Warum eine Rahdener Arztpraxis auf Urlaub verzichtet

Rahden. Eigentlich hätten sie gern Pause gemacht. Über Weihnachten und den Jahreswechsel. Der Plan dafür stand. Dann stieg die Zahl der Menschen auch in Rahden deutlich an, die mit dem Coronavirus infiziert sind. "Wir hatten eigentlich Ferien über die Feiertage geplant", erzählt die Medizinerin Sarah Seeger von der Rahdener Arztpraxis "Liev un Seel". Ab dem 14. Dezember habe sich die Situation dann zugespitzt. Deswegen haben die Mediziner Jens Gottfriedsen und Sarah Seeger sowie ihr Team die Praxis im Ärztehaus nicht geschlossen. "Wir hätten den Mitarbeitern gern die zwei Wochen Pause gegönnt", merkt Sarah Seeger an. Menschen halten im Moment mehr aus Wie es in den vergangenen zwei Wochen in der Praxis war? Unterschiedlich, sagt Sarah Seeger. Es habe zum Teil einen Andrang von Patienten mit Erkrankungen gegeben. Akute Herzerkrankungen oder Rückenprobleme gebe es ja weiter. Sarah Seeger und ihre Kollegen haben aber den Eindruck, dass "die Menschen mehr aushalten und erst dann zum Arzt gehen, wenn es nicht mehr geht". Mit Angst habe das eher nicht zu tun. Viele wollten nicht zum Arzt gehen, um die Praxen zu entlasten. Das klinge bei Patienten immer wieder durch. Wiederum andere kämen derzeit nicht, weil sie so wenig Kontakte wie möglich haben wollten. "Wir haben gesagt, dass wir weitermachen müssen" Es habe in den vergangenen zwei Wochen aber auch viele Rückfragen gegeben. Menschen hätten sich erkundigt, was sie nach einem positiven Corona-Test tun müssten oder was zu machen sei, wenn sie Kontaktperson seien. Nach wie vor sei viel Unsicherheit da, hat Sarah Seeger beobachtet. Manches könne man aber schnell aufklären und das beruhige die Patienten. Seeger mit Blick auf die klare Haltung im Praxis-Team: "Wir haben gesagt, dass wir weitermachen müssen, als Ansprechpartner für die Patienten bereitstehen wollen." Derzeit hätten ja auch nicht alle Kollegen ihre Praxen geöffnet und denen, die nun den Dienst versähen, wolle die Rahdener Praxis kollegial zur Seite stehen. "Überwiegende Zahl der Patienten ist positiv gestimmt" Die Stimmung in den Reihen der Patienten beschreibt Sarah Seeger als überwiegend positiv. Manchmal sei jemand unzufrieden, weil es mitunter wegen der telefonischen Überlastung schon mal schwierig gewesen sei, die Praxis zu erreichen. "Aber die überwiegende Zahl der Patienten ist dankbar und positiv gestimmt, wenn wir ihnen helfen oder Infos geben können." Der Impfstoff sei Thema bei den Patienten, hat die Medizinerin beobachtet. Es gebe Nachfragen und alle Infos, die die Praxis habe, würden weitergegeben. Sarah Seeger: "Der überwiegende Teil der Patienten ist zuversichtlich, dass der Impfstoff helfen wird, den normalen Alltag wieder herzustellen." Skeptiker gebe es nur vereinzelt. Die öffentlichen Informationen zum Impfstoff seien aber auch gut zugänglich und das helfe den Menschen. Impfung auch durch Hausärzte sinnvoll Der Rahdener Arzt Wolfgang Adam ist dafür, dass Hausärzte auch impfen dürfen, weil sie ihre Patienten am besten kennen würden. Dem steht Sarah Seeger offen gegenüber. "Wir haben uns auf freiwilliger Basis für die Mithilfe im Impfzentrum gemeldet." Es komme dann auch darauf an, welchen Impfstoff man zur Verfügung habe. Der aktuelle Impfstoff sei schwierig zu lagern, gibt Seeger zu bedenken. Ließe sich das logistisch einrichten mit dem jetzigen oder mit weiteren Impfstoffen, die nicht so aufwändig zu lagern seien, dann "finde ich es sehr sinnvoll, wenn wir Hausärzte auch impfen." Was die Medizinerin den Skeptikern rät Was die Medizinerin den Impfskeptikern sagt, damit die sich impfen lassen? "Das Risiko der Nebenwirkungen des Impfstoffs ist deutlich geringer als das Risiko, eine Infektion mit möglicherweise schwerem Verlauf zu bekommen", sagt Sarah Seeger. Nebenwirkungen seien in den Studien gesehen worden. "Aber ich habe eine 95-prozentige Chance, keine Infektion zu bekommen." Für sie sei es selbstverständlich, sich impfen zu lassen. Welchen Wunsch Sarah Seeger für das kommende Jahr hat? Sie wünscht sich, möglichst viele Menschen bei guter Gesundheit zu haben - einschließlich der Familie, der Praxis-Mitarbeiter, der Freunde und Verwandten.

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