Schienen auf dem Rahdener Bahnhof sind überwuchert: Ist das so gewollt?

Über Jahrzehnte war Rahden ein blühender Eisenbahnknoten. Wenn altgediente Eisenbahner den Bahnhof heute sehen, dann kommen ihnen die Tränen. &bdquo;Das sieht aus wie drei Tage hinterm Ural“, heißt es dann. Ob das so stimmt, ist offen. Vielleicht sehen Bahnhöfe östlich des Urals auch gepflegter aus als der Rahdener. In Rahden hat man den Eindruck, dass das neue Bahnhofsschild für die Deutsche Bahn AG schon das höchste der Gefühle war. Den Rest lässt man vergammeln. Und hat Gleise herausgerissen: Dass die bloß nicht jemand anderes nutzen könnte. So wie aus DB-Sicht offenbar bloß kein Konkurrent das Sulinger Kreuz nutzen sollte. Ist Konkurrenz für den Staatskonzern &bdquo;bäh“? Scheinbar. Ist das Vorgehen von der Bahn AG gewollt? Grün in der Stadt ist angesichts des Klimawandels grundsätzlich wichtig und richtig. Aber nicht auf Rahdens Bahngleisen. Hier sollte eigentlich die Verkehrswende stattfinden, die auch das Klima schützen soll. Aber ist die Deutsche Bahn dazu überhaupt fähig und willens? Da habe ich meine Zweifel. Der DB-gemachte Grünwuchs am Bahnhof Rahden schadet dem Klimaschutz. Die Gleise in Rahden verrosten und wuchern zu. Man könnte denken, dass das vom bundeseigenen DB-Konzern gewollt ist. Vor rund 30 Jahren wollte die damalige Deutsche Bundesbahn die Strecke Bünde-Bassum um jeden Preis loswerden. Güterkunden wurden entwöhnt. Immer weniger Personenzüge – und die fuhren zum Teil zu Zeiten, zu denen beim besten Willen keiner mitfahren konnte. Welche DB-Versuche bislang scheiterten Die engagierte Interessengemeinschaft &bdquo;IG105“, die 105 war damals die Kursbuch-Nummer der Strecke, um den Pr. Oldendorfer Stadtdirektor Manfred Beermann verhinderte das Schlimmste: die komplette Stilllegung. So steht der Prellbock derzeit in Rahden und nicht in Bünde. Bemühungen, die Strecke von Rahden nach Bremen zu reaktivieren, wollte die Deutsche Bahn in den vergangenen Jahren immer wieder verhindern. Koste es, was es wolle. Zum Glück ist sie mit allen Versuchen gescheitert – mit der extrem teuren Sulinger Umgehungsbahn, aber auch mit Entwidmungs- und Verkaufsversuchen. Sehen wir nun einen neuen DB-Versuch, wenigstens einen Teil der Strecke loszuwerden? Immerhin hat es DB Netz bislang erfolgreich geschafft, den Anschluss der Strecke an ein elektronisches Stellwerk nicht umzusetzen. War da vielleicht Vorsatz im Spiel? Belohnung für schlechte Leistungen Hauptsache, die DB-Führungskräfte können sich trotz katastrophaler Werte bei Pünktlichkeit und Kunden-Zufriedenheit die Taschen mit Bonus-Zahlungen füllen. Belohnungen, in diesem Fall für Leistungsverweigerung, – das ist ein starkes Stück. Der gebürtige Rahdener SPD-Bundespolitiker Achim Post verweist darauf, dass die Verkehrswende in der Fläche stattfinden muss. Das geht nicht ohne die Bahn. Ohne die Zubringer-Strecken aber ist ein Deutschland-Takt auf Hauptstrecken sinnlos. FDP-Bundespolitiker Frank Schäffler sieht es ebenso. Mehr als ein Foto-Termin am Prellbock kam nicht Beim Bahnkongress vor gut einem Jahr waren Post, Schäffler und Oliver Vogt (CDU) vertreten. Und Grünen-MdB Schahina Gambir? Sie nahm am Prellbock in Rahden an einem Foto-Termin für die Bahn nach Bremen teil. Mehr kam da aber bislang nicht. Da ist ganz viel Luft nach oben. Wenn es ernsthaftes Interesse bei den Grünen gibt. Ein Fahrdienstleiter im Hauptbahnhof Osnabrück kann sich nicht binnen kürzester Zeit in Betriebsabläufe einarbeiten. Das ist klar. In Rahden aber ist der Betrieb überschaubar: Meistens muss nicht einmal eine Weiche bedient werden. Hektisch wird es nur, wenn gegen Abend zwei, drei Triebwagen in die Abstellung fahren. Konzern ohne Interesse an Rahden Da soll es DB Netz nicht möglich sein, kurzfristig Ersatz für das Stellwerk zu schulen? Wer das glaubt, der kann eigentlich auch an die deutsche Fußball-Meisterschaft für den VfL Osnabrück glauben. Ich glaube nicht an den Titel für den VfL. Allerdings dem DB-Konzern mit dem scheinbaren Desinteresse an Kunden auch in Rahden glaube ich noch weniger. Wie lange will sich der Bund als Eigentümer dieses Verhalten der DB noch gefallen lassen? joern.spreen-ledebur@nw.de

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