"BrennerEy": Dieser 28-Jährige übernimmt eine Schnapsbrennerei

Stemwede-Drohne. Der Duft in dem ehemaligen Genossenschaftsgebäude an der Drohner Straße, gelegen an der Grenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen, ist unverkennbar: Obst und Gewürze der unterschiedlichsten Art. Die Brände, Liköre und Whiskeys sind repräsentativ in den beleuchteten Regalen aufgereiht. In der Mitte lädt ein großer Tisch zur Verkostung ein. Jan Ey (28) steht an dem Herzstück des Raums, der Destillieranlage. Er hat die "BrennerEy" von seinen Eltern übernommen. Da er noch zuhause wohnte, war er früher die erste helfende Hand in der Brennerei. "Wie meine Eltern auch konnte ich viele Erfahrungen sammeln", sagt er. Er entschied sich aber erst einmal für ein BWL-Studium. Vor zwei Jahren haben sich seine Eltern mit ihm zusammengesetzt und ihn gefragt, ob er das Unternehmen übernehmen möchte. "Es war nie Druck dahinter." Im Gegensatz zu seinen beiden Brüdern, die älter sind und ihre eigenen Familien haben, entschied er sich für einen beruflichen Neustart. "Es war nie Druck dahinter" "Es ist ein junges Unternehmen, man muss viel Arbeit investieren, aber man kann auch sehr viel selber steuern." Was ihm gefällt, ist vor allem, dass der Faktor Zeit vorgegeben ist. "Die Maische braucht halt ihre gewisse Zeit." So sind Geduld und Sorgfalt gefragt. Das hole einen manchmal sehr gut aus der schnelllebigen Zeit zurück. Vom Obst bis zum fertigen Brand dauere es so meist ein halbes bis ein dreiviertel Jahr. Beim Whiskey sind es drei bis vier Jahre, bis er fertig gereift ist. "Learning by doing" ist schon immer das Motto in der Edelbrennerei. Vor elf Jahren haben Gerhard und Cornelia Ey die alte Genossenschaftsmühle umgebaut und dort ihre Brennerei eingerichtet. Gerhard Ey war beruflich viel für einen großen Konzern unterwegs und bekam ab und an einen Obstbrand angeboten. Da wuchs die Idee, sich selbstständig zu machen - und damit nicht erst bis zum Ruhestand zu warten. Vor elf Jahren alte Genossenschaftsmühle umgebaut "Mein Vater hatte immer den Antrieb, es besser zumachen", sagt Jan Ey. Er plant, sich nebenberuflich zum Brenner ausbilden zu lassen. Es sei damals ein mutiger Schritt für seine Eltern gewesen, denn in der Branche sei das Angebot groß. Einen Cut habe es 2017 gegeben. Da fiel das sogenannte Branntweinmonopol, das noch aus Bismarcks Zeiten stammte: Betriebe dürfen seitdem ihre Waren nicht mehr steuerfrei vom Staat aufkaufen lassen und müssen sich selbst um die Vermarktung kümmern. Zunächst sei dadurch die Zahl der Brennereien zurückgegangen, jetzt steige sie aber wieder, sagt Jan Ey. Mittlerweile ist Ey auch Hersteller für andere Betriebe. So etwa für einen Kartoffel- und Erdbeerhof. Aus deren Produkten stellen sie einen individuellen Erdbeer- oder Kartoffelgin her sowie auch einen Likör. Gin und Likör für Kartoffel- und Erdbeerhof Und was sind seine eigenen Favoriten? Er sei ein Whiskey-Fan, sagt er. Aber auch der im Holzfass gelagerte Melonenbrand sowie der Waldnussgeist aus der grünen Walnuss sind seine Lieblinge im Sortiment. In Zukunft möchte er das Angebot etwas in der Breite reduzieren und eine Balance finden zwischen den Klassikern wie Williams Christ und neuen Kreationen, die hinzukommen. Zu den neusten gehören etwa Mirabelle- und Quitte-Schnäpsken (mit nur 32 Prozent Alkohol) aus dem heimischen Garten. Bei den Kunden der Renner sind Williams- und Mirabellenbrand sowie der Hausbrand Cuvé, bei dem mehrere Destillate zusammengeführt werden, und bei den Likören Haselnuss. "Unsere Rohstoffe sind immer möglichst regional", sagt Jan Ey. Und das soll auch so bleiben. So kommt der Kürbis aus Stemwede, ebenso die Walnüsse und das Getreide sowie die Heidelbeeren. Äpfel bezieht die Brennerei aus dem Alten Land und die Wassermelonen aus Griechenland. "Hier arbeiten wir mit Rila in Levern zusammen." "Unsere Rohstoffe sind immer möglichst regional" Auch für den Familienbetrieb waren die Corona-Jahre schwierig - vor allem 2020. Keine Tastings, keine Märkte, keine Führungen, weniger Absatz. "Wir sind mit einem blauen Auge davon gekommen", sagt Jan Ey. Im vergangenen Jahr sei schon vieles besser gewesen und der normale Betrieb mit Veranstaltungen konnte wiederaufgenommen werden. Zu finden sind die Eys - auch seine Eltern sind bei den Märkten noch regelmäßig dabei - auf Landpartien wie auf Schloss Bückeburg, in Nienburg oder auf Gut Remeringhausen. Für die Zukuft plant Jan Ey neben Verkostungen auch Foodpairing-Events, bei denen kleine Gerichte passend zu den Bränden gereicht werden. Wichtig sei ihm auch das Thema Nachhaltigkeit. "Das hört sich immer abstrakt an. Aber das fängt schon bei der Verpackung an." Jetzt sei noch ein Plastikmantel am Flaschenhals. Der soll wegfallen. Auch sollen die Kunden die Möglichkeit bekommen, ihre Flaschen wieder zurückzubringen und sie sozusagen neu befüllen zu lassen. "Das wird dann zwar kein richtiges Pfandsystem, aber die Flaschen sollen wiederverwertet werden und nicht im Altglascontainer landen."

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