Was Gewerkschaft und Rahdener Firma IG Metall angesichts steigender Energiepreise fordern

Rahden. Es gibt kaum Wachstum, Investitionen werden mitunter verschoben. Die deutsche Industrie beklagt ein großes Ausmaß an Bürokratie und hohe Energiepreise. Was sagt die Geschäftsführung eines heimischen Unternehmens dazu, was die Gewerkschaft? Die Redaktion bat die Geschäftsführung des Rahdener Unternehmens Meier Guss und Andreas Bilz, Geschäftsführer der IG Metall Minden, um ein gemeinsames Gespräch. In einem wichtigen Punkt sind sich Gewerkschaft und Unternehmen einig. Auch gibt es eine gemeinsame Botschaft vor der Europawahl. Das sagt die IG Metall zu Energiepreisen Die Energiepreise in Deutschland seien zwar gesunken und seien weg von den Höchstständen im Jahr 2022, sagt Andreas Bilz. Die Energiepreise würden aber noch immer über den Preisen in Nationen wie den China, USA oder Frankreich liegen, &bdquo;mit denen wir im Wettbewerb stehen“. Auf absehbare Zeit werde es kein Erdgas mehr aus Russland geben – angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine unterstütze die IG Metall das. . . . und zu Investitionen Die Gewerkschaft beobachte einen Rückgang der Investitionen. Andreas Bilz: &bdquo;Man muss zugeben, dass wir da in eine unsichere Zukunft blicken.“ Die angedachten Entlastungen seien angesichts der Haushaltslage von der Regierung gekippt worden. Wenn aber Unternehmen den Wandel vollziehen wollten und es schwierige konjunkturelle Bedingungen gebe und wenn Investitionen dann im Ausland getätigt würden, &bdquo;dann haben wir hier Nachteile“, so Bilz. &bdquo;Die Schuldenbremse wirkt sich nachteilig aus für die Wirtschaft. Andere Länder investieren.“ . . . und zu den Arbeitsplätzen Geld könne flexibel um die Welt wandern, die Beschäftigten nicht, merkt der Gewerkschafter an. &bdquo;Die Menschen sind darauf angewiesen, dass die Jobs hier erhalten bleiben.“ Würden Jobs mangels Investitionen verloren gehen, könne das natürlich auch nachteilig für die Gewerkschaften sein. Die Gewerkschaft verleihe dem Einzelnen aber eine Stimme. &bdquo;Deshalb ist es sinnvoll, wenn Gewerkschaften und Unternehmen eine gemeinsame Schnittmenge habe“, sagt Bilz und verweist auf den Erhalt der Arbeitsplätze in Deutschland. Leider sei Meier Guss nicht in der Tarifbindung, vielleicht lasse sich durch eine gute Zusammenarbeit aber etwas machen. Forderung der IG Metall Bilz fordert, dass die energieintensive Industrie durch subventionierte Strompreise beim Wandel unterstützt werden müsse, wenn ein Unternehmen das allein nicht stemmen könne. &bdquo;Wenn die Jobs weg sind, dann sind sie weg.“ Es gehe aber darum, Wertschöpfung im Inland zu erhalten und damit auch die Arbeitsplätze zu sichern. Dabei gehe es nicht nur um wirtschaftliche Resilienz, merkt Andreas Bilz an. Es gehe auch um soziale Aspekte. &bdquo;Ein guter, solider Arbeitsplatz schafft gute Perspektiven für Mitarbeiter.“ Die Hoffnung des Gewerkschafters ist, dass dadurch auch die derzeit aufgeheizte Stimmung in der Gesellschaft etwas beruhigt wird. Bilz: &bdquo;Es geht um den Erhalt der Arbeitsplätze und des sozialen Friedens.“ Das sagt Meier Guss zu verschiedenen Sichtweisen Die Politik habe in den vergangenen Jahrzehnten ja immer ein positives Zukunftsversprechen gegeben, sagt Marc Mateika von der Meier Guss-Geschäftsführung. &bdquo;Das ist derzeit schwieriger zu erfüllen.“ Die Sichtweisen von Gewerkschaft und Meier Guss passten in einigen Punkten zusammen, merkt Mateika an, benennt Probleme und übt Kritik. In Teilen hätten Wirtschaft und Gewerkschaft gegenüber der Politik eine unterschiedliche Perspektive. &bdquo;Wir gucken nicht aufs Gleiche.“ Wenn Kanzler Olaf Scholz sage, &bdquo;die Klage ist der Gruß des Kaufmanns, dann scheint er eine andere Sicht zu haben als Wirtschaft und Gewerkschaft.“ Diese unterschiedliche Situations-Analyse sei das erste Problem. . . . und zur Wettbewerbsfähigkeit Das zweite Problem sei der Verlust der Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland, sagt Marc Mateika und verweist ebenso wie Andreas Bilz auf die im Vergleich hohen Energiekosten. &bdquo;Ein Teil unserer Energiekosten ist politisch verursacht.“ Zudem kritisiert Mateika die &bdquo;Reformunfähigkeit der Politik, große Themen anzugehen“. Dabei nennt der Meier Guss-Vertreter den Facharbeitermangel und die Sicherung der sozialen Systeme. Zudem beklagt er die Bürokratie. Am Standort Limburg habe Meier Guss nun endlich die Baugenehmigung für einen einfachen Silo erhalten – nach zwei Jahren. Mateika: &bdquo;Das Deutschland-Tempo ist bei Meier Guss nicht angekommen.“ . . . und zur Industrie-Strategie Mateika beklagt zudem, dass &bdquo;uns seitens der Politik eine Industrie-Strategie fehlt“. Dabei habe die Industrie einen Anteil von 26 Prozent am Bruttoinlandsprodukt. &bdquo;Uns fehlt die Strategie: Wir viel Industrie wollen wir 2030 in Deutschland noch haben und welche Industrie? Was bringt es uns, energieintensive Industrie aus dem Land zu jagen, aber die Produkte trotzdem haben zu wollen? Da verlagert man die CO2-Belastung.“ &bdquo;Wir produzieren fast alles in Deutschland“, ergänzt Bernd Große Dunker von der Meier Guss-Geschäftsführung. Was nutze es, in Deutschland Stellen abzubauen und stattdessen dort einzukaufen, wo Arbeitsschutz, Umweltschutz und sozialer Schutz nicht oder nur gering vorhanden seien, fragt er. . . . und benennt Folgen Eine unterschiedliche Situations-Analyse, Verlust der Wettbewerbsfähigkeit und eine fehlende Industrie-Strategie: &bdquo;Diese drei Punkte führen dazu, dass es in Deutschland keine positive Investitions-Stimmung gibt und Geld abfließt“, merkt Mateika an. Er verweist auf eine Studie der Bundesbank, der zufolge es jährlich 100 Milliarden Euro Verlust an Direkt-Investitionen gibt. Diese Dummen seien auch schon unter der GroKo abgeflossen. &bdquo;Die Investitionen von heute sind die Wertschöpfung von morgen“, betont Marc Mateika. Und das sei wegen Nicht-Investitionen oder Investitionen im Ausland gefährdet. Das fordern Meier Guss und IG Metall Es müsse eine Industrie-Strategie her, betont Mateika. Zudem fordert er, dass deutsche Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen gegenüber ausländischen Anbietern haben. &bdquo;Zurzeit ist es nicht fair und für faire Wettbewerbsbedingungen kann die Politik schon einiges tun.“ &bdquo;Wir verstehen nicht, dass die Politik mit manchen Subventionen keine Probleme hat, sich aber mit einer so wichtigen Frage wie der Subvention von Strom zu schwer tut“, sagt Andreas Bilz. &bdquo;Da muss sich die Politik bewegen, wenn sie die Arbeitsplätze in Deutschland auch im energieintensiven Bereich sichern will. Alle anderen Volkswirtschaften schlafen nicht.“ Meier Guss und IG Metall einig bei Europa Man könne sich informieren, wie viel Geld aus der EU auch in die Region fließe, sagt Andreas Bilz. Deutschland zahle in die EU ein, bekomme aber auch wieder Geld heraus. &bdquo;Das ist keine Einbahnstraße.“ Viele Menschen würden meckern, aber die Vorteile des gemeinsamen Binnenmarktes wie den Wegfall der Währungsschwankungen nicht sehen. &bdquo;Meier Guss exportiert 40 Prozent seiner Produkte ins europäische Ausland“, sagt Marc Mateika. Ein Großteil der gesetzlichen Rahmenbedingungen komme aus Europa. &bdquo;Ein gut funktionierendes Europa und eine gut funktionierende EU sind existenziell für uns.“ Es gebe Parteien, die wollten die EU positiv weiterentwickeln und andere Parteien wollten das nicht. &bdquo;Wir wollen es positiv weiterentwickeln.“ Empfehlung zur Europawahl Wohlstand lasse sich nur in Frieden und Freiheit entwickeln, betont Andreas Bilz. &bdquo;Wir müssen nicht wie unsere Väter und Großväter in den Krieg ziehen. Man sollte sich überlegen, dass es richtig ist, aufzustehen für die Demokratie und die Stimme abzugeben.“ &bdquo;Wir werden in der Belegschaft dafür werben, das Wahlrecht wahrzunehmen“, sagt Bernd Große Dunker.

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