Seniorenheim in Minden-Lübbecke schließt überraschend: Wie geht es für die Bewohner weiter?

Preußisch Oldendorf. Die Reaktionen auf die Schließung der Senioreneinrichtung Kastanienhof in Bad Holzhausen reichen von Überraschung bis hin zu Bestürzung. Vor wenigen Tagen war bekannt geworden, dass alle Bewohner der Einrichtung beziehungsweise deren Angehörige zum 30. April eine schriftliche Kündigung erhalten haben. Die Mitarbeiter wurden vergangene Woche in einer außerordentlichen Dienstversammlung über die Schließung des Senioren- und Pflegeheimes sowie ihre Kündigung zum 31. Mai informiert. "Wir haben die Information, dass der Kastanienhof schließt, nicht von verantwortlicher Seite bekommen", sagt Bürgermeister Marko Steiner auf Nachfrage von nw.de. "Ich habe es über einen Betreuer erfahren." Ihm sei auch die Ursache für die Kündigung der Heimplätze und der Mitarbeitenden nicht bekannt. Er habe aber mit der Heimaufsicht des Kreises telefoniert, die dafür zuständig sei, Plätze in anderen Einrichtungen für die Kastanienhof-Bewohner zu finden. Rechtlich korrekt verhalten "Mir wurde gesagt, dass man sich keine Sorgen machen müsse, keine Bewohnerin oder kein Bewohner würde auf der Straße stehen", berichtet Steiner. Rechtlich habe sich das Unternehmen, das den Kastanienhof betreibt, korrekt verhalten. "Für die Seniorinnen und Senioren tut es mir sehr leid, dass sie jetzt innerhalb von zwei Monaten umziehen müssen", sagt er. "Ich halte eine wohnortnahe Unterbringung für ältere Menschen für ganz elementar." Er würde sich freuen, wenn sie in der Region bleiben könnten, damit Familie, Freunde und Bekannte keine langen Wege fahren müssten, wenn sie sie besuchen wollten. Die Mitarbeitenden hätten drei Monate Zeit, um eine neue Arbeitsstelle zu finden. "Ich hoffe, dass es ihnen allen gelingt, denn gerade Pflegekräfte werden zurzeit ja sehr gesucht." Finanziell hätte die Stadt Preußisch Oldendorf nicht helfen können "Ich bedauere es sehr, dass sich vorher niemand von den Verantwortlichen bei mir gemeldet hat", sagt der Bürgermeister. "Ich stehe immer für Gespräche bereit." Finanziell hätte die Stadt nicht helfen können, "aber vielleicht Ideen für eine gemeinsame Lösung mit dem Unternehmen entwickeln können". Steiner war häufiger im Kastanienhof zu Gast. "Mein Eindruck ist, dass es dort eine gute und individuelle Betreuung der Seniorinnen und Senioren gibt." Wie bereits berichtet zeigten sich auch Pfarrerin Hilke Vollert und Pfarrer Steffen Bäcker, die gute Kontakte zum Heim und den Bewohnern sowie Mitarbeitenden unterhalten, von der Schließung überrascht und schockiert. Der Kastanienhof wird von der Benediktuspark Unternehmensgruppe beziehungsweise der G & M Unternehmensberatungs GmbH mit Sitz in Hannover verwaltet. Die Benediktuspark Gruppe verwaltet neben dem Kastanienhof in Preußisch Oldendorf-Bad Holzhausen noch neun weitere Einrichtungen unter anderem in Hollenstedt in Niedersachsen sowie auch in Cuxhaven. Bekannt ist der Name Benediktuspark aber auch durch den "Benediktuspark - Zentrum für Seniorenbetreuung" im Ortsteil Schnathorst in Hüllhorst, der ebenfalls zur Gruppe gehört. Laut Heimaufsicht des Kreises ist der Betreiber in der Pflicht, sich um eine neue Unterkunft für die Bewohner zu kümmern, damit diese nicht auf der Straße stehen. Aktuell sollen im Kastanienhof 41 Menschen untergebracht sein. Wie Andreas Hilgendorf, Leiter des Sozialamtes beim Kreis, vergangene Woche sagte, soll der Betreiber des Kastanienhofes den Bewohnern Plätze in unterschiedlichen anderen Einrichtungen darunter auch in Hüllhorst-Schnathorst angeboten haben. Unternehmensgruppe gibt bisher keinerlei Auskunft Die Frage allerdings ist, ob der Benediktuspark in Hüllhorst überhaupt über Kapazitäten verfügt, denn in der Regel führen viele Pflegeeinrichtungen sogar Wartelisten für die Neuaufnahme von Bewohnern. Eine dahin gehende telefonische Anfrage von nw.de bei der Zentralverwaltung der Unternehmensgruppe an der Bemeroder Straße in Hannover blieb unbeantwortet ebenso die Frage nach den Gründen der Schließung in Bad Holzhausen. Man sei nicht verpflichtet, darüber Auskunft zu erteilen, hieß es mit Verweis auf eine erneute Anfrage, die schriftlich per Mail zu stellen sei. Die am Montag, 7. März, an die im Impressum des Benediktusparkes genannten Geschäftsführer Michael Manneck und Bernd Buschmann gerichtete Mail mit Fragen zu den Schließungsgründen sowie der weiteren Unterbringung der Bewohner des Kastanienhofes blieb bislang allerdings unbeantwortet. Bewohner und Angehörige sorgen sich, wie es nun weitergeht Rätselraten herrscht auch bei Bewohnern des Kastanienhofes und deren Angehörigen, die sich sehr sorgen, wie es nun weitergeht. Angela Droste, eine Angehörige, hat sich bereits mit einer Mail an die Redaktion gewandt und wird mehr als deutlich: "Schämen Sie sich nicht?", stellt sie als Frage an den Träger der Einrichtung. "Als seien hier nicht Menschen, sondern Waren betroffen - Mitarbeiterinnen, Pflegebedürftige und Angehörige." Dem Träger habe es nur zu einem lapidaren Formbrief im Briefkasten gereicht: "Kündigung des Heimplatzes für meine 94-jährige schwer kranke Mutter." Aus wichtigem Grund zum 30. April habe es geheißen. Auf den ersten Schock sei bei ihr Beruhigung gefolgt, weil es ja einen Heimplatz in der Partnereinrichtung in Hüllhorst gebe. Doch dieses entspreche nicht der Wahrheit, schreibt Angela Droste. "Dort müsse man erst einmal eine Aufnahme mit dem Träger klären, es könnten ja nun nicht x Menschen mit Pflegegrad 5 plötzlich zusätzlich betreut werden", so die Informationen bezüglich einer möglichen Unterbringung in Hüllhorst. Als Angehörige einer schwer kranken 94-Jährigen sei sie nunmehr auf sich allein gestellt - "trotz aller aller Bemühungen der Mitarbeiterinnen aller Pflegeheime, die ich anrufe". Träger der Einrichtung wird als anonym und nicht ansprechbar beschrieben Der Träger der Einrichtungen habe sich als eine anonyme, nicht ansprechbare Unternehmensberatung entpuppt, die sich "offenbar zu fein dafür war, im Vorfeld mit anderen Institutionen zu kooperieren und Lösungen vorzubereiten", schildert Angela Droste ihre Erfahrungen und stellt folgende, wie sie selbst sagt, ,,bittere Fragen": "Wie wollen wir als reiche Gesellschaft mit unseren alten und kranken Eltern umgehen?" - "Wie viel Geld, menschliche Fürsorge und Umsicht sind unsere Eltern uns wert?" - "Wie wollen wir überforderte Angehörige unterstützen?" und "Wie viel sind uns die liebevollen und kompetenten Pflegekräfte wert?"

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