Radfahrer schafft doppelten Marathon

Stemwede. An der Weser ist es schön. Jörg Bartel weiß das. Und deshalb wäre er dieses Jahr gern die "Weserrunde" gefahren, eine 300 Kilometer lange Tour auf beiden Seiten des Flusses. Die "Weserrunde" aber wurde ebenso wie andere Radsport-Veranstaltungen wegen der Corona-Krise abgesagt. Schön ist es aber nicht nur an der Weser, sondern auch in Stemwede. Und hier trat Bartel dann in die Pedalen, brach einen persönlichen Rekord und unterstützt zwei wichtige Institutionen. Radsportler hätten es in den vergangenen Wochen und Monaten im Vergleich ja noch gut gehabt, sagt Jörg Bartel (49) im Gespräch mit der Neuen Westfälischen. Anders als Sportler in anderen Disziplinen durften sie angesichts der Auflagen zur Eindämmung des Corona-Virus' trotzdem in die Pedalen treten - wenn auch einzeln. Die großen Radsport-Aktionen aber waren abgesagt. Deshalb gab und gibt es 24-Stunden-Challenges, merkt Bartel an. "Es soll ja auch Anreize geben." Radsportler unterstützen Kinderkrebsstiftung Jörg Bartel fand diese 24 Stunden währende Herausforderung vor der Haustür. Der Espelkamper arbeitet bei der Gemeinde Stemwede und schätzt die Schönheit des Lübbecker Landes. Und eine der Perlen im Lübbecker Land ist der Stemweder Berg, Deutschlands nördlichstes und kleinstes Mittelgebirge. Inspiriert habe ihn die Initiative "Kilometer für Kinder" des Ostercappelners Burkhard Hein, merkt Jörg Bartel an. Diese Initiative fördert die Kinderkrebsstiftung und verbinde die Freude am Radsport mit einem guten Zweck. Die Aktion "Kilometer für Kinder" hat nach eigenen Angaben bislang mehr als 150.000 Euro für die Kinderkrebsstiftung sammeln können. Nun wird einiges dazu kommen. Warum auch der JFK Spenden bekommen soll Er habe überlegt, mit dem Fahrrad sooft um den Stemweder Berg zu fahren wie möglich, sagt Jörg Bartel. Er selbst wolle zehn Cent je Kilometer an die Kinderkrebsstiftung zum einen und an den Verein für Jugend, Freizeit und Kultur in Stemwede (JFK) spenden, hatte sich der Espelkamper im Vorfeld überlegt. Der JFK Stemwede leiste tolle Arbeit und habe bei Ausbruch der Corona-Krise binnen 48 Stunden ein Online-Kulturangebot auf die Beine gestellt - viel schneller als so manche andere Institution. Die Idee zur Challenge für Jörg Bartel war geboren, er konnte weitere Bürger bewegen, als Sponsoren die Aktion zu unterstützen. Und Bartel hatte sich noch ein Ziel gesetzt. Seine bisherige Bestleistung lag bei 213,6 Kilometern. Die habe er übertreffen wollen, sagt er. "200 Kilometer gelten für Radfahrer als Marathon." Die 300-Kilometer-Marke, die habe er dieses Jahr schon knacken wollen. Kollegen sorgten für Frühstück und Mittagessen 24-Stunden-Challenge bedeute, dass man ein Ziel binnen 24 Stunden erreichen müsse. Eigentlich habe er das aber wegen der Corona-Auflagen nicht so hoch hängen wollen. Zwischendurch seien aber immer mal wieder Leute mitgefahren. Dazu zählten auch Radfahrer aus Bartels Team "Südflügel". Andere Bürger hätten am Straßenrand gestanden und ihn angefeuert. Arbeitskolleginnen sorgten für ein Frühstück und ein Mittagessen. Den Abschluss fand die Aktion am Life House in Wehdem. Insgesamt saß Bartel 15 Stunden und 44 Minuten im Sattel. Immer wieder rund um den Stemweder Berg. Immer wieder aufs neue 20 Kilometer. Langweilig sei das aber nie geworden. Bartel gerät ins Schwärmen, wenn er über den Sonnenuntergang am Berg berichtet oder den Sonnenaufgang, von Etappen entlang wogender Getreidefelder. Mit 28,5 Stundenkilometern um den Berg Den Regen wischte er sich aus dem Gesicht, Arbeitskollegen feuerten ihn auch im Regen an - sie standen geschützt in einer Oppendorfer Bushaltestelle, als Bartel an ihnen vorbei flitzte. Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Espelkampers: 28,5 Stundenkilometer. Zwischendurch gab es auch mal Pausen. "Nachts um 1 Uhr ließ die Konzentration nach, das merkte ich. Und dann hat man im Straßenverkehr nichts zu suchen." Zum Finale konnte Bartel am Life House in Wehdem zufrieden vom Rad steigen. Sein Plansoll hat er sogar übererfüllt. Er hat seine bisherige Bestmarke nicht nur übertroffen, sondern mehr als verdoppelt. Er schaffte 448 Kilometer. Ende der Fahnenstange bei Spenden noch nicht erreicht Und die Kinderkrebsstiftung und der JFK Stemwede werden sich freuen: Bei der sportlichen Herausforderung sammelte Bartel bislang 2.708,18 Euro. "Und es kommt noch was dazu", freut sich Bartel. "Einige Zusagen von Spendern kommen noch dazu." An der Weser ist es schön. Vor der Haustür aber auch. Und nun profitieren von der Radsport-Begeisterung zwei wichtige Institutionen.

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