Kandidat Udo Högemeier: Zukunftsfähige Schulen und eine attraktive Innenstadt

Rahden. Am Sonntag wählen die Bürger zwischen Rhein und Weser auch ihre Bürgermeister. In Rahden tritt für die SPD Udo Högemeier an. Er nennt seine Ziele, sollte er gewählt werden. Was hat Sie motiviert, für das Amt des Bürgermeisters zu kandidieren? Udo Högemeier: Mich hat motiviert, dass es immer auch mehrere Kandidaten geben solle, damit die Bürger eine echte Wahl haben. Die SPD wollte einen eigenen Kandidaten stellen. Was wäre Ihre erste Amtshandlung, wenn Sie Bürgermeister würden? Högemeier: Meine erste Amtshandlung wäre selbstverständlich, mich bei der Verwaltung und ihren Mitarbeitern vorzustellen. Ich muss mich erst einmal einarbeiten, die Mitarbeiter im engeren Umfeld weiter kennenlernen und mich akklimatisieren. Welches Projekt würden Sie als Bürgermeister zuerst angehen? Högemeier: Ich bin kein Freund von Schnellschüssen. Als Ingenieur ist man bei neuen Projekten gewohnt, ein so genanntes Pflichtenheft zu erstellen. Da wird festgehalten, welches Ziel ich erreichen möchte und welche Schritte dafür notwendig sind. Man muss mit einer ehrlichen Problem-Analyse starten dann systematisch die Lösungs-Optionen darstellen. Am Ende muss man die beste Lösung umsetzen. Das würde für welches konkrete Projekt in der Stadt Rahden gelten? Högemeier: Das gilt für den weiteren Ausbau der Sekundarschule, die Kirchringbebauung ist auch ein wichtiges Thema. Die Digitalisierung soll unsere Schulen zukunftsfähig machen. Corona hat gezeigt, wie wichtig Digitalisierung in besonderen Situationen sein kann - wenngleich ich kein Freund von ausschließlich Home Schooling bin. Das sollte die Ausnahme sein und nicht die Regel, weil soziale Kontakte elementar wichtig sind. Für den gesamten Campus muss ein Konzept erarbeitet werden, wie die Versorgung mit Strom und Wärme möglichst mit erneuerbaren Energien kostengünstig und umweltfreundlich sichergestellt werden kann. Wie sollen Sie den Klimaschutz in der Stadt Rahden voranbringen? Högemeier: Allgemein sollen alle Liegenschaften der Stadt analysiert werden, um die größten Probleme zu identifizieren. Aufgrund dieser energetischen Analyse muss ein Konzept folgen, wie zu gegebener Zeit etwas umgesetzt werden kann. Was heißt das konkret? Högemeier: Wenn zum Beispiel das alte Rahdener Grundschul-Gebäude saniert werden muss, dann muss man prüfen, welche energetischen Maßnahmen ergriffen werden - ob etwa ein Wärmeverbund-System für die Wand, ein Blockheizkraftwerk oder Anschluss an das Nahwärmenetz sinnvoll sind. Im Rat sind die Windkraft-Planungen gescheitert. Würden Sie als Bürgermeister das wieder aufgreifen? Högemeier: Ja. Ich würde auf jeden Fall versuchen, dass in Rahden Vorranggebiete auf der Grundlage der rechtlichen Vorgaben entwickelt werden. Es wäre auch sinnvoll, wenn Windräder als Bürgerwind-Projekte realisiert würden. Alle erneuerbaren Energien sollen genutzt werden. Wind und Sonne ergänzen sich und zusammen mit Biomasse könnte sich Rahden komplett selbst mit Strom versorgen. Auch mit Wärme könnte ein großer Teil Rahdens versorgt werden. Mobilität ist ein wichtiges Thema. Wie wollen Sie in Rahden den ÖPNV voranbringen und wie wollen Sie sich für die Reaktivierung der Bahnlinie nach Bremen einsetzen? Högemeier: Mobilität im ländlichen Raum ist ganz wichtig. Bürger in den Außenortschaften ohne eigenes Auto müssen mobil sein können. Gerade durch den nicht allzu großen Bedarf müsste ein sehr flexibles Nahverkehrssystem etabliert werden. Denkbar wäre ein Anrufsammel-Taxi oder ein Rufbus. Deshalb ist eine gute Bedarfsanalyse wichtig, die Bürger sollen sagen, was sie möchten. Aus Gründen von Umwelt- und Klimaschutz bin ich natürlich für die Reaktivierung der Bahn. Auf allen politischen Ebenen müssen Mitstreiter gefunden werden, mit denen man Druck auf die Entscheidungsträger in den Ländern aufbaut. Wichtig ist, dass die Anlieger-Kommunen an einem Strang ziehen. Wie wollen Sie Unternehmen in Rahden halten und neue in die Stadt holen? Högemeier: Als erstes würde ich auf die Unternehmen zugehen, die es in Rahden gibt und mich mit ihren Wünschen und Sorgen vertraut machen. Für die weitere Entwicklung sind ausreichende und günstige Gewerbeflächen ein Thema, da wird die interkommunale Zusammenarbeit empfohlen. Die Wirtschaftsförderung muss objektiven Kriterien folgen und nachvollziehbar sein. Firmen sollen die Stadt als verlässlichen Partner an der Seite haben, das gibt ihnen Planungssicherheit. Die Politik muss für die Wirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen schaffen und auch garantieren. Der Einzelhandel leidet unter den Corona-Folgen. Was wollen Sie für den Einzelhandel und die Innenstadt tun? Högemeier: Der stationäre Einzelhandel, der für die Innenstadt prägend ist, kann gegenüber dem Online-Handel nur bestehen, wenn ein Einkaufserlebnis geboten wird. Wichtig ist auch ein ansprechendes gastronomisches Angebot. Der Konflikt zwischen Fußgängern,. Radfahrern und Autos muss entschärft werden, es soll eine Lösung mit allen Beteiligten gefunden werden - inklusive der Einzelhändler. Ich will Autos nicht aus der Innenstadt verbannen. Durchgangsverkehre sollen durch Verkehrslenkung möglichst aus dem Zentrum herausgehalten werden. Ich möchte, dass es unattraktiver wird, nur aus Jux und Dollerei mit dem Auto durch Rahden zu fahren. Was wollen Sie für die Sicherung der medizinischen Versorgung in Rahden tun? Högemeier: Es ist Teil der Daseinsvorsorge und deshalb ist es wichtig, dass möglichst viele Facharzt-Praxen vorhanden sind. Bezüglich des Krankenhauses finde ich das neue Konzept der MKK sehr zielführend, weil die Rahdener Stationen ins Klinikum Minden integriert werden. Das stellt eine qualitativ gleichwertige Versorgung sicher. Medizinisches Personal ist nicht an einen Standort allein gebunden, sondern hat zwei Standorte. Das ist für sie eine attraktive Lösung. Die Patienten profitieren von mehr und zum Teil neuen Angeboten. Was wollen Sie konkret für die ärztliche Versorgung vor Ort tun? Högemeier: Man muss sich ernsthaft Gedanken machen, wie die Stadt angehende Ärzte in der Ausbildung unterstützen kann. Denkbar wäre eine Art Stipendium für die, die sich anschließend in Rahden niederlassen möchten.

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