Bahnhof im Kreis Minden-Lübbecke wuchert zu: Seit Wochen fährt hier kein Zug

Rahden. Wenn Züge unterwegs sind, dann ist die Oberkante der Schienen richtig schön glänzend. Im Rahdener Bahnhof kann davon nicht die Rede sein. Die Schienen sind verrostet, auch die Oberkanten. Aber das ist an vielen Stellen schon gar nicht mehr zu erkennen. Die Gleise verschwinden unter üppigem Grün. Seit Mitte März ist Rahden vom Zugverkehr abgeschnitten - nun wird der 28. Mai genannt. Deswegen wuchert der Bahnhof nun zu. Ob vor den Sommerferien überhaupt noch mal ein Zug nach Rahden kommt? Das ist eine der Fragen der Redaktion, auf die die Deutsche Bahn bislang nicht geantwortet hat. Seit Wochen ist es immer das gleiche Spiel. Mit Hinweis auf hohe Krankenstände und das nicht besetzte Stellwerk fahren keine Züge mehr von und nach Rahden. Endstation ist Espelkamp. Eine Ausnahme beim Grund der Zugausfälle waren nur von Ende März bis Mitte April die umfangreichen Gleisbauarbeiten zwischen Bünde und Lübbecke. Stellwerk bietet Ausblick auf grüne Oase Am Mittwoch muss mal jemand im Stellwerk gewesen sein, denn die Fenster waren auf "kipp" gestellt. Aber von hier aus hat man den wohl schönsten Ausblick - auf das üppig wuchernde Grün, das den Rahdener Bahnhof mittlerweile in eine grüne Oase verwandelt hat. Etliche Gleisbereiche sind kaum mehr erkennbar - egal ob noch befahrbar oder ob demontierter Bereich, den die Deutsche Bahn seiner Gleise beraubt hat. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz ist verantwortlich für die Gleisanlagen und auch für das Stellwerk. Zuletzt hatte ein Bahnsprecher nicht einmal mehr einen Termin nennen können, an dem das Stellwerk Rahden wieder besetzt ist und Rahden auch wieder per Zug erreichbar sei. Die Bahn hatte auf Krankenstände und fehlendes Personal verwiesen. Für die Arbeit in einem Stellwerk müsse man Ortskenntnis haben. Zudem wurde auf eine laufende Ausbildung von Fahrdienstleitern verwiesen, die ab Sommer zur Verfügung stünden. Bahn AG lässt Fragen unbeantwortet Wie viele Personen sind für die Arbeit im Stellwerk ausgebildet und stehen hier zur Verfügung? Die Antwort der Deutschen Bahn auf die Frage der Redaktion ist noch offen. Ohne Antwort ist bislang auch die Frage der Redaktion, wie es sein könne, dass ein Bahnhof über einen derart langen Zeitraum vom Schienenpersonen-Nahverkehr (SPNV) abgeschnitten sei - was mit einer Entwöhnung der Fahrgäste vom SPNV einhergehe. Zur Frage, ob überhaupt vor den Sommerferien noch mit einem Zug in Rahden zu rechnen ist, schweigt die DB bislang. Schweigen herrscht auch beim zuständigen Zweckverband Nahverkehr Westfalen-Lippe. Was dieser angesichts der Situation in Rahden tun wolle, das fragte die Redaktion den NWL schon vor zwei Wochen. Doch der NWL schweigt sich zur "Causa Rahden" aus. Stadt Rahden hat die Nase voll Der Stadt Rahden reicht es jedenfalls. Sie fordert die Sicherstellung eines verlässlichen Bahnverkehrs von und nach Rahden. Alles andere konterkariere auch die Ziele der Verkehrswende und des Klimaschutzes, hatte Bürgermeister Bert Honsel in einem Brief an den NWL geschrieben und den um ein Gespräch gebeten. Die Eurobahn äußerte sich auf die Anfrage der Redaktion. "Der Stellwerkausfall entlang der Linie RB 71 führt natürlich zur Unzufriedenheit unserer Fahrgäste", teilte Eurobahn-Sprecherin Nicole Pizzuti mit. "Bei kurz andauernden Abweichungen haben unsere Fahrgäste meistens noch Verständnis, die Dauer dieses Ausfalls ist jedoch für die Kunden ein Ärgernis, wir bedauern diesen Zustand für unsere Kunden sehr. Für uns als Unternehmen bedeutet dies auch ein planerischer und finanzieller Aufwand." Kontraproduktiv für die Verkehrswende Leider zeige dieser wochenlange Ausfall jedoch auch lediglich exemplarisch, dass die Branche dringend Fachkräfte und Auszubildende benötige, merkte Nicole Pizzuti an. Der Fachkräftemangel sei kein neues Thema und betreffe nicht nur die Eisenbahnbranche. Es treffe schon zu, dass auch die Situation bei der RB 71 für eine Verkehrswende und Einführung des Deutschlandtickets seit dem 1. Mai kontraproduktiv sei. "In Nordrhein-Westfalen bündeln wir beispielsweise auch innerhalb unseres Landesprogramms Fokus Bahn unter Federführung des Ministeriums für Umwelt, Naturschutz und Verkehr, den drei Aufgabenträgern des Landes und den Eisenbahnverkehrsunternehmen unsere Kräfte, um diese Herausforderungen wie Fachkräftemangel oder auch massiver Bautätigkeit im Netz zu begegnen sowie ein stabiles und zukunftsfähiges Verkehrsangebot zu sichern und weiterzuentwickeln", teilte die Eurobahn-Sprecherin weiter mit. "Wir werden hier auch weiterhin alles bewegen, um gemeinsam mit der Branche einen zuverlässigen SPNV anzubieten, sodass wir gemeinsam die Verkehrswende gestalten und umsetzen können."

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