Eines der größten Drogenlabore aufgeflogen: Was passierte am Tag des Brandes?

Bielefeld/Pr.Oldendorf. Was genau geschah an dem Tag, als in Börninghausen in einer unscheinbaren Lagerhalle das riesige Drogenlabor entdeckt wurde? Das Ganze flog auf, als die Lagerhalle im April 2019 brannte. Seit Montag wird der Fall vor dem Landgericht Bielefeld verhandelt. Am zweiten Verhandlungstag standen Zeugenvernehmungen an. Bis ins kleinste Detail wurde versucht, die Vorgänge am Tag des Brandes zu rekonstruieren. Drei Männer aus Rödinghausen (31), Pr. Oldendorf (39) sowie aus dem niederländischen Nijmegen müssen sich wegen des Verdachts des bandenmäßigen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor Gericht verantworten. Die Angeklagten hatten am ersten Prozesstag angekündigt, sich nicht zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Eine Polizeibeamtin (24), die als eine der Ersten am Einsatzort war, berichtete am Donnerstag davon, dass sie zunächst nur den Vermieter angetroffen habe. Der habe nicht gewusst, was in der Halle vor sich gehe oder dort gelagert sei. Der nun angeklagte Mieter (31) sei erst später hinzugekommen. Er habe den betroffenen Teil wiederum untervermietet, habe er angegeben. Er kenne nur den Namen des Mannes, habe keine Telefonnummer und wisse nicht, was in der Halle vor sich gehe, habe er vor Ort am Tag des Brandes gesagt. Das sei ihr schon &bdquo;merkwürdig" vorgekommen, so die Polizeikommissarin, dass jemand direkt nebenan arbeitet und überhaupt nicht wisse, was dort geschehe. Der Tischler sei sehr nervös gewesen, habe ausweichend geantwortet und Angst vor den auf ihn zukommenden Kosten gehabt. Ein direkter Verdacht habe dort noch nicht bestanden, daher habe man den Mann als Zeugen weiter befragt. Für 3,50 Euro pro Quadratmeter untervermietet Er habe den betroffenen Hallenteil für 2,20 Euro pro Quadratmeter und Monat vom Eigentümer gemietet und für 3,50 Euro pro Quadratmeter ohne schriftlichen Vertrag weitervermietet. Als Grund habe er finanzielle Nöte und einen Arbeitsunfall seines Kompagnons angegeben. Zwei Männer seien eines Tages an der Halle vorbeigekommen und hätten ihr Interesse bekundet, den Hallenteil nebenan zu mieten. Im Folgenden hätten die Männer sich auch mal Maschinen und Werkzeuge ausgeliehen. Ähnlich schilderte auch eine weitere Polizeibeamtin die Befragungen des Hallenmieters am Tag des Brandes: &bdquo;Der war mit den Nerven fix und alle." Er habe Angst gehabt, dass er auf allen Kosten sitzenbleibe. Sie habe ihm zu verstehen gegeben, dass er sich mal Gedanken machen solle, ob er nicht noch mehr wisse, so die Polizeibeamtin. Beamtin: &bdquo;Der war mit den Nerven fix und alle" Riesige Mengen Chemikalien und Gasflaschen: Vom Bild, das sich den Feuerwehrkräften bot, berichtete als Zeuge der Pr. Oldendorfer Feuerwehrchef Ralf Lohrie. Er betreibt eine Firma unweit der betroffenen Halle und war nach der Brandmeldung der Erste am Einsatzort. Er sei &bdquo;selbst schockiert", dass so etwas in unmittelbarer Nachbarschaft passiere. An jenem 28. April 2019 sei um 9.57 Uhr über den Funkmeldeempfänger das Einsatzstichwort &bdquo;Wohnhaus/ Dachstuhlbrand" gekommen, um 10.03 Uhr sei er vor Ort gewesen, so der Feuerwehrchef. Zusammen mit den Kameraden der Löschgruppe Börninghausen habe man sich von der Seite aus Zugang zur Halle verschafft und sei sogleich auf große Mengen Gasflaschen gestoßen. &bdquo;15 bis 20 allein im Eingangsbereich." Da seien den Einsatzkräften zwei Personen entgegengekommen, einer von ihnen habe eine Atemschutzmaske mit Filter getragen. Durch den Rauch seien sie &bdquo;sichtbar gezeichnet" gewesen, so der Feuerwehrchef. Auf seine Ansprache, ihr Auto aus dem Einsatzbereich wegzufahren, hätten die beiden nicht reagiert, sondern seien in den Wagen, einen silbernen Mercedes Vito &bdquo;mit gelbem Nummernschild", gestiegen und davongerast. Er habe ihnen auch gesagt, sie sollten auf medizinische Hilfe warten. An ihr Aussehen könne er sich nicht mehr erinnern, nur daran, dass einer einen Zopf gehabt habe und schmal gewesen sei. Mieter hat als Erstes die Schlösser ausgetauscht Als die Einsatzkräfte den Brandherd in der Halle und das Feuer gelöscht hatten, sei nach der Belüftung der Halle erst das Ausmaß der dort eingelagerten Stoffe deutlich geworden. Aufgrund der zahlreichen Fässer Ameisensäure und Phosphor zog man den ABC-Zug des Kreises hinzu sowie einen Sachverständigen für Gefahrenstoffe aus Minden. Den Vito habe er zuvor schon mal an der Halle gesehen, aber keine Menschen, so der Feuerwehrchef. Auch habe das Hallentor nie offen gestanden. Befragt wurde am Donnerstag auch der Eigentümer des Hallenkomplexes. Er habe keinerlei Schlüssel für die Halle gehabt, der Mieter habe die Schlösser ausgetauscht. Daher habe er, nachdem er den Brand entdeckt hatte, erst einmal über dessen Mutter den Mieter zur Halle gerufen, um aufzuschließen. Dass der Mieter ihm etwas von einer Untervermietung erzählt habe, daran könne er sich nicht erinnern. Er habe kaum Kontakt zu dem Mieter gehabt und sei ihm selten begegnet. Der Prozess wird am Freitag, 26. März, fortgesetzt.

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