44-Jähriger erhält Corona-Strafe: "Ich fühlte mich wie im falschen Film"

Rahden/Espelkamp. Kurz vor Weihnachten vorigen Jahres gab es viele Menschen, die sich mit dem Coronavirus infiziert hatten. Die Inzidenzwerte erreichten ungeahnte Höhen. Vor Weihnachten machten die Behörden deshalb auch in Nordrhein-Westfalen weite Teile des stationären Einzelhandels dicht. Mit der Gastronomie hatten sie das schon Anfang November gemacht. Damit war das Ende der Fahnenstange bei den Corona-Maßnahmen aber nicht erreicht. Unmittelbar vor Weihnachten erließ auch der Kreis Minden-Lübbecke angesichts eines Inzidenzwertes von deutlich über 200 eine Ausgangssperre. In Espelkamp gab es Tage, da lag dieser Wert sogar bei mehr als 500. Zwischen 21 und 4 Uhr durfte deshalb wegen der Ausgangssperre niemand seine Wohnung verlassen – außer es gab triftige Gründe. Mehrere Verfahren stehen nun an Ein 44-jähriger Espelkamper hatte diese triftigen Gründe aus Sicht der Stadtverwaltung Espelkamp nicht. Der Mann war zu nächtlicher Stunde in der Innenstadt von der Polizei angehalten worden. Etwas später bekam der Mann Post aus dem Rathaus – verbunden mit einem Bußgeldbescheid über 250 Euro. Dagegen legte der 44-Jährige Einspruch ein. Warum er das tat, das erklärte er nun im Rahdener Amtsgericht gegenüber Richterin Hildebrandt. Die Richterin hat derzeit mit mehreren solcher Verfahren zu tun. Es war die Startphase der Ausgangssperre in Minden-Lübbecke. An jenem Abend fuhr der Espelkamper zu einem Kumpel. Mit dem treffe er sich regelmäßig zum Dartspielen. Er habe keine Corona-Auflagen verletzt, sagte der 44-jährige Espelkamper. Er sei kein Maskenverweigerer und er habe sich auch impfen lassen. "Ich fühlte mich wie im falschen Film" Gegen 2 Uhr sei er in jener Nacht nach Hause gefahren. An einem Kreisverkehr habe er dann einen Polizeibulli stehen sehen, sagte der Mann. &bdquo;Ich dachte, die suchen einen." Er sei dann weiter nach Hause gefahren und kurz vor dem Ziel habe er hinter sich Blaulicht gesehen. Die Polizisten hätten ihn auf die Ausgangssperre aufmerksam gemacht. &bdquo;Das war der erste Tag. Ich wusste das nicht", beteuerte der Espelkamper. Er habe ja weder Facebook noch Instagram noch ein anderes soziales Netzwerk. &bdquo;Ich weiß: Unwissenheit schützt vor Strafe nicht", sagte der 44-Jährige gegenüber Richterin Hildebrandt. Die Polizisten hätten sich dann von ihm Führerschein und Fahrzeugpapiere zeigen lassen. Teure Post aus dem Rathaus Espelkamp &bdquo;Dann ging der Spaß richtig los", so der 44-Jährige. Bei einem Test sei kein Alkohol festgestellt worden. Der Verbandskasten sei kontrolliert worden und einer der Beamten sei halb unter das Auto gekrochen, um etwas zu kontrollieren. &bdquo;Ich fühlte mich schikaniert, ich fühlte mich wie im falschen Film", erklärte der Espelkamper. Die Polizisten hätten dann erklärt, dass es ein Verfahren der Stadt Espelkamp gegen ihn geben werde. Am PC habe er sich anschließend anhand eines Pressespiegels informiert – und dabei erfahren, dass es in 99 Prozent nur Verwarnungen gegeben habe, wie der Espelkamper vor Gericht anmerkte. Später sei dann Post von der Stadt gekommen und er habe 250 Euro zahlen sollen. "Sie waren nach 21 Uhr außerhalb der vier Wände" In gewisser Weise könne sie ja den Unmut des Mannes angesichts der Polizeikontrolle verstehen, merkte Richterin Hildebrandt an. Es sei aber die zweite Nacht der Ausgangssperre gewesen. Diese Regelung sei rigoros durchgesetzt worden und das sei zur damaligen Zeit auch richtig so gewesen. Der Espelkamper sei vorsätzlich zur Zeit der Ausgangssperre unterwegs gewesen, merkte die Richterin an. Der Mann habe doch selbst gesagt, dass Unwissenheit nicht vor Strafe schütze. &bdquo;Sie hätten sich informieren können." An dem Bußgeld von 250 Euro lasse sich auch nichts drehen, es gebe einen festgelegten Bußgeld-Katalog. Sie verstehe aber auch, dass manches genervt und etwas undurchsichtig gewesen sei, ergänzte die Richterin. Warum der Mann Einspruch einlegte Wenn er mit einer Verwarnung davonkomme, dann sei das in Ordnung, befand der Espelkamper. Widerspruch habe er wegen des Vorwurfes eingelegt, gegen eine Infektionsschutzmaßnahme des Kreises verstoßen zu haben, indem er die Wohnung verlassen habe. &bdquo;Ich habe die Wohnung am Vortag verlassen." Und er habe sich auch nicht auf einer Straße aufgehalten. Er sei von der Polizei dort angehalten worden, betonte der 44-Jährige. &bdquo;Sie waren nach 21 Uhr außerhalb der vier Wände", hielt Richterin Hildebrandt dagegen. Sie legte dem Mann &bdquo;ans Herz, den Einspruch zurückzuziehen". Im Fall einer Verurteilung werde es wegen der Verfahrenskosten noch teurer. &bdquo;Und Sie hätten zwischen 21 und 4 Uhr in den eigenen vier Wänden sein müssen." "Dann zahle ich gern 250 Euro" Er habe die Wohnung vorher verlassen und eine Verwarnung hätte gereicht, unternahm der Espelkamper einen neuen Anlauf. Der Espelkamper hätte zu Hause bleiben müssen – oder bei seinem Kumpel, erklärte dagegen die Richterin. Der zog dann seinen Einspruch gegen den Bußgeldbescheid zurück. Als Bürger habe man gegen die Stadt keine Chance. &bdquo;Dann zahle ich gerne die 250 Euro."

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