Junge Fleischerin aus Minden-Lübbecke gehört zu den besten Deutschlands

Stemwede. Nur noch wenige Wochen, dann werden die besten Fachkräfte der Welt bei den Weltmeisterschaften der Berufe im französischen Lyon antreten. Rund 1.500 hoch qualifizierte, junge Fachkräfte aus über 65 Ländern werden im September knapp 60 Berufe repräsentieren. Mittendrin wird Laura Reckmann von der Fleischerei Detert aus Dielingen sein. Die 22-Jährige, die im März 2024 ihre Meisterprüfung an der 1. Bayerischen Fleischerschule in Landshut als Kursbeste bestanden hat, ist Teil der deutschen Nationalmannschaft. Bereits im November 2022 hat sie am Auswahlwettbewerb für die Nationalmannschaft der Fleischer teilgenommen und wurde ins Team berufen. Welche Aufgabe in Lyon genau auf sie wartet, weiß Laura Reckmann noch nicht. &bdquo;Das kann alles sein: Zerlegen, Ausbeinen, Braten herstellen, eine Barbecue-Platte, Fingerfood oder vielleicht ein ganzes Gericht.“ Trainiert wird für den Wettbewerb in Weiterstadt bei Frankfurt. &bdquo;Die Wettbewerbe und die Reisen sind der Bonus“, betont Laura Reckmann. &bdquo;Das Netzwerk dahinter, in dem wir Erfahrungen und Ideen austauschen, das ist für mich am wichtigsten.“ Zur Nationalmannschaft gehörten junge Leute mit innovativen Ideen. Sie seien die Jahrgangsbesten Deutschlands, die sich neben der Deutschen Meisterschaft einem Auswahlwettbewerb gestellt haben. &bdquo;So erfahre ich schnell, welche neuen Entwicklungen es gibt. Wir machen Firmenbesuche, veranstalten Workshops und machen Nachwuchswerbung für unser Handwerk, damit wir wieder ein paar Leute mehr werden“, sagt die Dielingerin. Schlachtung im elterlichen Betrieb &bdquo;Bei unseren Kunden muss ich mich nicht rechtfertigen. Sie wissen, was sie bei uns an Qualität bekommen, dass wir eine eigene Schlachtung haben und genau wissen, woher die Tiere kommen“, erklärt Laura Reckmann. Wie beurteilt ihr Freundeskreis ihre Berufswahl? &bdquo;Sie wussten alle, dass ich Fleischerin werden will.“ In ihrer Schule habe es zunächst weniger Verständnis gegeben. &bdquo;Meine Eltern wurden einbestellt, warum ich mit meinen guten Noten nicht aufs Gymnasium gehe“, erinnert sich Laura Reckmann. Zunächst hat sie allerdings Köchin gelernt. Das war für die Dielingerin von Anfang an nur ein Zwischenschritt. &bdquo;Ich wusste, dass ich nicht im elterlichen Betrieb lernen wollte. Ich war bei Ausbildungsbeginn aber gerade erst 16. Da wollte ich noch nicht wegziehen.“ Lesen Sie auch: Eine der letzten Fleischereien: Stemweder arbeitet seit 50 Jahren im selben Betrieb Die Ausbildung als Fleischerin hat sie in der Feinkostfleischerei Hidding in Nordwalde absolviert. Dass sie auch dort Prüfungsbeste und Kammersiegerin war, erwähnt die Stemwederin in einem Nebensatz. Ist sie so eine Überfliegerin? Die 22-Jährige zuckt mit den Schultern und schmunzelt. Obwohl der Familienbetrieb da ist, hat Laura Reckmann nicht das Gefühl, dass ihr etwas aufgedrängt wurde. &bdquo;Wenn du nicht mit Herzblut dabei bist, dann lass es sein, haben meine Eltern gesagt.“ Seit 1910 gibt es den Betrieb mit eigener Schlachtung und Herstellung in Dielingen. 2009 übernahmen Lauras Eltern, Anke Reckmann (geborene Voltermann) und ihr Mann Cordian Reckmann, das Geschäft von Lauras Großeltern, Werner Voltermann und Gisela Voltermann (geborene Detert). &bdquo;Bei uns gibt es in dritter Generation tatsächlich nur Frauen“, sagt Laura Reckmann. Die dadurch bedingten Namenswechsel der Firmeninhaber seien schon verwirrend, gibt die junge Frau zu. Botschafterin für ihren Beruf Der Betrieb bildet Fleischerinnen und Fleischer sowie Fachverkäufer und Fachverkäuferinnen im Nahrungsmittelhandwerk Schwerpunkt Fleischerei aus. &bdquo;Wir hätten gern Auszubildende, haben nur leider derzeit keine. Es gibt Anfragen, mehr aber auch nicht“, bedauert die Fleischermeisterin. Sie sieht sich darum auch als Botschafterin für ihren Beruf und stellt ihn in Schulen vor. &bdquo;Das mache ich gern.“ Im Alltag wird Laura Reckmann in allen Bereichen von Schlachtung bis zum Verkauf und in den Filialen in Dielingen, Lembruch und Lemförde eingesetzt. &bdquo;Der Beruf ist unfassbar kreativ und abwechslungsreich“, sagt die 22-Jährige. &bdquo;Ich möchte noch eine Weiterbildung zur Fleischsommelier machen. Nach bestandener Prüfung darf ich mich dann auch so nennen.“ Es gebe Fortbildungen in alle Richtungen. Mit dem Meisterbrief sei nicht Schluss. Man könne Fleisch- oder Wurstsommelier werden, Spezialist für Feinkost und Fingerfood, Fleischtechniker oder Betriebswirtin des Handwerks. Vegetarisch werde ebenfalls immer wichtiger. Für Laura Reckmann steht fest, dass sie irgendwann das Familienunternehmen übernehmen wird. &bdquo;Vorher möchte ich mir aber noch andere Betriebe ansehen.“ Und dann kommt ja jetzt erst einmal der Wettbewerb auf der Weltmeisterschaft der Berufe, den WorldSkills in Lyon.

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