Bahnstrecke Rahden-Bremen braucht mehr Unterstützung aus der Region

Rahden. Die Westfalenbahn wird wie andere Bahnunternehmen auch verkauft. Die Eurobahn stellt mit Verweis auf Personalmangel den Betrieb zwischen Minden und Nienburg (Weser) über Wochen ein. Ist der Wettbewerb im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) gescheitert? Mit dem Thema befasst sich auch die Akademie für Raumentwicklung in der Leibniz-Gemeinschaft (Hannover). Deren Präsident Axel Priebs und sein Kollege Volker Stölting (Fachhochschule Köln) äußern sich im Gespräch mit der Redaktion. Der Lokführermangel sei nicht nur ein Problem der privaten Bahnen, sondern auch der Deutschen Bahn, sagt Axel Priebs. Das Problem habe sich in den vergangenen Jahren aufgetan und man wisse nicht genau, wie man die Lokführer bekomme. &bdquo;Die Regionalisierung hat sich schon gelohnt“, machen Priebs und Stölting deutlich. &bdquo;Wir fahren heute fast doppelt so viel Nahverkehr als in 1994.“ Vom Grundprinzip sei der Weg schon richtig, er wolle das Rad auf keinen Fall zurückdrehen, macht Priebs deutlich. Der SPNV habe durch die Regionalisierung an Quantität und Qualität gewonnen. Der Metronom gebe seinen Auftrag zurück, wolle aber an der neuen Ausschreibung teilnehmen. Die Regionalisierung sei wichtig und Deutschland sei zu groß, um die Regionalisierung zentral zu steuern, merkt Priebs an. Es geht um Daseinsvorsorge In Baden-Württemberg sei eine starke Landesgesellschaft gebildet worden, in der das Land als Player auftrete. Nahverkehr sei Daseinsvorsorge und Baden-Württemberg mache gute Sachen. Das Land Niedersachsen sei über die landeseigene Schieneninfrastruktur Ost-Niedersachsen GmbH (SinON)in die Sicherung von Trassen eingestiegen und sehe große Chancen für das Netz. Axel Priebs: &bdquo;Regionalisierung bedeutet für mich nicht grenzenlose Privatisierung.“ Aktiv seien sowohl private Gesellschaft als auch solche in Landesbesitz. &bdquo;Und wo ist die Möglichkeit, sich zu unterbieten?“ Die Fahrzeuge würden gestellt und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müsse man mit Gehältern gewinnen. Der SPNV sei eine Daseinsvorsorge, die auch von Privaten erbracht werden könne. Und bei Strecken, um die sich die Privaten nicht reißen würden, müsse der Staat sehen, wie er tätig werden könne und was er zur Unterstützung leisten könne. Wie aber beurteilen die beiden Experten das derzeitige Verhalten der Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) Niedersachsen, in deren laufender Prüfung von möglichen Strecken-Reaktivierungen das Sulinger Kreuz nicht in die nächste Runde kam? &bdquo;Das soll jetzt ein Anfang sein“ Es gehe um 50 bis 75 Strecken und anhand eines selbst aufgestellten Kriterien-Katalogs versuche die LNVG, dem Herr zu werden, sagt Stölting. &bdquo;Das jetzt soll ein Anfang sein.“ Für alles auf einmal sei nicht genug Geld da. Die in die zweite Runde aufgenommene Strecke Bohmte-Bad Holzhausen sei eine sanierte Strecke. &bdquo;Da könnte man jetzt schon SPNV machen, wenn man wollte.“ Die nun in die zweite Runde der Bewertung aufgenommenen Strecken seien hinsichtlich der Infrastruktur in einem guten Zustand. Das sehe beim Sulinger Kreuz in Teilen anders aus. Am Ende werde man hinsichtlich einer Reaktivierung zehn Strecken haben, vermutet Stölting. &bdquo;Ich hoffe, dass das der Einstieg sein wird. Das Land selbst hat als Ziel, diesen Einstieg zu schaffen.“ Die Kritik von Bündnissen – wie dem Verkehrsclub Deutschland – am Vorgehen der LNVG sei zum Teil gerechtfertigt, sagt Volker Stölting. Aber die Wiederbelebung von mehreren Dutzend Strecken sei mangels Geld nicht auf einmal machbar. Deshalb habe man ein Ranking schaffen wollen. &bdquo;Aber die Strecken, die es nicht in die zweite Runde schafften, sind nicht raus.“ Lob für Engagement in Rahden Die Region aber müsse auch zeigen, dass sie die Wiederbelebung des Sulinger Kreuzes wolle, betonen Axel Priebs und Volker Stölting. Ein Bekenntnis der ganzen Region fehle noch ein bisschen. &bdquo;Rahden ist da vorbildlich.“ Die Region insgesamt sei da im Moment aber noch zu still. &bdquo;Sie muss sagen: Wir wollen das und wir gehen mit Unterstützung in Vorleistung.“ Unterstützung könne etwa sein, die Gestaltung eines Bahnhofs-Umfelds anzugehen. Ein Bahnanschluss sei auch wichtig für die Dörfer. Menschen zögen nur auf das Land, wenn sie etwa per Bahn die Möglichkeit hätten, mit dem Zug nach Bremen, Bielefeld oder Hannover zu kommen. Das Aktionsbündnis Eisenbahnstrecke Bünde-Bassum (AEBB) leistet aus Sicht der beiden Wissenschaftler enorm wichtige Arbeit und das Bündnis wolle nun Abgeordnete aus Bundestag und Landtag ins Boot holen. Auch die Landkreise und Landräte müssten sagen, dass sie das wollen. &bdquo;Der Landrat in der Grafschaft Bentheim tat das.“ Die Bentheimer Eisenbahn sei ein sehr gutes Beispiel für eine gute Wiederbelebung des SPNV. &bdquo;Wir Verkehrsplaner können viele gute Ideen vorstellen“, betonen Axel Priebs und Volker Stölting. &bdquo;Aber der Landkreis, der Landrat ist hier einfach gefordert.“ Minden-Lübbecke tue dies ja.

Meistgelesen