Vietnamesisches Restaurant in Preußisch Oldendorf feiert Jubiläum

Preußisch Oldendorf. Seit 20 Jahren ist das Restaurant &bdquo;Orchideen-Garten“ fester Bestandteil der heimischen Gastronomie. Der Familienbetrieb gilt im Altkreis als einer der Wegbereiter der asiatischen Garküche. Mit Freude wird hier für die Gäste und Freunde gekocht – das kann man spüren und auch die besondere Atmosphäre in den Räumen. Die Familie schaffte nicht nur neue Erinnerungen, sondern &bdquo;exportierte“ auch viele aus der Heimat. Was macht die vietnamesische Gastfreundschaft aus? Chef Quang Binh Tran lacht: &bdquo;Dass man sehr schnell in Verbindung mit dem Gast kommt. Man gibt etwas Gutes und bekommt Gutes zurück.“ Die Kennenlernenphase dauere bei Vietnamesen nicht lange. Er und seine Familie sind Buddhisten – wie in Vietnam 90 Prozent der Bevölkerung, der Rest sei katholisch. Ihr Buddhismus ist eine Unterart namens &bdquo;Phat Ba Quan Am“: &bdquo;Bei uns ist die Verbindung mit den Ahnen sehr stark ausgeprägt. Man sagt: Bei jedem Fluss gibt es eine Quelle.“ Um den Ahnen zu gedenken, wird eine Art Schrein im Haus mit deren Fotos aufgestellt, täglich frisches Obst drapiert und ein Räucherstäbchen entzündet. Das zeige sich auch beim vietnamesischen Kalender: &bdquo;Im Juli findet die große Feier zum Gedenken an die Ahnen statt. Hier sind das Allerheiligen und Totensonntag im Herbst.“ Original vietnamesische Einrichtung Damals in Preußisch Oldendorf waren sie die einzigen &bdquo;Asiaten“, es gab sonst kein anderes Restaurant dieser Art in der Umgebung. Quang Binh Tran hatte sich damit einen Traum erfüllt, zuerst arbeitete er als Automechaniker in Deutschland. Alle Sachen rund um die Einrichtung mussten selbst besorgt werden. Deshalb wurde alles direkt in Vietnam gekauft und mit dem Container verschifft: die Stühle, Tische, Theke, Bilder, Statuen Auch die drei Frauen-Figuren direkt am Eingang – diese symbolisieren Nord-, Mittel- und Südvietnam. In allen drei Teilen des Landes wird ein anderer Dialekt gesprochen. Mehr zum Thema: Veränderungen 2025: Neues Schmuckgeschäft in Espelkamp, Lübbecker Restaurant mit neuem Inhaber Quang Binh Tran wurde 1968 in Hanoi geboren, in Nordvietnam. Dann zogen seine Eltern nach Saigon, dort ging er zur Schule. Auch den Vietnam-Krieg mit den Bombardierungen erlebte er mit. Sein Name lautet übersetzt &bdquo;Licht des Friedens“. Das hat einen Grund: 1968 fand ein Friedensgipfel in Paris statt. Seine Mutter war zu dem Zeitpunkt wegen der Entbindung im Krankenhaus. Dann wurde der Vertrag unterzeichnet und zumindest bis 1972 die Bombardierung gestoppt. Doch es ging weiter: &bdquo;Wir liefen nach draußen und sprangen zum Schutz in dafür gegrabene Löcher.“ In den 20 Jahren mit dem eigenen Restaurant sei es nicht einfach gewesen. Die Traditionen in Deutschland seien nun mal anders, man feiere Festtage oft zu Hause. Daran mussten sie sich erst gewöhnen. Aber sie hätten sich weiter Mühe gegeben und auch die drei Kinder halfen nach der Schule mit. Dann lief alles immer besser, bis Corona kam. Wie überall in der Gastronomie hätten auch sie weniger Einnahmen gehabt, nur ab und zu gab es Außer-Haus-Bestellungen. In der Zeit wurde sogar überlegt, alles zu verkaufen. Aber dadurch, dass die Familie immer zusammengehalten und sich gegenseitig unterstützt hätte, schafften sie es. Nicht unterkriegen lassen Auf der Feier zum 20-jährigen Jubiläum dankte er dafür allen: &bdquo;Ohne Familie und Freunde würde es uns nicht mehr geben.“ Sein Vater habe immer gesagt, dass auch Probleme eine wertvolle Erfahrung seien und man sich davon nicht unterkriegen lassen solle: &bdquo;Deswegen ist der Orchideengarten heute immer noch da.“ Aber auch die Qualität des frisch gekochten Essens war dafür ausschlaggebend. Alles sei authentisch, das würden die Gäste merken. Wichtig war der Familie auch, dass sie sich integrierte. Die Kinder gingen in Preußisch Oldendorf zur Schule und alle wurden schnell akzeptiert. In der Ecke hinten an der Theke steht ganz unten ein kleiner Schrein. Der soll einerseits für &bdquo;guten Boden“ sorgen und andererseits für gute Geschäfte. Früher habe es oft Unfälle an der Ecke gegenüber der Kirche gegeben. Um dieser &bdquo;Unruhe im Boden“ entgegenzuwirken, würden nach buddhistischem Glauben dazu Schreine aufgestellt – mit täglich frischem Obst und Blumen, bei Arbeitsbeginn wird ein Räucherstäbchen entzündet. In Harmonie mit den fünf Elementen Wasser sei ein großes Thema in Vietnam. Das bemerkt man ebenfalls bei der Einrichtung des Restaurants: Am Eingang ist ein Aquarium platziert und hinten an der Wand hängt ein großes Bild mit Segelschiffen. Früher fuhren die meisten Männer raus mit ihren Booten. Das Bild gilt als Glücksbringer für eine &bdquo;ruhige See“, die Wiederkehr der Seeleute und auch einen erfolgreichen Ertrag. Es ist aus Tausenden winziger Halbedelsteinen wie zum Beispiel Amethyst gefertigt. Überhaupt bestehen Inneneinrichtung und Dekoration meist aus symbolischen Gegenständen. Da gibt es auch ein Bild mit einer Brücke, das komplett aus Reiskörnern erstellt wurde. Oder eines nur aus Perlmutt. 2023 übernahm die jüngste Tochter das Restaurant, ihre Eltern unterstützen sie aber weiterhin. Von den Kindern sei nie verlangt worden, dass eins in ihre Fußstapfen tritt. Aber die Tochter habe schon immer Spaß daran gehabt. Der älteste Sohn ist Arzt in Hamburg, dort lebt er mit seiner vietnamesischen Frau und seinem Kind. Wie auch die mittlere Tochter, die im Management tätig ist. &bdquo;Egal wo du bist und was du machst – wenig Geld zu haben ist nicht schlimm. Arm im Kopf aber schon“, das habe Quang Binh Trans Vater immer gesagt. Bei Vietnamesen sei es wichtig, für eine gute Ausbildung ihrer Kinder sorgen. Es gelte, fleißig zu sein, zu arbeiten und in die Kinder zu investieren. Das alles hat eindeutig gut funktioniert und Familie, Freunde und Gäste können sich nun auf mindestens 20 weitere erfolgreiche Jahre in ihrem Orchideengarten freuen. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Minden-Lübbecke

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