Krimi, Krieg und Humor

Von Mops-Liebe bis Nahostkonflikt: Lesetipps aus der Stadtbücherei Preußisch Oldendorf

Eine Portion Spannung, etwas zum Lachen und ein Jugendbuch zum Nachdenken: das sind die Leseempfehlungen von Anja Knost und Ursula Kriebel aus der Bücherei in Preußisch Oldendorf.

Ursula Kriebel (v. l.) und Anja Knost von der Stadtbücherei Preußisch Oldendorf präsentieren ihre Empfehlungen für die nächste Schmöker-Sitzung. | © Sonja Vollmer

Sonja Vollmer
09.06.2024 | 11.06.2024, 12:40

Preußisch Oldendorf. Die Auswahl an interessanten, spannenden und lustigen Lesestoffen ist schier unbegrenzt. Umso besser, dass es Expertinnen wie Anja Knost und Ursula Kriebel aus der Stadtbücherei in Preußisch Oldendorf gibt, die immer eine Empfehlung für Leserinnen und Leser parat haben. Wer noch einen Tipp braucht, welches Buch sich als Nächstes zu lesen lohnt, wird bei dieser Auswahl vielleicht fündig.

„Unschuld“ von Takis Würger

Der Roman "Unschuld" von Takis Würger ist 2022 erschienen und kann in der Bücherei in Preußisch Oldendorf ausgeliehen werden. - © Sonja Vollmer
Der Roman "Unschuld" von Takis Würger ist 2022 erschienen und kann in der Bücherei in Preußisch Oldendorf ausgeliehen werden. | © Sonja Vollmer

Kein Krimi per se, aber ein Roman mit Krimi-Elementen und einer Portion Gesellschaftskritik ist der Roman „Unschuld“ von dem deutschen Schriftsteller und Journalisten Takis Würger. Die Geschichte spielt an der Ostküste der USA und greift Themen auf wie Wohlstandsverwahrlosung, Waffenrecht, Drogenmissbrauch und die Debatte über die Todesstrafe.

Seit Jahren sitzt Molly Carvers Vater für den Mord an dem 16-jährigen Casper Rosendale im Gefängnis. Jetzt bleiben ihr noch 35 Tage, um die Unschuld ihres Vaters zu beweisen, denn ihm droht die Vollstreckung der Todesstrafe. Um herauszufinden, was damals wirklich geschah, kehrt Molly zurück in das US-Ostküstendorf ihrer Kindheit. Unter falschem Namen fängt sie als Hausmädchen bei der Familie Rosendale an. Die Rosendales sind eine sehr wohlhabende, angesehene Familie, die einmal einflussreicher war als die Rockefellers; bei ihren Nachforschungen lernt Molly jedoch eine ganz andere Seite dieser Familie kennen.

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„Emotional und eindringlich zeichnet Takis Würger das Porträt einer Gesellschaft voller Widersprüche und zeigt uns, was sich wirklich hinter den schillernden Fassaden dieser Welt abspielt“, heißt es im Klappentext. „Der Roman ist total spannend geschrieben, was wirklich passiert ist, löst sich erst zum Schluss auf“, schwärmt Anja Knost. Auch später habe sie noch lange über den Roman nachgedacht.

„Über den Dächern von Jerusalem“ von Anja Reumschüssel

Ein Jugendbuch, das einen komplexen Welt-Konflikt aufgreift und auch für Erwachsene reizvoll ist, hat Ursula Kriebel als Empfehlung ausgewählt. „Über den Dächern von Jerusalem“ heißt der Jugendroman ab 14 Jahren von Anja Reumschüssel, der auf zwei Zeitebenen erzählt wird und die Perspektiven auf beiden Seiten - der jüdischen sowie der palästinensischen - einfühlsam beleuchtet.

Der erste Teil der Geschichte spielt im Jahr 1947: Nachdem sie in Deutschland das Konzentrationslager überlebt hat, kommt die 15-jährige Tessa zu ihrem Vater nach Jerusalem. Dieser gehört zu einer paramilitärischen jüdischen Gruppe, die terroristische Anschläge gegen die arabische Bevölkerung und später auch vermehrt gegen die britische Mandatsmacht verübt. Eine Nachts trifft Tessa auf dem Dach ihres Wohnhauses einen gleichaltrigen arabischen Jungen, Mo. Dieser hat seinen Vater bei einem Anschlag verloren. Nur der Leser erfährt, dass Tessas Vater der Attentäter war. Die beiden Jugendlichen kommen vorsichtig ins Gespräch und treffen sich noch mehrmals. In den Wirren der Staatsgründung Israels im Jahr 1948 verlieren sie sich aber aus den Augen.

Der zweite Teil der Geschichte spielt 2023: Anat ist eine junge israelische Soldatin, die ihren Wehrdienst ableisten muss, Karim ein Palästinenser, der in einem Flüchtlingscamp im Westjordanland lebt. Die beiden begegnen sich, als sich Anat bei einer Übung im Westjordanland verläuft und kommen trotz gegenseitigen Misstrauens ins Gespräch. Mit Karims Hilfe gelingt ihr die Rückkehr nach Jerusalem, im Gegenzug holt sie ihn aus dem Gefängnis, als er bei einer Demonstration festgenommen wird.

„In hitzigen Dialogen und wütenden Auseinandersetzungen erfahren wir viel über die Gedanken der jungen Leute auf beiden Seiten, der israelischen und palästinensischen und natürlich auch über das, was junge Leute eint, einfach, weil sie Menschen sind“, so Ursula Kriebel über den Jugendroman. Wie die beiden Teile der Geschichte miteinander verbunden sind, erfahren die Leser nach und nach. „Dies ist ein Buch, dass ich gerade in dieser Zeit sehr wichtig finde und es wäre schön, wenn viele es lesen“ begründet Kriebel ihre Empfehlung.

„Frau Doktor Moormann & ich“ von Elke Heidenreich

Wer gerne etwas zum Schmunzeln haben möchte, der ist bei der Schriftstellerin Elke Heidenreich in guten Händen, finden Anja Knost und Ursula Kriebel. Die Bücher der Autorin würden häufig aus der Bücherei ausgeliehen und da ist auch Heidenreichs 2023 erschienener Roman „Frau Doktor Moormann & ich“ keine Ausnahme.

Und darum geht es: Ihre Nachbarin, die titelgebende Frau Doktor Moormann, geht der Erzählerin furchtbar auf die Nerven. „Man kann ihr nichts recht machen, ständig hat Frau Doktor Moormann etwas zu meckern“, beschreibt Knost in Grundzügen das Verhältnis der beiden Frauen. Das Klavierspiel und das Lachen des Besuchs sind ihr zu laut, der bellende Hund und der schlecht gefegte Gehweg stören sie ebenso. Selbst wenn man ihr etwas Gutes tun will, beschwert sich Frau Moormann. „Eine nachbarschaftliche Hassliebe voller Leidenschaft“, heißt es im Klappentext. Doch dann bringt Mops Gustav eine ganz andere Seite an der biestigen Nachbarin zum Vorschein. Der Vierbeiner kann ihr Herz erweichen und darf später sogar mit ihr im Bett um die Wette schnarchen.

Herrlich amüsant und etwas skurril, mit vielen herzerfrischenden kleinen Details und zudem handgezeichneten Illustrationen von Michael Sowa, bietet der Roman etwas leichtere Kost für zwischendurch. „Ich hatte das Buch innerhalb von zwei Stunden durchgelesen. Es ist perfekt, um ein bisschen im Stuhl zu sitzen, die Sonne zu genießen und zu lesen“, so Anja Knost. „Frau Doktor Moormann & ich“ sei für alle Lesergruppen, egal welchen Alters, zu empfehlen.

Ausleihe und Neuanschaffungen

Alle Empfehlungen können in Bücherei in Preußisch Oldendorf ausgeliehen werden. Und wer auf der Suche nach noch mehr Lesestoff ist, kann online unter der Adresse www.biblino.de/preussoldendorf in den Neuanschaffungen stöbern oder anhand eines Stichworts nach Titeln und Autoren suchen. Bücher, die man vorbestellen möchte, kann man zu „Meine Liste“ hinzufügen und an die Bücherei schicken.

Die Mitarbeiterinnen der Stadtbücherei Preußisch Oldendorf bemühen sich zudem, die Nachfragen von Leserinnen und Lesern zu berücksichtigen. Wer also einen bestimmten Wunsch für eine Neuanschaffung hat, kann sich damit jederzeit per Mail an buecherei@preussischoldendorf.de oder zu den Öffnungszeiten der Bücherei an die Mitarbeiterinnen wenden.

INFORMATION


Öffnungszeiten

Die Stadtbücherei Preußisch Oldendorf an der Mindener Straße 3 hat Montag und Mittwoch von 15 bis 17.30 Uhr sowie Donnerstag von 10.30 bis 11.30 Uhr und 16.30 bis 18 Uhr geöffnet.