Beispiel für Ostwestfalen: Wenn saubere Bahnhöfe wieder zum Treffpunkt werden

Rahden/Bad Bentheim. Die Stadt Rahden und die Stadt Sulingen bemühen sich um eine Wiederbelebung der Bahnstrecke Rahden–Bassum–Bremen. Viele Unterstützer helfen dabei. Dazu zählen vor allem das Aktionsbündnis Bahnstrecke Bünde–Bassum, aber auch Vertreter aus Räten und Verwaltung. Experten sehen gute Perspektiven für die Wiederbelebung des Sulinger Kreuzes. Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VdV) schlägt für die Strecke zwischen Bünde, Rahden und Bassum sogar die Elektrifizierung vor. Der langjährige Bundestagsabgeordnete Lothar Ibrügger (SPD) hält Fernverkehr auf der kürzesten Bahnverbindung zwischen Nordhessen, OWL, Niedersachsen und Bremen für möglich und möchte an die einstigen Einzüge Bremerhaven–Rahden–Frankfurt (Main) anknüpfen. Bentheimer zeigen wie es geht Die Strecke zwischen Rahden und Bassum ist derzeit aber in weiten Teilen stillgelegt. Wie die Wiederbelebung einer Strecke für den Personenverkehr funktioniert, das zeigt seit drei Jahren die Bentheimer Eisenbahn (BE). Die überwiegend dem Landkreis Grafschaft Bentheim gehörende Bahn zeigt, wie es geht – und aus anderen Teilen der Republik kommen Bahn-Vertreter nach Bad Bentheim, Nordhorn oder Neuenhaus, um sich das anzusehen. Wie es ausschaut, wenn eine Bahnstrecke wiederbelebt werden soll, das sagt im Gespräch mit nw.de Ralf Uekermann. Der gebürtige Mindener ist bei der Bentheimer Eisenbahn Leiter für den Bereich Eisenbahn-Projekte, Trassenplanung und Betriebsplanung. Was es in den Bahnhöfen für die Reisenden gibt Die Bentheimer Eisenbahnen haben an ihren Stationen zwischen Bad Bentheim mehr gemacht als von der niedersächsischen Landesnahverkehrsgesellschaft (LNVG) gefördert. Gefördert werde von der LNVG nur das Nötigste, merkt Ralf Uekermann an. Auf eigene Kosten habe die Bentheimer Eisenbahn deshalb zusätzliche Zugänge zu den Stationen und die Video-Überwachung bezahlt. Auch wurden Wartehäuschen aufgestellt, die größer sind als die geförderte Variante. Das hat den Vorteil, dass damit auch die Fahrkartenautomaten im Trockenen stehen. &bdquo;Es macht keinen Spaß, bei Regen einen Geldschein in den Automaten zu stecken“, meint Ralf Uekermann. Bäcker, Tickets und Lade-Möglichkeiten Die Stationen sind sauber und in den Bahnhöfen Nordhorn und Neuenhaus gibt es Reisebüros mit Fahrkartenverkauf. In Nordhorn, der Bahnhof wurde zuletzt noch saniert, betreibt die Bentheimer Eisenbahn ein eigenes Reisezentrum. Der frühere Fahrdienstleiter-Bereich wurde zu Toilettenanlagen umgebaut. In der Kreisstadt Nordhorn (knapp 60.000 Einwohner) und in Neuenhaus (rund 10.000 Einwohner) gibt es in den Bahnhöfen außerdem Sitzbänke mit Anschlüssen, um Handys oder Tablets aufzuladen. Zudem gibt es Filialen eines örtlichen Bäckers, in denen sich die Menschen wie etwa in Neuenhaus gern auch zum Kaffeeklatsch treffen. Das belebt den Bahnhof. Güter sollen von der Straße auf die Schiene wechseln Die Bentheimer Eisenbahnen betreiben neben der Regionalbahnlinie 56, die bald bis ins niederländische Coevoerden verlängert werden soll, auch den Busverkehr. Der Takt der Buslinien ist auf die Bahn abgestimmt. Auf der im Personen- und Güterverkehr genutzten Strecke gibt es Kreuzungsmöglichkeiten. Das ist wichtig für die Pünktlichkeit und deshalb soll zwischen Neuenhaus und Nordhorn noch eine weitere Kreuzungsmöglichkeit gebaut werden. Die Strecke nutzen schließlich auch Güterzüge im europäischen Verkehr, etwa durchlaufende Züge aus Malmö. Die mit finanzieller Hilfe der LNVG erweiterte Werkstatt steht auch anderen Eisenbahn-Unternehmen für die Wartung oder Reparatur von deren Loks und Waggons zur Verfügung. Ansonsten werden hier die fünf Lint-Triebwagen und die Dieselloks der BE gewartet. Möglichst viele Arbeiten sollten vor Ort erledigt werden können, sagt Ralf Uekermann. &bdquo;Es wäre ja Wahnsinn, wegen eines defekten Scheibenwischers nach München zu müssen.“ Lkw nur noch auf der letzten Meile Es gibt auch regionale Güterkunden in der Grafschaft, etwa ein Schotterwerk und einen Stahlhandel. Die Bentheimer Eisenbahn möchte den Ziel- und Quellverkehr im Güterverkehr für Kunden entlang der Strecke weiter entwickeln. In Nordhorn soll außerdem ein neues Umschlagzentrum entstehen, um Güter von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Diesen Umschlag von der Straße auf die Schiene wollen die BE nach Angaben Uekermanns in die Fläche bringen, &bdquo;damit der Lkw möglichst nur noch die letzte Meile fahren muss.“

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