das Krankenhaus wird auch von vielen Menschen aus dem Norden des Lübbecker Landes aufgesucht. Und im Norden des Lübbecker Landes werden die kreiseigenen Mühlenkreiskliniken zum Jahresende das Krankenhaus Rahden schließen. Träger des Krankenhauses in Ostercappeln sind die Niels-Stensen-Kliniken, ein katholischer Klinik-Verbund. An dem ist auch das Bistum Osnabrück beteiligt. Geschäftsführerin Christina Jaax hatte das Aus für Ostercappeln mit der prekären finanziellen Lage des Klinik-Verbundes und dem Fachkräftemangel begründet. Anders als die Minden-Lübbecker Mühlenkreiskliniken hatten sich die Niels-Stensen-Kliniken wegen der Klinik-Schließung bei einem Bürger-Dialog den Fragen der Menschen gestellt. Mehr als 700 Gäste waren bei der Info-Veranstaltung in der Ostercappelner Kirche dabei, unter ihnen auch Gäste aus Minden-Lübbecke. &bdquo;Ein Schlag ins Kontor" Scharfe Kritik an der Schließung des Krankenhauses gab es dabei auch von Bürgermeistern aus dem östlichen Osnabrücker Land und das haben sie nun in einer Stellungnahme untermauert. Der schließt sich auch der Stemweder Bürgermeister Kai Abruszat an. &bdquo;Eine Schließung des Krankenhauses Ostercappeln ist auch für die Bürgerinnen und Bürger in Stemwede ein Schlag ins Kontor", so Abruszat. Viele Stemweder nutzten gern das Angebot in Ostercappeln nicht nur wegen der Ortsnähe, sondern vor allem auf Grund eines guten Versorgungsangebots und einer motivierten Belegschaft. &bdquo;Ich habe überhaupt kein Verständnis dafür, dass die Krankenhausplanungen diesseits und jenseits der Landesgrenze derart unabgestimmt erfolgen." &bdquo;Die angekündigte Schließung des Krankenhauses Ostercappeln wäre ein unwiederbringbarer Verlust der Gesundheitsversorgung des östlichen Landkreises Osnabrück", heißt es im Brief der Bürgermeister aus Bohmte, Ostercappeln, Bad Essen, Belm und Bissendorf. Das könnten die betroffenen Menschen weder verstehen noch akzeptieren. Auch Stemwede und Preußisch Oldendorf betroffen Baulich und auch im Hinblick auf die Ausstattung sei das Krankenhaus St. Raphael gut aufgestellt. &bdquo;Es gibt keinen, auch im Vergleich mit den anderen Häusern des Verbundes, bedeutsamen Sanierungsrückstand", so die Bürgermeister. &bdquo;Das Krankenhaus genießt allerhöchste Anerkennung bei den Menschen in der Region. Das gilt neben vielen Patienten aus dem erweiterten Umfeld ganz besonders für das Wittlager Land mit den Gemeinden Bad Essen, Bohmte und Ostercappeln wie auch für die angrenzenden Gemeinden Belm und Bissendorf. Genauso für die angrenzenden Regionen Stemwede und Preußisch Oldendorf." Das Versorgungsgebiet umfasse rund 50.000 Menschen. &bdquo;Strukturen sollen zerschlagen werden" Die Kritik der Bürgermeister aus dem östlichen Landkreis Osnabrück ist scharf. &bdquo;Unter dem Deckmantel einer Reform und einer wirtschaftlichen Schieflage eines Krankenhausträgers sollen Strukturen nicht gewandelt, sondern zerschlagen werden. Diese Strukturen haben die Lebensverhältnisse der Menschen im ländlichen Raum über Jahrzehnte den Lebensbedingungen in urbanen Räumen angenähert. Es geht hierbei um Daseinsversorgung." Für die Daseinsvorsorge im Hinblick auf die Krankenhausversorgung im ländlichen Raum seien die Landkreise zuständig. &bdquo;Daher muss es für den originär verantwortlichen Landkreis Osnabrück die vordringlichste Aufgabe sein, diese Gesundheitsversorgung sicherzustellen." Der Landkreis Osnabrück habe die Organisation der Krankenhausversorgung über viele Jahrzehnte an andere übertragen, in großem Maße den Niels-Stensen Kliniken und ihren Vorgängerorganisationen. Das habe lange funktioniert, &bdquo;insbesondere als die Einrichtungen noch überschaubar und lokal strukturiert waren". Deutliche Kritik am Landkreis geübt Im Gesundheitssystem gebe es neue Herausforderung aus medizinischer aber auch aus wirtschaftlicher Sicht. Die Kritik der niedersächsischen Bürgermeister zielt offenbar auch in Richtung der Landrätin Anna Kebschull (Grüne). &bdquo;Diese Herausforderungen sind im Landkreis Osnabrück weder von Kreispolitik noch von Kreisverwaltung angemessen begleitet worden. Bedauerlicherweise hat auch der etablierte Partner, die Niels-Stensen Kliniken, diese Entwicklung nicht ausreichend erkannt und offensichtlich nicht die richtigen Weichenstellungen vorgenommen. Wir befinden uns daher in der Situation, dass der Landkreis Osnabrück keinen Zugang zu den Krankenhausversorgungsstrukturen hat." Das sei besonders kritisch zu bewerten, weil der Hauptanbieter für Krankenhausversorgung im Landkreis Osnabrück, die Niels-Stensen-Kliniken, in finanzielle Schieflage geraten sei und dementsprechend auf kurzfristige Ergebnisse agiere. Die Niels-Stensen-Kliniken hätten aufgrund ihrer prekären finanziellen Lage ein Sanierungskonzept auf Basis einer Medizinstrategie entwickelt, die eine Konzentration auf wenige Liegenschaften vorsehe. Innerhalb des Sanierungskonzepts spiele die Schließung des Standorts Ostercappeln eine zentrale Rolle. &bdquo;Warum durch diese Maßnahme eine dauerhafte Stabilisierung des Konzerns erreicht werden soll, ist nicht nachvollziehbar", heißt es im Brief der Bürgermeister, die den Stensen-Kliniken &bdquo;spärliche Informationen" vorwerfen. Das temporäre Defizit Ostercappelns stehe in keinem Verhältnis zu dem Gesamtdefizit des Konzerns. Dass ausgerechnet die Schließung einer kleinen Einheit den Erfolg bringen soll, sei nicht nachvollziehbar. Zusätzlich sollte laut Bürgermeistern &bdquo;dem Landkreis Osnabrück die Tatsache bewusst sein, dass sich die Konzentration innerhalb des Verbundes auf das Marienhospital fokussiert, welches sich auf dem Gebiet der kreisfreien Stadt Osnabrück befindet. Bürgermeister befürchten Todesfälle als Folge Die Stadt Osnabrück wiederum setzt für die Krankenhausversorgung dauerhaft auf das Klinikum Osnabrück, an dem sie beteiligt ist und das bereits seit Jahren mit kommunalen Geldern gestützt wird. Es ist deutlich erkennbar, dass für die Stadt Osnabrück der Maximalversorger, im Sinne der anstehenden Krankenhausreform, die städtischen Kliniken sein werden. Welche Rolle die Niels-Stensen-Kliniken mit dem Marienhospital spielen wird ist offen." Dass massiv in den Ausbau und die Erweiterung des Marienhospital investiert werden solle, dessen Zukunft im Anbetracht der zu erwartenden Entwicklungen bei den städtischen Kliniken unklar sei, sei nicht nachvollziehbar. Die Finanzierbarkeit der ambitionierten Ausbaupläne am Marienhospital hinterlasse zudem die Frage, wie denn trotz hoher Förderzusagen des Landes die Eigenanteile des Konzerns bereitgestellt werden sollten. &bdquo;Unklar, wo Patienten versorgt werden sollen" Die Bürgermeister weiter: &bdquo;Es bleibt unklar, wo die bisher 8.000 stationär und 12.000 ambulant versorgten Patienten in Zukunft versorgt werden sollen." Die Notaufnahmen der Standorte, MHO, Harderberg und auch Melle arbeiteten schon jetzt an Kapazitätsgrenze und darüber hinaus. Die personelle, organisatorische und bauliche Anpassung an die neuen Herausforderungen und zunehmenden Patientenzahlen sei nicht absehbar. Es würden sich die ohnehin schon langen Wartezeiten und Fahrzeiten des Rettungsdienstes weiter verlängern, ebenso die Wartezeiten bei Übergabe an die Notaufnahmen, die erforderliche Aufstockung an Fahrzeugen des Rettungsdienstes und deren qualifizierte Besetzung sei nicht gewährleistet. &bdquo;Die Palliativmedizin soll massiv gekürzt werden. Standorte werden zusammengelegt, Bettenanzahl drastisch reduziert. Palliativmedizin ist noch viel mehr als andere Fachdisziplinen von einer gut funktionierenden Teamstruktur geprägt, diese geht durch Zusammenlegen von Standorten mutmaßlich verloren", so die Bürgermeister. Sie befürchten für die einzelnen Disziplinen unter dem Strich &bdquo;schwere Krankheitsverläufe und ggf. auch Todesfälle als Folge fehlender Aufnahmekapazitäten". Sie fordern, dass auch der Landkreis Gelder für den Erhalt einer funktionierenden Infrastruktur im Landkreis Osnabrück bereitstellt.

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