Unternehmen zieht um - bleibt aber Rahden verbunden

Rahden. Es ist ein Unternehmen mit Tradition. Seit gut sieben Jahrzehnten gehört die Firma Heinzig fest zu Rahden. Nun steht eine große Veränderung bei Heinzig Metalltechnik an: ein Umzug. Die neue Adresse wird nicht wie anfangs geplant in Lavelsloh sein. Heinzig zieht ins Gewerbegebiet Rahden-Süd. Eine Straße im Industriegebiet Rahden-Süd erinnert nun an Erich Heinzig. Der gebürtige Schlesier kam nach Rahden und gründete 1949 einen Betrieb, aus dem sich die heutige Heinzig Metalltechnik entwickelte. Erich Heinzig war Tüftler, besaß viele Patente. Wer einst in der Landwirtschaft aktiv war, dürfte vielleicht die erste vollautomatische Kartoffel-Legemaschine kennen: "Pflanzfix" - eine Erfindung von Erich Heinzig.Welche Produkte zuerst gefertigt wurdenDie Kartoffel-Legemaschine war das erste Produkt von Heinzig. Weitere folgten - etwa die Einzelkorn-Sämaschine, Pumpen, Häckselmaschinen oder ein Kippwagen. "Es waren Erzeugnisse für den Agrarbereich", merkt Mario Heinzig von der Geschäftsführung an.Ende der 1950er-/Anfang der 1960er-Jahre kam ein Espelkamper Möbelhersteller auf Erich Heinzig zu. Für das Rahdener Unternehmen begann damit die Fertigung von Eck- und Steckteilen für die Möbelindustrie. Bis Mitte der 1960er-Jahre avancierte Heinzig zum Lohn-Fertiger. In den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hat das Unternehmen weiter expandiert, neue Standorte kamen hinzu.Ortswechsel statt OutsourcingVor elf Jahren startete die Firma "2Cut" nach dem Umzug aus Rahden in der niedersächsischen Nachbargemeinde Lavelsloh - damals mit 16 Mitarbeitern. Heute sind hier 42 Menschen beschäftigt und arbeiten im Dreischichtbetrieb. "2Cut" ist nach Angaben von Mario Heinzig in der Blechfertigung tätig - es wird gelasert, gestanzt und umgeformt. "2Cut" war bis zum Umzug nach Lavelsloh am Standort Rahden integriert. Eine Erweiterung sei hier wegen der Begebenheiten nicht so zu realisieren gewesen wie geplant, merkte Mario Heinzig an. Das Unternehmen habe vor der Frage gestanden, den Standort zu wechseln oder diesen Bereich an Dritte abzugeben. Die Entscheidung fiel für den Ortswechsel.Hohe Fertigungstiefe im BlechbereichVor knapp vier Jahren übernahmen die Rahdener die Hiller Firma Zimmermann, die Maschinen-Einhausungen aus Blech fertigt. Seit den 1950er-Jahren macht Heinzig auch Pulverbeschichtungen. Das übernehmen die Rahdener für eigene Produkte, aber auch für Externe. Daraus hat sich mit dem Start der neuen Vorbehandlungs- und Beschichtungsanlage die Alpha Oberflächentechnik entwickelt, die heute für die Pulverbeschichtung zuständig ist.Für reine Drehteile ist die Firma Spanwerk in Lavelsloh zuständig und am Standort Garbsen kümmert sich ein Team um das Laserschweißen und das Laserbeschriften. Zudem hat die Heinzig Gruppe eine Zeitarbeitsfirma mit Sitz in Espelkamp gegründet. Die Firmen der Gruppe hätten alle etwas miteinander zu tun, sagte Mario Heinzig. "Wir sind im Umkreis von 100 Kilometern wohl das Unternehmen mit der höchsten Fertigungstiefe im Blechbereich."Wie sich der Stahlpreis veränderteDie Wirtschaft ziehe allgemein wieder an, betonte Heinzig. Es sei aber noch eine Unsicherheit da, wie es mit Corona weitergehe. "Man muss sehen, was passiert." Die Rahdener kämpfen derzeit mit hohen Materialpreisen und es gibt Versorgungsengpässe. Das ziehe sich überall durch, so Heinzig. Preise seien überall empfindlich gestiegen, "das spüren wir alle".Vor der Krise habe eine Tonne Stahl rund 600 Euro gekostet, auf dem Höhepunkt der Krise seien es dann bis zu 2.600 Euro je Tonne gewesen. Das habe sich nun etwas beruhigt, merkte Mario Heinzig an. Die Preise seien aber noch etwa auf dem doppelten Niveau, verglichen mit dem Stand vor der Krise.Auszubildende werden in Betrieben rarViele Automotive-Hersteller hätten in der Corona-Krise ihre Werke geschlossen und man müsse schauen, wie es sich entwickele, wenn die nun alle wieder ans Netz gingen und Stahl und Blech bräuchten. Heinzig: "Man muss sehen, wie sich das weiter entwickelt."Die schwierige Suche nach Fachkräften in der Industrie macht auch vor der Heinzig Gruppe mit ihren derzeit 195 Mitarbeitern nicht Halt. An allen Standorten gebe es derzeit acht freie Lehrstellen - vom Anwendungstechniker bis zum Metallbauer. "Es findet sich keiner", sagte Mario Heinzig. "Es ist eigentlich überall dasselbe, es wird immer schwieriger." Da sei der Fachkräftemangel dann vorprogrammiert. Zudem gehen die Rahdener davon aus, dass der wegen Corona zeitweise ausgesetzte Präsenzunterricht in den kommenden Jahren Folgen haben wird. Was Heinzig in der Krise half"Also wird in den kommenden Jahren der Trend zur Automatisierung steigen", vermutet Mario Heinzig. Das sei aber dann schwierig, wenn es um kleine Serien von Teilen gehe.Für das laufende Jahr ist Mario Heinzig aber zuversichtlich. Ob Sondermaschinenbau, Lüftungstechnik, Audio, Landmaschinen oder mehr - es gebe kaum eine Branche, in der Heinzig nicht Kunden habe. "Wir sind breit gefächert aufgestellt, das hat uns in der Krise geholfen", betonte Mario Heinzig, der sich sehr über die Ehrung seines Großvaters durch die Straßenbenennung freut.Pläne für Umzug gab es schonUnd nun steht ein großer Schritt für das Unternehmen bevor. Im Jahr 2020 hatte die Heinzig Gruppe das Grundstück der insolventen Firma Glasmetall im Gewerbegebiet Rahden-Süd gekauft. Damit entschied sich auch, wo die Heinzig Gruppe künftig ihren Sitz haben wird. Es hätten schon Pläne in der Schublade gelegen, um 2024 den Startschuss in Lavelsloh geben zu können. Dort hatte das Unternehmen noch eine drei Hektar große Reservefläche. Dann wäre in Rahden nur noch die Pulverbeschichtung geblieben. Dann kam 2020 die Insolvenz von Glasmetall. das Unternehmen hatte erst kurz zuvor mit dem Bau neuer Hallen in Rahden-Süd begonnen. Sein Unternehmen sei von der Stadtsparkasse angesprochen worden und binnen kurzer Zeit sei man sich auf der Baustelle grundsätzlich einig gewesen, sagte Mario Heinzig. "Wir bleiben Rahden verbunden""Wir sind ein Rahdener Unternehmen." Sein Großvater sei nach dem Krieg nach Rahden gekommen. Bei einem Umzug nach Lavelsloh hätten Mitarbeiter zum Teil auch weitere Wege gehabt. "Wir entschieden: Als Rahdener Traditions-Unternehmen bleiben wir Rahden verbunden." Alles Weitere sei dann sehr unbürokratisch gelaufen. Nun baut Heinzig auf dem Areal an der Erich-Heinzig-Straße weiter. Wegen der allgemeinen Entwicklung auf dem Bau sei alles teurer geworden. "Da müssen wir jetzt durch", meinte Mario Heinzig und hofft, dass der komplette Umzug an die neue Adresse in Rahden-Süd im Juni oder Juli erfolgt sein wird. Teilbereiche würden schon Ende Februar/Anfang März umziehen, kündigte Mario Heinzig an. Nur Alpha Oberflächentechnik, die Pulverbeschichtung, wird am jetzigen Standort Auf der Welle bleiben. Für die anderen Gebäude werde eine Nachnutzung gesucht.

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