Vermeintlich dritter Bewerber für Bürgermeisteramt in Preußisch Oldendorf

Preußisch Oldendorf. In der vergangenen Woche sorgte ein Facebook-Beitrag in einer Gruppe mit lokalem Bezug für Aufsehen. André Martens, der den Beitrag von seinem Facebook-Konto aus veröffentlichte, stellte sich mit einem Text und begleitendem Bild als neuer Bürgermeisterkandidat für Preußisch Oldendorf vor. Während sich das Bild eindeutig als eine durch künstliche Intelligenz (KI) generierte Abbildung identifizieren ließ, wies auch der Text einige Merkmale auf, die vermuten ließen, dass er KI-generiert war. Bild durch KI generiert Neben der grundsätzlichen Frage, ob es angemessen ist, als Bewerber um ein politisches Amt KI-generierte Inhalte ohne entsprechende Kennzeichnung zu nutzen, warf der Beitrag auch inhaltlich Fragen auf. Neben nicht belegten Zahlen enthielt der Beitrag des selbst ernannten Bürgermeisterkandidaten, der sich als parteilos vorstellte, vornehmlich Formulierungen, wie sie aus dem rechtspopulistischen Bereich bekannt sind. In seinem &bdquo;Aufruf an alle Patrioten“ suggerierte er unter anderem, dass &bdquo;70 Prozent der Menschen hier“ wie er dächten. Weiter hieß es: &bdquo;Immer wieder erleben wir, wie etablierte Kräfte versuchen, den wahren Willen des Volkes zu ignorieren oder gar zu manipulieren“. In der Kommentarspalte zeigten sich eklatante Unterschiede in Sprachgebrauch und Orthografie, die vermuten ließen, dass der ursprüngliche Beitrag nicht von der Person verfasst worden sein konnte, die anschließend auf die kritischen Kommentare weiterer Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer antwortete. Auch ihnen schien der Beitrag überwiegend negativ aufgefallen zu sein. In ihren Kommentaren kritisierten sie etwa die &bdquo;offensichtlichen Lügen“ und &bdquo;nicht belegbaren Zahlen“ sowie die vor Populismus strotzende Wortwahl. Auch einige Ratsmitglieder, etwa Sven Knödgen von den Grünen und Sascha Kramme von der CDU, meldeten sich in der Kommentarspalte zu Wort. Kandidatur steht weiterhin im Raum André Martens geht auf Nachfrage offen mit dem Einsatz künstlicher Intelligenz in Preußisch Oldendorfs Kommunalwahlkampf um: &bdquo;Natürlich, das ist der ganz normale Weg“, ist er sicher und unterstellt im gleichen Atemzug dem SPD-Kandidaten Ali Chaudhry das gleiche Vorgehen. Ali Chaudhry und der Preußisch Oldendorfer SPD-Stadtverbandsvorsitzende Marvin Schrodke weisen den Vorwurf strikt zurück. Alle bislang veröffentlichten Texte seien von Ali Chaudhry oder seinem Team verfasst worden, künstliche Intelligenz sei dabei bisher nicht zum Einsatz gekommen. Bezüglich der Bilddatei, mit der er sich als Bürgermeisterkandidat vorstellte, obwohl sie nicht ihn abbildete, sagte André Martens auf NW-Anfrage: &bdquo;Wer sich interessiert, kann auch zwei Klicks machen.“ Auf seinem Facebook-Profil seien schließlich Fotos von ihm zu finden. Für die Notwendigkeit einer Wiedererkennbarkeit in Preußisch Oldendorf zeigte er wenig Verständnis. Den Beitrag hat er bereits gelöscht Den umstrittenen Facebook-Beitrag habe er inzwischen gelöscht. Seine Kandidatur sei damit jedoch noch nicht endgültig vom Tisch. Als Grund für das Löschen seines Beitrags nennt er die Kritik, die er durch andere Facebook-Nutzerinnen und -Nutzer erfahren habe. Dass ihm aufgrund seines als &bdquo;Aufruf an alle Patrioten“ deklarierten Beitrags Nähe zur AfD unterstellt wird, schreibt er dem &bdquo;Schachteldenken“ der Gesellschaft zu. &bdquo;Wer politische Verantwortung tragen möchte, muss resistent gegenüber Kritik sein“, findet er. Die Reaktionen auf seinen Beitrag seien allerdings zu viel gewesen. Wie die durch ihn getätigten Aussagen und sein Verhalten zusammenpassen, lässt er offen. Ebenfalls offen bleibt, ob er seine angekündigte Bürgermeisterkandidatur weiterverfolgt. Wie er mit seinen politischen Ambitionen weiterhin umgehen wird, möchte er sich noch überlegen. Als nächstes strebe er Beratungen von ehemaligen Bürgermeistern Preußisch Oldendorfs an. Die Namen, die er dabei nennt, finden sich in der Chronik vergangener Bürgermeister nicht. Sollte er weiterhin für das Amt des Bürgermeisters in Preußisch Oldendorf kandidieren wollen, müsste er sich als Einzelbewerber im ersten Schritt selbst vorschlagen und dabei ausreichend viele Unterschriften von Wählerinnen und Wählern vorlegen, die seine Kandidatur befürworten. In Preußisch Oldendorf wären 180 Unterschriften nötig. Das sind fünfmal so viele Unterschriften, wie der Stadtrat Mitglieder hat.

Meistgelesen