Betrugsmaschen auch im Kreis Minden-Lübbecke: Senioren nutzen Trillerpfeife gegen Anrufer

Rahden. Schnell ploppt die Nachricht bei WhatsApp auf und eine angebliche Verwandte teilt ihre neue Handynummer mit. Es folgen weitere Hinweise. Angeblich hat es einen Diebstahl gegeben, Handy weg, Portemonnaie weg, EC-Karte weg. Und dann wird um Überweisung auf ein Konto gebeten. Wer auf &bdquo;Hallo Mama“ reagiert und überweist, ist später zwar um Erkenntnisse reicher, aber um Geld ärmer. Diese Variante des Enkeltrick-Betrugs hat derzeit Hochkonjunktur. Ein Schutz: Nicht darauf reagieren und auf der alten Handynummer anrufen – und im Zweifelsfall mit dem oder der Verwandten sprechen. Dann ist der Betrugsversuch schnell aufgeflogen. Betrüger richten mit der Enkeltrick-Masche erheblichen Schaden an. Besonders betroffen sind Senioren – auch im Kreis Minden-Lübbecke. Nach Angaben der Polizei gab es in der jüngsten Vergangenheit im Kreisgebiet mehrere Fälle, bei denen die Betrüger erhebliche Summen erbeuteten. In einem Fall waren es fast 100.000 Euro. Die Stadt Rahden und die Polizei setzen deshalb auf Informationen und Aufklärung. Gemeinsam haben sie ein Treffen von Senioren und Polizei organisiert. Die Resonanz ist so groß, dass es zusätzliche Veranstaltungen geben wird. Welche Erlebnise Rahdener Senioren hatten Aufmerksam hörten die Senioren in Rahden zu. Manche hatten selbst schon Erfahrungen gemacht, über die Oliver Thamm von der Polizei Minden berichtete. Auch Thamm selbst hat sie auf sein Handy bekommen, die mit &bdquo;Hallo Mama“ beginnende betrügerische Nachricht. Eine Seniorin berichtete von einer Mitteilung, die sie am Samstagabend erhielt und die angeblich von ihrer Bank stammen sollte. &bdquo;Löschen Sie das einfach und befassen Sie sich nicht damit“, riet Thamm. Eine andere Rahdenerin berichtete, aus Versehen bei der Suche nach einem Routenplaner einen Link im Netz angeklickt zu haben – eine mit 500 Euro verbundene angebliche Mitgliedschaft soll sie damit erworben haben, und es folgten Mahnungen und Pfändungs-Androhungen. &bdquo;Um 8 Uhr sollte am nächsten Tag ein Lkw vor dem Haus stehen und alles gepfändet werden, was möglich sei, wenn nicht bezahlt werde“, sagte die Frau. Amtliche Verfahren laufen anders Alles sei per Mail gekommen. Sie habe einen Anwalt eingeschaltet, aber Schreiben an eine mit dem angeblichen Verfahren befasste vermeintliche Anwaltskanzlei in Frankfurt seien wieder zurückgekommen. Oliver Thamm riet zu einem kühlen Kopf. Amtliche Verfahren liefen anders ab. Es gebe mehrere Mahnungen und die würden postalisch zugestellt – als Einschreiben oder mit Zustellungsurkunde. Betrüger versuchten solche Maschen aber immer wieder, merkte der Beamte an. Dabei gehe es oft um kleinere Summen zwischen 300 und 500 Euro. Männer bekämen beispielsweise Rechnungen in dieser Höhe für angebliche Anrufe bei Sex-Nummern. Auf mehreren Seiten folgten dann Drohungen, was alles passiere, wenn nicht bezahlt werde – inklusive der Information an die Ehefrau. Viele bezahlten solche angeblichen Rechnungen dann, merkte Thamm an. &bdquo;Wenn zehn Prozent überweisen, dann reicht denen das“ Warum man eine solche angebliche Rechnung bekommt? Oder eine angebliche Mitteilung der Bank? Woher wüssten die die Bank? Das sei Zufall, informierte der für Prävention zuständige Beamte der Polizei Minden. Tausende Mal würden solche Schreiben oder Mitteilungen von den Betrügern verschickt: &bdquo;Und wenn dann zehn Prozent überweisen, dann reicht denen das schon.“ Die &bdquo;Hallo Mama“-Mitteilung habe er ja auch bekommen, obwohl er nicht &bdquo;Mama“ sei. Ob falsche Polizisten, Enkeltrick-Betrüger oder sonstige Gauner: Die Kontaktaufnahme erfolge immer telefonisch, sagte Oliver Thamm. Meist arbeiteten mehrere Täter zusammen und die angezeigte Telefonnummer gebe es nicht. Hier nutzten die Täter eine Rufnummern-Verschleierung. Sie könnten von irgendwo auf der Welt anrufen und versuchten, bekannte Nummern einzugeben. Thamms Rat zu dubiosen Anrufen mit dem Einstieg &bdquo;Rate mal, wer hier ist. . .“: Wer dann sage &bdquo;XY, bist zu es?“, der habe den Gaunern schon weitergeholfen, Vertrauen zu erschleichen. An welchen Personen die Täter Interesse haben Abgeebbt haben Anrufe mit einer 110-Nummer. Die 110 und die 112 seien Notrufnummern und Einbahnstraßen-Nummern. Dort könne man im Notfall bei Polizei und Rettungsdienst anrufen – aber nicht umgekehrt. Und wer es mit Polizisten zu tun hat, der solle sich ruhig den Dienstausweis zeigen lassen oder in der Leitstelle anrufen und sich erkundigen, riet Thamm. Die Polizei rufe auch niemals an und erkundige sich nach finanziellen Angelegenheiten. Das tun nur Betrüger, die sich als angebliche Polizisten ausgeben, vor einer vermeintlichen Einbruchserie warnen und vor allem Senioren immer noch dazu bringen, Geld und Schmuck von angeblichen Polizisten abholen zu lassen. Die Wertsachen landen dann aber nicht wie von den Gaunern angekündigt in einem Tresor der Polizei, sondern in den Taschen der Betrüger. Warum die Gauner das Gespräch halten wollen Auch bei Schockanrufen geht es um Geldübergabe. Ein angeblicher Verwandter, der durch Heulen und Geschluchze Mitleid erregen wolle und dem wegen der Beteiligung an einem Unfall mit Todesfolge angeblich Haft drohe, bitte um Kaution, um nicht ins Gefängnis zu müssen. Bei diesen Schockanrufen gäben sich Mittäter als Anwalt, Richter oder Staatsanwalt aus. Auch der Hinweis, das Gespräch auf keinen Fall zu beenden, bis der Fall mit der Geldübergabe geklärt sei, erfolge nicht ohne Grund, betonte Thamm. Täter wollten verhindern, dass sich Opfer bei ihren Verwandten oder der Polizei erkundigten, ob wirklich etwas passiert sei. Voriges Jahr sei bei einem Senior in Petershagen dessen Anschluss so über vier Stunden blockiert gewesen. Im Kreis ergaunerten die Täter in einem Fall 100.000 Euro. Diesen Tipp haben die Senioren &bdquo;Die Täter haben nur Interesse an allen, die auf solche Anrufe anspringen.“ Sage jemand, er habe doch keine Kinder oder keinen Enkel, würden die Täter sofort auflegen. Thamms Rat bei dubiosen Anrufen: &bdquo;Im Zweifelsfall auflegen. Lassen Sie sich niemals in ein Gespräch verwickeln.“ Die Täter seien rhetorisch geschult. Die &bdquo;Hallo Mama“-Masche funktioniere im Moment leider gut. In Rahden haben Senioren noch ein anderes Mittel, wie sie sagten. Eine Trillerpfeife liege neben dem Telefon. &bdquo;Das wirkt.“

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