Zahlreiche kranke und verhungerte Schweine: Stemweder Landwirt verurteilt

Rahden/Stemwede/Preußisch Oldendorf. Ende Dezember 2021 holten Mitarbeiter einer Tierkörperbeseitigungsanstalt aus dem Landkreis Osnabrück an einem Stemweder Schweinestall zahlreiche tote Schweine ab. Die Tiere waren in schlechten Zustand, abgemagert und teils skelettiert. Die Mitarbeiter informierten deswegen das Veterinäramt des Kreises Minden-Lübbecke – und das informierte nach einer Kontrolle die Staatsanwaltschaft Bielefeld. Die erhob Anklage gegen den Stemweder Landwirt (37) und seinen damaligen Mitarbeiter (20) wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz. Am Dienstag, 26. März, standen die beiden Männer in Rahden vor Gericht. Der Stemweder Landwirt betreibt Schweinehaltung und auch eine Ferkelaufzucht. Ställe hat er in Stemwede und Preußisch Oldendorf. An einem Stall in Stemwede holten Mitarbeiter einer Tierkörperbeseitigungsanstalt (TKBA) aus dem Landkreis Osnabrück Ende Dezember 2021 zahlreiche tote Schweine ab. Laut Anklage waren die toten und abgemagerten Tiere zum Teil schon skelettiert. Als Ursache nannte die Anklage eine unzureichende Ernährung. Dadurch hätten die Tiere vor ihrem Tod gelitten. Diesen Stall habe der Landwirt zu der Zeit aber schon länger nicht mehr betreten, weil sein Mitarbeiter für die Versorgung dieser Tiere zuständig gewesen sei. Nach einem Verkehrsunfall sei der Mitarbeiter dann ausgefallen und der Landwirt habe sich um die Tiere kümmern müssen. Lahmheit und teils eitrige Abszesse Eine Tierärztin (35) des Kreisveterinäramtes kontrollierte dann nach den Hinweisen aus der TKBA den Betrieb. Sie verwies auf Untersuchungen von Amtstierärzten aus dem Landkreis Osnabrück, wonach die Schweine zu wenig Futter bekommen hätten, abgemagert und dann gestorben seien. Vier Obduktionsberichte verlas Richter Maximilian Schebitz und laut diesen Berichten soll es keine Hinweise auf Nottötungen gegeben haben. Dafür gab es Hinweise auf den schlechten Ernährungszustand. Und den Verdacht auf mangelnde Ernährung. Beim ersten Besuch von drei Ställen entdeckten die Veterinäre auch kranke Tiere mit Lahmheit und teils eitrigen Abszessen. Die Tiere seien zwar in so genannte Krankenbuchten abgesondert worden, doch habe es ihnen dort an weicher Unterlage gefehlt, sagte die Veterinärin des Kreises im Zeugenstand. Mangels weicher Unterlage hätten die Tiere Schmerzen gehabt und zum Teil habe es keinen Hinweis auf eine Behandlung durch den Hoftierarzt gegeben. Die Veterinärin nannte als Beispiel die Sau mit der Nummer 10.876, ein tragendes Tier mit offenen Wunden. In einem frühen Stadium hätte das Tier durch den Hoftierarzt mit Medikamenten versorgt werden können, sagte die Veterinärin. Nach den &bdquo;Abferkeln“ hätte das Tier aus ihrer Sicht behandelt oder &bdquo;euthanasiert“ werden können. Insgesamt sprach die Veterinärin von unterschiedlichen Zuständen in den einzelnen Ställen. Einige tote Tiere wiesen bereits Verfärbungen auf Zunächst habe der Landwirt einen Ausfall der Lüftungsanlage als Grund für den Tod der Tiere angegeben, sagte die Veterinärin. Das aber sei wenig glaubhaft gewesen. Die Lüftung habe laut Landwirt alle Teile der Ställe betroffen, aber in Teilen habe es keine &bdquo;Tierverluste“ gegeben. Zudem verwies sie auf den unterschiedlichen Zustand der toten Tiere. Manche seien noch rosa gewesen, andere wegen beginnender Verwesung bläulich-bräunlich verfärbt. &bdquo;Sie waren unterschiedlich tot.“ Offen war, wie viele Tiere letztlich betroffen waren. Die Ende 2021 von der TKBA gemeldeten Tiere habe sie nicht direkt gesehen, sondern die Fotos, sagte die Veterinärin. Die TKBA habe 22 Tiere separat gemeldet. Dann wurden weitere Tiere offenbar in Containern abgeholt. Die Veterinärin schätzte die Zahl der hiervon betroffenen Tiere auf 24 und kam so auf insgesamt 46 Tiere. Nach einer knapp einstündigen Unterbrechung der Verhandlung einigten sich die Anwälte Averbeck und Lammerding als Vertreter der Angeklagten sowie Richter Schebitz und Staatsanwalt Bale unter Ausschluss der Öffentlichkeit auf eine deutlich geringere Tierzahl. So ging es letztlich &bdquo;nur“ noch um 18 Tiere, die bei verschiedenen Kontrollen festgestellt wurden. Während der Unterbrechung wurde den bis dahin schweigenden Angeklagten auch eine Geldstrafe in Aussicht gestellt – wenn sie ein glaubwürdiges Geständnis ablegten. Die Angeklagten entschuldigten sich vor Gericht Das taten sie dann auch über ihre Rechtsbeistände und entschuldigten sich für ihr Verhalten. Eine weitere Veterinärin des Kreises verwies als Zeugin zudem darauf, dass sich die Zustände auf dem Hof deutlich gebessert hätten und es heute keine strafrechtlichen Dinge mehr dort gebe. Der Landwirt gab es, dass er zu dem Zeitpunkt seinen Hof umstrukturiert habe hin zu mehr Ackerbau. Sein Angestellter habe sich um die Tiere in dem hauptsächlich betroffenen Stall gekümmert. Sein Mandant räume ein, dass tatsächlich zu wenig gefüttert worden sei und Tiere gelitten hätten, ergänzte Anwalt Averbeck. Nach einem Unfall Ende 2021 habe ihr Mandant eine Amnäsie gehabt und sich nicht erinnern können, sagte Anwältin Lammerding als Verteidigerin des 20-jährigen Mitarbeiters. Er habe Erkundigungen eingezogen und gehe davon aus und gestehe ein, die Tiere nicht ausreichend versorgt zu haben. Grund sei Überforderung gewesen. Welche Strafe den Landwirt und den Mitarbeiter erwartet Staatsanwalt Balke forderte für den Landwirt schließlich eine Geldstrafe von 250 Tagessätzen zu 50 Euro. Für den Mitarbeiter beantragte er 50 Stunden gemeinnützige Arbeit und 1.000 Euro Geldauflage. Die sollten an den BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz) gezahlt werden. Mit Tierschutzvereinen habe die Staatsanwaltschaft schlechte Erfahrungen gemacht, nannte er einen Grund für deren Ausschluss als Empfänger der Zahlung. Anwalt Averbeck bat um eine geringere Geldstrafe für seinen Mandanten, Anwältin Lammerding schloss sich dem Antrag des Staatsanwaltes für den 20-Jährigen an. Richter Schebitz verhängte gegen den Landwirt 240 Tagessätze zu 50 Euro, der Mann sei auch wegen der Umstrukturierung des Hofes überlastet gewesen und habe sich nicht um die Aufsicht gekümmert. Gegen den Mitarbeiter verhängte er 50 Stunden gemeinnützige Arbeit und 1.000 Euro Geldauflage.

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